Kupferklau in Deutschland
Teure Reparaturen, lange Ausfälle: Ladekabel von öffentlichen Ladesäulen werden zur Beute
Öffentliche Ladesäulen werden zum Ziel von organisierten Banden. Diebe schneiden Kabel ab, um das Kupfer zu verkaufen – der wirtschaftliche Schaden ist enorm.

Ins Visier einiger Diebe geraten inzwischen auch die Ladekabel von öffentlichen Ladestationen für E-Fahrzeuge.
Foto: Scharfsinn86/iStock
Der Diebstahl beginnt meist nachts. An öffentlichen Ladesäulen von E-Autos finden Passanten am Morgen dann nur noch lose Kabelreste, oft sauber durchtrennt, in manchen Fällen achtlos auf den Boden geworfen, meistens aber abtransportiert und vermutlich an Schrotthändler weiterverkauft. In zahlreichen deutschen Städten – darunter Leipzig, Hannover, aber auch kleinere Orte wie Altwarmbüchen, Burgwedel, Glinde oder Ovelgönne – häufen sich seit Monaten solche Vorfälle: Kupferdiebe haben es auf die Strom führenden Kabel an E-Ladesäulen abgesehen.
Nächtliche Sabotage: Ladesäulen im Visier
Täter schneiden gezielt Kabel ab, um das darin enthaltene Metall zu verkaufen. Allerdings: Der Materialschaden durch das entwendete Kupfer ist nur eine Seite der Medaille. Die Reparaturen dauern teils Wochen, die Kosten pro Fall summieren sich um weit mehr als den materiellen Wert des gestohlenen Kupfers. Laut EnBW summieren sich die Reparaturkosten pro Vorfall – inklusive Kabeltausch, Arbeitsaufwand und vorgeschriebener Eichrechtsprüfungen – auf 2.500 Euro bis 8.000 Euro, schreibt „Particle.news“.
Deutschlandweit lässt sich ein Anstieg erkennen, wie Recherchen der Plattform „Electrive“ zeigen. Leipzig gilt inzwischen als Zentrum der bundesweiten Diebstahlwelle. In letzter Zeit verschwanden dort 40 Kupferkabel innerhalb weniger Wochen – zumeist über Nacht. Insbesondere bei unbewachten Schnellladestationen, z. B. an Supermarktparkplätzen oder entlang ruhiger Straßen, sind die Elektro-Tank-Systeme leicht zugänglich und wenig geschützt. An einigen Standorten in Sachsen wurden zwei Diebstähle pro Woche verzeichnet. Die daraus resultierenden Ausfälle treffen nicht nur die Betreiber durch ausufernde Kosten bei der Wiederherstellung der Infrastruktur, sondern auch Nutzer, die mit ihren E-Autos plötzlich ohne Lademöglichkeit dastehen.
50 Euro pro Kabel
Kupfer ist gefragt. Der Börsenpreis des Buntmetalls schwankt. Aktuell liegt er bei knapp 8,50 Euro pro Kilogramm. In einem handelsüblichen Ladekabel stecken bis zu fünf Kilogramm Kupfer. Auch wenn der einzelne Gewinn pro gestohlenem Kabel gering ist, nach Schätzungen 50 Euro pro Kabel, ergibt sich in Serie ein lukratives Geschäft.
Begünstigt wird dies durch die einfache Zugänglichkeit vieler Ladesäulen: oft sind sie unbewacht, schlecht beleuchtet und dabei „verkehrsgünstig“ gelegen für den Abtransport. Die Täter verkaufen das ergatterte Kupfer dann in kleinen, anonymen Chargen beispielsweise an Schrotthändler – eine Rückverfolgung oder gar Strafverfolgung sind so nahezu unmöglich. Betreiber von Ladestationen für Elektroautos haben angesichts der steigenden Diebstähle ihre Sicherheitsvorkehrungen bereits verstärkt. EnBW testet laut „Blackout News“ derzeit automatische Kabelverriegelungen und setzt GPS-Tracker ein. Besonders gefährdete Standorte werden mit Beleuchtung und Videoüberwachung ausgestattet, um Diebe abzuschrecken.
Auch Windparks und Baustellen im Fokus
Auch Betreiber von Baustellen und Windkraftanlagen sind von Kupferdiebstählen betroffen: Erst Anfang Juli fand in Baden-Württemberg der wohl bislang spektakulärste Kupferraub auf einer Großbaustelle in Heilbronn statt: Gleich 40 Tonnen Kabel wurden über Nacht heimlich mit schwerem Gerät abtransportiert, mit einem geschätzten Gesamtschaden von knapp 200.000 Euro, wie der SWR berichtete.
Weitere Diebe hatten es zu Beginn des Jahres auf mehrere Windkraftanlagen im Landkreis Görlitz in Sachsen abgesehen. Der Schaden wird mit 170.000 Euro beziffert, schreibt „Agrar heute“.
30 Tonnen Kupfer in alten Windrädern
In Niedersachsen registrierte das LKA einen sprunghaften Anstieg von Kupferdiebstählen im vergangenen Jahr, berichtet „t-online“. Besonders ältere Windkraftanlagen sollen betroffen sein – sie enthalten bis zu 30 Tonnen Kupfer pro Windrad.
Dabei haben es die Täter in der Regel auf die dicken Stromkabel in den Windkrafttürmen abgesehen, die von der Gondel auf ungefähr 150 Höhenmetern bis ins Fundament verlaufen. Die Täter brechen in die Türme ein, oft über die Wartungsluken, entfernen die Leitungen mit Trennwerkzeugen und schaffen die schweren Stränge in Transportfahrzeugen weg. Die Diebe sind laut LKA oft in Gruppen organisiert und arbeiten hochprofessionell. Hierfür müssen sie über umfangreiches Fachwissen und spezielle Ausrüstung verfügen.
Auch hier übertreffen die Schäden, wie bei den Ladekabeln für Elektroautos, weit den Materialwert der Kupferkabel-Beute: Ausfälle im Stromnetz, Rückzahlungen an Netzbetreiber, technische Gutachten und sonstige Verzögerungen bis zur erneuten Inbetriebnahme nach Reparatur treiben die Kosten für die Betreiber solcher Windkraftanlagen in die Höhe. Sie sind selbst für Sicherheitsvorkehrungen zuständig. Es obliegt ihnen, in die Überwachung ihrer Anlagen, wie zusätzliche Kameras und Alarmanlagen oder auch regelmäßige Kontrollen, zu investieren.
Lydia Roeber hat sich schon ihr Studium an der FU Berlin mit Texten verdient und lange als Fernsehjournalistin gearbeitet. Früher als Reisejournalistin tätig, nimmt sie sich heute bevorzugt die drängenden gesellschaftlichen Themen bei Epoch Times vor – von Transhumanismus über digitale Kontrolle bis zum Bildungsnotstand.
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