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Europas größtes Flüchtlingszentrum

Tegel bleibt Milliardengrab – Flüchtlingsunterkunft bis 2031 verlängert

Der ehemalige Flughafen Tegel soll zum zentralen Ankunftszentrum für Asylsuchende und Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine umgebaut werden. Bislang ist das Projekt Symbol für Bürokratieversagen, Menschenunwürdigkeit und fragwürdige Geschäftemacherei im Schatten staatlicher Hilfsstrukturen.

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Jetzt verlängert: Provisorische Unterbringungszelte auf dem ehemaligen Flughafen Berlin Tegel.

Foto: Sean Gallup/Getty Images

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Lesedauer: 8 Min.

Am 27. Mai 2025 hatte der Berliner Senat auf Vorlage der zuständigen Senatorin für Integration, Cansel Kiziltepe (SPD), eine Verlängerung der Unterbringung von Geflüchteten in Tegel bis 2031 beschlossen und bekannt gegeben: Tegel soll künftig kein Dauerlager für Flüchtlinge mehr sein, sondern ein „Ankunftszentrum nach den Regeln des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems“. Genutzt werden dafür Terminal C und angrenzende Flächen des ehemaligen Flughafens. Vorgesehen ist Platz für 600 Personen im Screening-Verfahren, in dem die biometrische Identität, gesundheitliche sowie sicherheitsrelevante Daten erfasst werden. Für weitere 2.000 Menschen soll nach der Registrierung Platz sein. Zusammen also 2.600 Betten – deutlich weniger als die bis zu 5.000 Flüchtlinge, die im vergangenen Winter dort lebten. Die Nutzung wird gleichwohl bis mindestens 31. Mai 2031 verlängert. Bisher lief die Genehmigung nur bis Ende 2025.
Damit wird Tegel zwar verkleinert, nicht aber unbedingt billiger. Die täglichen Betriebskosten der Unterkunft betragen weiterhin etwa 1,17 Millionen Euro, was jährlichen Ausgaben von rund 428 Millionen Euro entspricht. Dieser Posten im Landeshaushalt steht nicht nur wegen seiner Höhe in der Kritik, sondern auch wegen der Intransparenz. Wie sich die knappe halbe Milliarde zusammensetzt und wer genau profitiert, ist unklar. Eine Offenlegung wurde bislang umgangen. Die Sozialverwaltung hatte dazu laut Medienberichten angegeben, man dürfe sie „aus Vertragsgründen“ nicht detailliert erklären.

Pro Kopf 250 Euro täglich

Nach der Schließung des Flughafens Tegel betrieb das Deutsche Rote Kreuz auf dem Gelände im Nordwesten der Hauptstadt zuerst ein Impfzentrum und dann seit 2022 die Flüchtlingsunterkunft, die zur größten Europas wurde. Ursprünglich war die Massenunterkunft ausschließlich als Ankunftszentrum für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine gedacht. Manche Einwanderer hängen dort aber über Monate fest. Circa 4.500 Menschen waren bislang untergebracht in 40 Leichtbauhallen und wohnen dort in durch Planen abgetrennten Einheiten in Doppelstockbetten, nahezu ohne Privatsphäre. Pro Person und Tag werden dafür 250 Euro ausgegeben. Das ist mehr, als in Berlin ein Hotelzimmer der Luxusklasse kostet.
Europas größte Flüchtlingsunterkunft inmitten der deutschen Hauptstadt gilt als hygienisch prekär, sozial explosiv, aber auch als ein betriebswirtschaftliches Eldorado.

Lukratives Geschäftsmodell mit öffentlichem Geld

Die Kosten von jährlich fast einer halben Milliarde Euro setzen sich wie folgt zusammen: Für Miete und Nebenkosten gehen 4 Millionen Euro monatlich an die landeseigenen Unternehmen Tegel Projekt GmbH und Messe Berlin. Die Messe Berlin beauftragt unter anderem den Sicherheitsdienst und ist für die Anmietung und den Aufbau der Leichtbauhallen zuständig. Sie kassiert laut „Tagesspiegel“ 15 Prozent Bearbeitungsgebühr auf jede ausgestellte Rechnung. Die GmbH verdankte dem Aufnahmezentrum 2023 fast ihren gesamten Gewinn.
Mehr als ein Drittel des Gesamtumsatzes – 136 Millionen von 370 Millionen – sei nicht durch das herkömmliche Messegeschäft, sondern durch das „Engagement“ der Messe am Ankunftszentrum für Geflüchtete in Tegel zurückzuführen, berichtete dieselbe Zeitung. Wie viele Umsätze exakt diesem „Engagement“ zuzurechnen sind, wollte die GmbH nicht mitteilen. Bis heute verweigere der Senat dem Abgeordnetenhaus Einsicht in die Verträge. Die Begründung: Die Messe sei kein Teil der Verwaltung.

Für und mit Sicherheit – 15 Prozent Rückvergütung an die Messe

Auch das Sicherheitsunternehmen Teamflex Solutions, engagiert von der Messe Berlin, meldete nach „Tagesspiegel“-Recherchen achtstellige Überschüsse. 250.000 Euro werden pro Tag fällig. Eingesetzt sind circa 600 Sicherheitskräfte im Schichtsystem, offiziell sind 13 Subunternehmen beauftragt. Bei einer Überprüfung durch Zoll und Landeskriminalamt im Jahr 2023 wurden allerdings Mitarbeiter von 48 Subunternehmen angetroffen.
Für 2022 wartete Teamflex Solutions mit einem Gewinn von 8,2 Millionen Euro auf. Vor dem Tegel-Geschäft 2019 war es nicht einmal eine halbe Million. Die Sicherheitsfirma gehört zur Hälfte ihrem Geschäftsführer, die andere Hälfte steckt in einem undurchsichtigen Firmengeflecht. Dieses führt laut „Tagesspiegel“ über deutsche Holdings bis zu einer Firma nach Luxemburg. Dahinter steht die Familie Gegenbauer, die im Gebäudemanagement tätig ist, ein Ex-Gegenbauer-Manager und der französische Finanzinvestor PAI Partners. Ein Teil der Gewinne aus der Flüchtlingsunterkunft in Tegel fließt somit ins Ausland – an einen großen Private-Equity-Fonds in Paris.
Es ist bis heute unklar, warum das Land Berlin bei der Beauftragung einer Sicherheitsfirma überhaupt den Umweg über die Messe geht und diese nicht direkt beauftragt.

Berliner Steuerzahler finanzieren Millionen

Eine Million pro Monat ist laut dem Magazin „stern“ für die „Leitung“ durch das DRK vorgesehen, das für das Betreiben der gesamten Unterkunft mit anderen Hilfsorganisationen über ein jährliches Budget von besagten fast 500 Millionen Euro verfügt. Die genaue Verwendung bleibt unklar, da die zuständige Sozialverwaltung auch hier bislang unter Verweis auf Geschäftsgeheimnisse keine detaillierten Auskünfte gibt.
Aber auch der Betreiber DRK selbst ist in die Schlagzeilen geraten, unter anderem, als er versuchte, kritische Berichte über die im Ankunftszentrum herrschenden Zustände juristisch zu unterbinden. Ein Gericht entschied, dass bestimmte Aussagen über Missstände weiterhin veröffentlicht werden dürfen.
Auch im Inneren des DRK brodelt es: In einem offenen Brief warf der Betriebsrat der DRK-Zentrum Hilfe für Menschen gGmbH dem betreibenden Schwesterverband DRK‑Sozialwerk Berlin gGmbH (DRK‑SWB) Missmanagement vor. Kurz darauf kündigte die DRK-Zentrum Hilfe für Menschen gGmbH an, die 400 Arbeitsverträge aufzulösen; wer bleiben wollte, musste sich neu bewerben.
Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe räumte bereits im vergangenen Dezember laut BZ ein, Tegel sei „für eine gelingende Integration nicht geeignet“. Anlässlich der Verlängerung der Unterbringung in Tegel und dem beschlossenen Umbau zum Ankunftszentrum, sagte sie, dass der Standort am Flughafen Tegel „nie als größte Unterkunft für Geflüchtete in Deutschland geplant oder geeignet“ gewesen sei. Und weiter:
„Mit dem künftigen Ankunftszentrum Tegel setzen wir als Senat geltendes europäisches Recht um.“
Die Regeln des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) beinhalten die zentrale Unterbringung von neu ankommenden Asylsuchenden für das Feststellen ihrer Identität, ihres Gesundheitszustands und ihrer Bleibeperspektive.
Befürworter des neuen Konzepts verweisen darauf, dass ein einziges, klar geregeltes Zentrum die Registrierung beschleunigt, Doppelstrukturen abbaut und Platz für Projekte wie die Urban Tech Republic oder das künftige Schumacher Quartier am ehemaligen Flughafen schafft.
Die Verlängerungsentscheidung des Senats schafft erst einmal eines: Zeit. Bis 2031 soll ein neues System gewachsen sein, das weniger kostet und gleichzeitig menschenwürdig ist. Bis dahin bleibt Tegel ein gigantischer Kostenblock und ein Dauerbrenner im Berliner Skandalatlas.
Lydia Roeber hat sich schon ihr Studium an der FU Berlin mit Texten verdient und lange als Fernsehjournalistin gearbeitet. Früher als Reisejournalistin tätig, nimmt sie sich heute bevorzugt die drängenden gesellschaftlichen Themen bei der Epoch Times vor – von Transhumanismus über digitale Kontrolle bis zum Bildungsnotstand.

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