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plus-iconRolf Hempel

„Die Mitarbeiter nerven!“ – Teil 1

Wenn Unternehmer oder Führungskräfte den Satz „Die Mitarbeiter nerven!“ sagen, klingt das zunächst nach Frust, nach zu viel Bürokratie, zu vielen Diskussionen, zu wenig Eigeninitiative. Doch hinter dieser Aussage steckt oft mehr, nämlich ein Spiegel für strukturelle, kommunikative und kulturelle Herausforderungen im Unternehmen.

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Wer Mitarbeiter als „nervig“ empfindet, schaut häufig auf das Verhalten, aber selten auf die Bedingungen, unter denen es entsteht. Dabei lohnt sich genau dieser Perspektivenwechsel.

Foto: Pict Rider/iStock

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Lesedauer: 4 Min.

Was dieser Satz wirklich bedeutet

„Die Mitarbeiter nerven!“ – kaum ein Satz bringt so viel Frust, Überforderung und Hilflosigkeit auf den Punkt wie dieser. Und auch wenn ihn kaum jemand offiziell in einem Strategiepapier findet, in Gesprächen unter Unternehmern, in Führungsrunden oder still im Kopf taucht er regelmäßig auf. Doch was steckt hinter dieser provokanten Aussage?

Ein Symptom – kein Urteil

Wichtiges vorweg: Der Satz ist selten Ausdruck von Verachtung gegenüber dem eigenen Team. Viel häufiger ist er ein Symptom für den täglichen Spagat zwischen operativer Verantwortung, Kundenansprüchen, Fachkräftemangel und interner Komplexität. Führungskräfte sehen sich mit wachsenden Erwartungen konfrontiert und fühlen sich zugleich oft alleingelassen.

In dieser Situation wird aus einem vagen Unwohlsein schnell eine Generalisierung: „Die Mitarbeiter nerven!“ Und wie bei allen Generalisierungen wird es gefährlich, wenn man beginnt, sie für wahr zu halten.

Was wirklich nervt – und warum

Die Aussage ist häufig ein Sammelbecken für unterschiedliche Konflikte:

Unklare Kommunikation: Mitarbeiter verstehen nicht, was wirklich von ihnen erwartet wird. Führungskräfte erleben Rückfragen oder Missverständnisse als lästig.

Fehlende Eigenverantwortung: Aufgaben bleiben liegen, Entscheidungen werden aufgeschoben: „Warum denkt hier keiner mit?“

Langsame Prozesse: Es dauert zu lange, bis sich etwas bewegt, weil Rollen, Abläufe oder Prioritäten unklar sind.

Unzuverlässigkeit: Termine werden verschoben, Aufgaben nicht sauber erledigt – Vertrauen erodiert.

Diese Punkte sind jedoch keine Charaktereigenschaften von „Mitarbeitern“, sondern oft das Ergebnis unklarer Rahmenbedingungen, fehlender Führung oder überlasteter Systeme.

Der wunde Punkt: Erwartungen und Realität

Der Satz „Die Mitarbeiter nerven“ entspringt meist einer Lücke zwischen der Vorstellung, wie es laufen sollte, und der Realität im Tagesgeschäft. Diese Lücke frustriert, weil sie Energie kostet und selten offen besprochen wird.

Ein Beispiel: Eine Führungskraft erwartet, dass ihre Mitarbeiter selbstständig arbeiten, Entscheidungen treffen und Probleme erkennen. Doch in der Realität tun das nur wenige. Andere fragen bei jeder Kleinigkeit nach. Was fehlt? Klare Entscheidungsräume, nachvollziehbare Prioritäten, eine Kultur des Vertrauens.

Statt Schuld: Struktur

Wer Mitarbeiter als „nervig“ empfindet, schaut häufig auf das Verhalten, aber selten auf die Bedingungen, unter denen es entsteht. Dabei lohnt sich genau dieser Perspektivenwechsel:

  • Haben neue Mitarbeiter einen echten Einarbeitungsplan?
  • Gibt es regelmäßiges Feedback – auch außerhalb von Krisensituationen?
  • Wird Verantwortung klar übergeben – oder nur Aufgaben?

Oft zeigt sich: Nicht die Menschen nerven, sondern der Mangel an Strukturen, Kommunikation oder Klarheit. Oder wie eine Unternehmerin es kürzlich formulierte: „Ich habe keine schlechten Mitarbeiter – ich habe einen schlechten Rahmen geschaffen.“

Fazit: Ein Weckruf, kein Urteil

„Die Mitarbeiter nerven!“ – das ist kein Zeichen von persönlichem Scheitern. Es ist ein Weckruf für die Führungsarbeit, für die Unternehmenskultur und für den Mut, die eigene Rolle zu reflektieren. Denn wer den Satz nicht nur raushaut, sondern ihn als Einstieg in eine ehrliche Analyse nutzt, macht den ersten Schritt zur Veränderung.

Denn eines ist sicher: Mitarbeiter nerven nicht, sie spiegeln etwas.

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Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

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