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Kein Toilettengang und durchgehendes Stehen

25-Stunden-Rede im US-Kongress: Demokratischer Senator bricht Rekord

Rederekord im US-Kongress: Mit der längsten Rede in der Geschichte des Senats hat der demokratische Senator Cory Booker in der Kongresskammer gegen die Politik von Präsident Donald Trump protestiert. Er sprach rund 25 Stunden lang.

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US-Senator Cory Booker am 01. April 2025 nach seiner Rede im US-Kapitol in Washington.

Foto: Tasos Katopodis/Getty Images

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Lesedauer: 6 Min.

Senator Cory Booker hat den bisherigen Rekord des verstorbenen Senators Strom Thurmond offiziell gebrochen, indem er die längste ununterbrochene Rede in der Geschichte des Senats hielt. Dabei hat er vor allem gegen die Politik von Präsident Donald Trump protestiert.
Der 55-Jährige beendete seine kämpferische Marathon-Ansprache am Dienstagabend um 20.05 Uhr (Ortszeit, Mittwoch 02.05 MESZ) nach einer Rekordzeit von 25 Stunden und fünf Minuten. Damit sprach Booker 47 Minuten länger als der bisherige Rekordhalter Strom Thurmond. In einem auf der Social-Media-Plattform X geposteten Video schwor er: „Ich werde so lange weitermachen, wie ich körperlich dazu in der Lage bin.“
Booker war am Montagabend um 19.00 Uhr (Dienstag 01.00 Uhr MESZ) im Senat ans Rednerpult getreten. Er sprach die ganze Nacht hindurch und hielt sich auch im weiteren Verlauf des Tages weiter auf den Beinen, um Trumps Politik zu geißeln.
„Ich erhebe mich heute Abend, weil ich ehrlich glaube, dass unser Land sich in einer Krise befindet“, sagte Booker. „Das sind keine normalen Zeiten.“

Kritik an Trumps radikale Kürzungen des Staatsapparats

Die Ansprache diente in erster Linie als ausführliche Kritik an den ersten 70 Tagen der zweiten Amtszeit von Präsident Donald Trump. Sie berührte dabei zahlreiche Themen, von Kürzungen im Department of Government Efficiency (DOGE) bis hin zu Trumps Plan, das Bildungsministerium aufzulösen.
Booker kritisierte die Regierung ausdrücklich dafür, einen illegalen Einwanderer aus El Salvador in ein Gefängnis seines Heimatlandes zu schicken, in dem Bandenmitglieder wie die des venezolanischen Tren de Aragua einsitzen.
Zu Beginn seiner Rede sagte Booker, Trump habe „der Sicherheit der Amerikaner, ihrer finanziellen Stabilität, den Grundfesten unserer Demokratie und sogar unserem Streben als Volk nach einem Gefühl des Anstands, das von unseren höchsten Ämtern aus zum Ausdruck gebracht wird, so großen Schaden zugefügt.“
Er warf Trump auch vor, immer mehr Macht an sich zu reißen und damit die US-Demokratie zu gefährden. Dabei sprach er von einem „verfassungswidrigen“ Vorgehen Trumps.
Die USA befänden sich in einem entscheidenden Moment moralischer Entscheidungen. „Es geht nicht um links oder rechts. Es geht um richtig oder falsch“, appellierte der Senator an seine Kollegen.

Kein Toilettengang und durchgehendes Stehen

Booker zeigte in seiner Rede bemerkenswertes Durchhaltevermögen: Um das Rederecht nicht zu verlieren, musste er durchgehend stehen bleiben und durfte nicht einmal auf die Toilette. Der Senator füllte die Zeit nicht nur mit Kritik an Trump, sondern auch mit dem Vorlesen von Gedichten und Ausführungen über Sport. Außerdem beantworte er Fragen von Senatskollegen und war mit Blick auf seine „biologischen“ Bedürfnisse sogar zu Scherzen aufgelegt.
Als sich Bookers Rede ihrem Ende neigte und er dabei war, den Rekord zu brechen, füllten sich die Zuschauerränge der Kongresskammer erneut. Während immer mehr demokratische Parlamentarier sich der Sitzung anschlossen, blieben ihr Trumps Republikaner weitgehend fern.
Nachdem der Rekord gebrochen worden war, ergriff der Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer (DN.Y.), das Wort, um Booker zu seiner Leistung zu gratulieren, während der Senatssaal in Applaus ausbrach. In den Minuten vor dem Rekordbruch war Booker sichtlich erschöpft und schwankte nach 24 Stunden Stehen hin und her.

Weißes Haus: „Bookers hofft auf Spartacus‘-Moment“

Das Weiße Haus kritisierte Bookers Rede.
„Cory Booker hofft auf einen weiteren ‚Ich bin Spartacus‘-Moment, aber das hat bei seiner gescheiterten Präsidentschaftskampagne nicht funktioniert, und es hat auch nicht funktioniert, als er Präsident Trumps Kandidaten für den Obersten Gerichtshof, Brett Kavanaugh, blockierte“, sagte Harrison Fields, stellvertretender Pressesprecher des Weißen Hauses, in einer Erklärung gegenüber The Epoch Times.
Fields bezog sich darauf, dass Booker private Unterlagen über Brett Kavanaugh veröffentlichte, als der Richter 2018 vom Senat für einen Sitz am Obersten Gerichtshof in Betracht gezogen wurde. Dieses Vorgehen verstieß gegen die Regeln des Justizausschusses des Senats.
Der Spartacus-Bezug stammt aus dem Film „Spartacus“ von 1960 über einen Sklaven, der einen erfolglosen Aufstand gegen das Römische Reich anführte.

Bisheriger Rekordrede vom Jahr 1957

Ähnliche, wenn auch kürzere Marathonreden hat es im US-Senat immer wieder gegeben. Sie sind unter dem Namen Filibuster bekannt als Mittel, Abstimmungen über Gesetze hinauszuzögern. Rekordhalter was bislang der rechtsgerichtete Senator Strom Thurmond. Seine im Jahr 1957 gehaltene Rede dauerte 24 Stunden und 18 Minuten. Mit ihr versuchte Thurmond damals, ein Bürgerrechtsgesetz für Afroamerikaner zu blockieren.
Der Rekord von Strom Thurmond habe ihn schon „immer gejuckt“, sagte Booker, selbst Afroamerikaner, später dem Sender MSNBC. Besonders habe ihn empört, dass „die längste Rede in unserem großartigen Senatssaal“ von jemandem gehalten worden sei, der versucht habe, „Leute wie mich“ davon abzuhalten, dort Platz zu nehmen.
Technisch gesehen war Bookers jetzige Rede kein Filibuster, weil im Senat keine Abstimmung über einen Gesetzestext anstand. Booker wollte vielmehr ein Zeichen gegen Trumps Politik setzen und vermutlich auch seine Partei aufrütteln.
Viele Anhänger der Demokraten werfen der Oppositionspartei vor, Trump und seiner Politik nicht ausreichend energisch entgegenzutreten. Angesichts der Flut an Maßnahmen, Ankündigungen und gezielten Grenzüberschreitungen des Präsidenten wirken die Demokraten häufig wie gelähmt.
(Mit Material von afp und The Epoch Times)

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