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Netze am Limit

Energiewende ohne Netz? Niederlande in Sorge vor wachsendem Versorgungschaos

In den Niederlanden warnt die Regierung vor einer Stromkrise. Der beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien überfordert das Stromnetz – mit gravierenden Folgen für Wirtschaft und Haushalte. Experten sprechen von einer Warnung für ganz Europa – insbesondere auch für Deutschland.

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Strommast (Archiv)

Foto: via dts Nachrichtenagentur

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Lesedauer: 3 Min.

In den Niederlanden wächst die Sorge vor weiter steigenden Energiekosten und einer schwindenden Attraktivität des Wirtschaftsstandorts. Der Grund ist, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in einem schnelleren Tempo erfolgt, als die bestehenden Stromnetze bewältigen können. Daraufhin drohen Rationierungen infolge von Ungleichgewichten in der Stromversorgung.
Wie die „Financial Times“ schreibt, warten derzeit tausende Unternehmen und Haushalte auf einen Anschluss an das Stromnetz. Der Verband der niederländischen Netzbetreiber, Netbeheer Nederland, spricht laut dem Medium von mehr als 11.900 Unternehmen. Dazu kommen auch öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser oder Feuerwachen, aber auch tausende neu errichtete Häuser.
Die langen Wartezeiten könnten den Standort gefährden. Unternehmen beginnen bereits, bestehende Investitionspläne zu überdenken. Den Netzbetreibern zufolge gebe es zwar intensive Bemühungen um den Ausbau von Kabeln und Umspannwerken. Dennoch sei in manchen Gebieten mit der Verfügbarkeit eines Anschlusses an die erneuerte Infrastruktur nicht vor Mitte der 2030er-Jahre zu rechnen.

200 Milliarden Euro Investitionsbedarf

Einen Wendepunkt bei der niederländischen Energieversorgung stellte das Ende der Produktion auf dem gigantischen Gasfeld bei Groningen im Jahr 2023 dar. Gleichzeitig befinden sich Netbeheer Nederland zufolge mittlerweile Sonnenkollektoren auf den Dächern von mehr als 2,6 Millionen Haushalten, wie FT berichtete.
Um die erforderlichen Kapazitäten bereitzustellen, so schätzt die Regierung der Niederlande laut FT, beläuft sich der Investitionsbedarf für Kabel und neue Umspannwerke bis 2024 auf mindestens 200 Milliarden Euro.

Niederlande auf dem Weg zum Hochpreis-Stromland

Einen Teil des Geldes will Tennet durch den Verkauf seines Anteils am deutschen Stromnetz an private Investoren hereinbringen. Deren Wert schätzt man auf etwa 20 Milliarden Euro. Der Rest der Kosten wird jedoch im Wesentlichen die Verbraucher treffen. Derzeit liegen die Stromkosten in den Niederlanden bei etwa 26,95 Cent pro Kilowattstunde. Das ist zwar immer noch deutlich unter dem deutschen Niveau von 39,51 Cent angesiedelt, aber gleichzeitig auch erheblich über dem EU-Durchschnitt von 23,7 Cent.
Tennet selbst rechnet mit höheren Strompreisen, um die erforderlichen Investitionen zu finanzieren. Bis 2034 müssten diese jährlich um durchschnittlich 4,3 bis 4,7 Prozent steigen.
Das Energieministerium des Landes und die Netzbetreiber suchen unterdessen nach Möglichkeiten, die Belastbarkeit des Netzes zu verbessern. Dabei ist man bemüht, zu verhindern, dass es zu Situationen wie im April auf der iberischen Halbinsel kommt.
Ein Tennet-Sprecher warnt gegenüber FT, dass Länder wie Deutschland vor ähnlichen Problemen stünden. Auch dort werde Strom nicht immer dann und dort produziert, wo er gebraucht werde – stattdessen komme der Wind aus dem Norden und die Nachfrage aus dem Süden.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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