Betroffene erleben den Stromausfall in Spanien „relativ entspannt“
Nach dem Stromausfall in Spanien haben die lokalen Energieversorger die Netze wieder kontrolliert hochgefahren. Wie haben die Menschen den Blackout erlebt? Epoch Times sprach mit zwei Betroffenen.
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Bei dem großflächigen Stromausfall in Spanien blieben zeitweise alle Züge stehen.
In Spanien, Portugal und Teilen Frankreichs riss ein massiver Stromausfall am Montag, 28. April, mehrere Dutzend Millionen Menschen aus ihrem gewohnten Alltag. Fast die ganze Iberische Halbinsel war ohne Strom. Mittlerweile steht die Energieversorgung wieder weitestgehend.
Doch wie war diese stromfreie Zeit für die Menschen vor Ort? Epoch Times sprach mit zwei Betroffenen in Spanien: der Dolmetscherin Elena im ländlichen Raum und der IT-Helpdesk-Mitarbeiterin Elena F. aus der Metropole Barcelona. Beide erlebten den Blackout hautnah.
Wo sind Sie genau und wie haben Sie den Blackout erlebt?
Elena: Ich bin im Naturpark Cabo de Gata. Das ist in der Provinz Almería, in Andalusien, ganz im Südosten der Iberischen Halbinsel. Das ist eine abgelegene, sehr ländliche Gegend. Es ist ein Kap, und aufgrund starker Winde haben wir sowieso öfter mal Stromausfall. Deshalb hat es eine Weile gedauert, bis mir das Ausmaß dieses Ausfalls bewusst wurde.
Cabo de Gata befindet sich im Süden Spaniens am Mittelmeer (Markierung), Barcelona liegt im Nordosten.
Foto: Google Maps; Bilder: NASA; Kartendaten: Google, GeoBasis-DE/BKG, Inst. Geogr. Nacional
Elena F.: Ich war zu Hause [in Barcelona] und habe gerade gearbeitet. Ich war mit einem User verbunden auf dem Rechner, als plötzlich alles ausging und ich auch dem User nicht mehr Bescheid geben konnte.
Ich habe dann sofort meinen Teamleader angerufen, da ging das Handynetz noch ganz am Anfang. Dem konnte ich dann noch Bescheid geben. Der hat mir gesagt: „Ja, das ist bei mir auch gerade passiert.“ Er wohnt in einem Vorort von Barcelona, und da war mir schon klar, das ist etwas Größeres, wenn es nicht nur Barcelona ist.
Danach ging dann nichts mehr: kein Handynetz, kein Strom. Ich habe mich gefreut, dass ich nicht mehr arbeiten musste.
Elena: Seit heute [29. April] 12 Uhr haben wir wieder Strom und Telefonnetz. Der Strom scheint komplett stabil zu sein, das Telefonnetz schwankt noch. Es kommt aber noch hinzu, dass wir seit heute starke Winde haben und Böen mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde. Und da ist jetzt gerade unklar, ob die Winde die Stabilisierung des Telefonnetzes noch erschweren.
Wir hatten heute Vormittag kurioserweise auch kein Wasser, was aber anscheinend nichts mit dem Stromausfall zu tun hat. Es war eine lokale Sache, aber dadurch war es hier in diesem kleinen Dorf zwar nicht direkt apokalyptisch, aber es war schon eine Art Ausnahmezustand.
Die Menschen vor Ort scheinen das aber gewohnt zu sein und haben das sehr gelassen genommen. Der Supermarkt hat trotzdem geöffnet und man sollte selbst die Preise notieren und bar bezahlen. Alle hatten genügend Wasservorräte und externe Batterien oder kleine Solar-Powerbanks. Die Sonne scheint hier ja sehr zuverlässig. Ich glaube, es war relativ entspannt, weil es solch eine ländliche Gegend ist.
Elena F.: Ja. Wir hatten heute Nacht um 1:30 Uhr bei uns im Haus immer noch keinen Strom. Danach habe ich dann geschlafen und heute Morgen, als ich aufgewacht bin, war alles wieder normal.
Zur Situation in den Supermärkten: Einige Medienbilder zeigten leere Regale. In Ihrer Gegend funktionierte die Lebensmittelversorgung noch?
Elena: Ja. Dadurch, dass es so ländlich und zu dieser Jahreszeit noch nicht überlaufen ist, war genug vorhanden. Im Sommer ist es eine ganz andere Geschichte. Der kleine Ort San José hat vielleicht 1.000 Einwohner. Im Sommer sind durch den Tourismus schnell mal 15.000 Menschen dort. Dann wäre es bestimmt chaotischer gewesen.
So gab es gestern im Supermarkt noch eine Menge Grundnahrungsmittel. Es bildeten sich lange Schlangen, weil das Kassensystem nicht funktionierte. Aber die Menschen wirkten entspannt und es war etwas ganz anderes als in einer größeren Stadt.
Elena F.: Ich weiß es gar nicht. Ich habe das [mit den leeren Regalen] auch erfahren. Aber es ist mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass ich mich jetzt irgendwie eindecken müsste. Ich bin zu keinem Laden gegangen. Ich war ganz entspannt.
Elena: Nichts dergleichen, es war tatsächlich sehr ruhig. Sogar die gastronomischen Betriebe hatten teilweise geöffnet und haben die Sachen, die sie noch in den Kühlregalen hatten, herausgegeben. Sie boten ihre Salate und kalten Tapas an und meinten, dass das ansonsten schlecht wird.
Das Beunruhigendste war wohl für die Menschen, dass sie praktisch gar nicht miteinander per Telefon kommunizieren konnten. Ein Argentinier, der seit rund 20 Jahren hier lebt, meinte, es war für ihn wie eine Zeitreise. Vor 20 Jahren war das der Normalzustand hier. Früher kam aus den Wasserleitungen nur Meerwasser, es gab ständig Stromausfälle und es war alles sehr analog.
Die Leute nehmen das hier deshalb relativ entspannt, weil sie das vor gar nicht allzu langer Zeit oft so hatten. Und dann haben die Menschen bei ihren Nachbarn geklopft und irgendwer hat noch einen Kanister Wasser abgegeben, wenn er etwas übrig hatte.
Elena F.: Nein, nein. Ich habe gemerkt, dass ungewöhnlich viele Menschen auf der Straße sind. Ich wohne in einem Viertel mit vielen Büros. Die konnten wahrscheinlich alle nicht mehr arbeiten. Und da war auf der Straße viel los. Aber es herrschte eine gute Stimmung.
Das Miteinander unter den Menschen ohne Elektrizität verlief weiterhin gut?
Elena: Absolut. Das ist sowieso so eine kleine Parallelwelt. Die Leute hier waren sehr solidarisch und entspannt. Im Radio hieß es, dass das innerhalb von spätestens 12 Stunden behoben sein soll.
Dadurch waren die Menschen optimistisch. Und das Wasser fiel zum Glück erst heute Vormittag aus. Ich glaube, wenn das alles auf einmal geschehen wäre, wäre es anstrengender gewesen. Aber es gab noch Wasser. Die Leute haben Kerzen gekauft und teilweise ihre Campingkocher herausgeholt oder halt noch die ganzen Kaltspeisen aus den Restaurants gegessen.
Elena F.: Ja. Es gab schließlich ein Thema zu besprechen. Es waren alle aufgeregt, aber eigentlich gut gelaunt hier.
Rechnen Sie damit, dass so ein Stromausfall bald wiederkommen wird? Wenn ja, bereiten Sie sich darauf vor?
Elena: Ja, ich habe jetzt alle Geräte geladen, die dann als Powerbank funktionieren könnten. Ich werde auch ein bisschen Leitungswasser abzwacken, dass ich davon ein wenig zur Verfügung habe.
Ansonsten fühle ich mich durch das Dörfliche recht gut aufgehoben. Plus vor den Toren des Nationalparks ist wirklich wie die Obst- und Gemüsekammer Europas. Diese ganze riesige Gewächshauslandschaft ist nicht besonders schön, aber das gibt einem schon das Gefühl, dass man hier jetzt nicht verhungern würde.
Ich würde jetzt dazu tendieren, zu sagen: Ja, so etwas kann immer wieder passieren. Denn nach dem momentanen Stand weiß man den genauen Grund [für den Stromausfall] noch nicht. Hier ist meine Logik, zu sagen: Wenn man nicht genau weiß, was das Problem ist, kann man ja auch nicht ausschließen, dass es bald wieder passiert.
Elena F.: Nein, ich bereite mich nicht vor. Das Letzte, was ich gehört habe, war, dass es von einem Wetterphänomen kam. Ein atmosphärisches Phänomen. Wenn das einmal passiert ist, kann es sicher wiederkommen. Ich rechne jetzt nicht unbedingt damit, vor allem auch nicht, dass es gerade wieder Spanien trifft. Aber es kann natürlich sein. Aber ich habe das jetzt auch nicht als dramatisch erlebt. Von daher wüsste ich jetzt auch nicht, was ich mich darauf vorbereiten soll.
Haben Sie bisher in Ihrem Leben schon mal einen derartigen Stromausfall erlebt?
Elena: Ich habe mal einen 12-stündigen Stromausfall in Chile nach einem Erdbeben erlebt. Dort habe ich meinen Master gemacht. Bei dem Stromausfall [in Chile] hatten wir ein Handy und das Telefonnetz ging. In Europa habe ich bisher noch keinen derart langen Stromausfall erlebt.
Elena F.: So etwas habe ich noch nie erlebt. Das war für mich persönlich definitiv der längste und flächenmäßig größte Stromausfall.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Interviews führte Maurice Forgeng.
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
Das Fachgebiet von Maurice Forgeng beinhaltet Themen rund um die Energiewende. Er hat sich im Bereich der erneuerbaren Energien und Klima spezialisiert. Er verfügt über einen Hintergrund im Bereich der Energie- und Gebäudetechnik.