Kärnten: Genderleitfaden für Landesverwaltung nach nur einem Tag zurückgezogen

Die Kärtner Landesrätin für Frauenbelange, Sara Schaar von der SPÖ will Gleichberechtigung – auch in der Sprache. Ein von ihr verteidigter Genderleitfaden für die Landesverwaltung ist höchst umstritten, das dazugehörige Wörterbuch wurde nach einem Tag zurückgezogen.
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Eine offene Debatte ums Gendern ist durchaus notwendig.Foto: iStock
Von 23. Dezember 2022

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Die Landesregierung im österreichischen Kärnten hatte sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Um so inklusiv wie nur möglich kommunizieren zu können, hatte sie in der vergangenen Woche einen 15 Seiten langen Leitfaden für möglichst geschlechtsneutrale Bezeichnungen in der Verwaltung vorgestellt, dazu ein ergänzendes 71-seitiges Wörterbuch.

Geht es nach den Urhebern des Leitfadens, heißt der Bauer künftig „landwirtschaftlicher Beschäftigter“, der Gast wird zur „Besuchsperson“, der Polizist zur „Polizeikraft“, der Sieger zum „den ersten Platz belegenden“, Vater und Mutter werden zum „Elternteil“, der Täter zur „Unrechtsperson“, der Hausmeister zur „Fachkraft für Gebäudemanagement“, das Vaterland zum „Erstland“, – und so könnte man das beliebig fortführen.

Beschlossen wurde der Leitfaden von der in Kärnten regierenden SPÖ. Heftige Kritik vonseiten der Opposition und verschiedener Verbände ließ nicht lange auf sich warten und fiel so verheerend aus, dass zumindest das Wörterbuch bereits am nächsten Tag zurückgezogen wurde. Der Leitfaden soll aber bleiben.

In diesem werden Bespiele für geschlechtergerechte Bezeichnungen und Umschreibungen angeführt, wie etwa die Verwendung des Genderdoppelpunktes, etwa bei „Dienstnehmer:innen“. Wenn es nicht nur um männliche und weibliche Geschlechtsidentitäten geht, sondern auch um diverse, dann kommen in den Schriftstücken Sonderzeichen dazu. Das würde dann in etwa so aussehen: „der:die Sachbearbeiter:in“.

„Kulturhistorisch gewachsene Begriffe“

Laut „meinbezirk.at“ verteidigt die zuständige Landesrätin für Frauenbelange, Sara Schaar von der SPÖ den Leitfaden: Es sei überall in Österreich der aktuelle Weg, man wolle Gleichberechtigung. Dabei verwies sie auch auf ein Urteil des Verfassungsgerichtshofes aus dem Jahr 2018.

Nicht nur Politiker aus der Opposition zeigten sich empört, auch dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer Siegfried Huber ging die Abschaffung der Berufsbezeichnung „Bauer“ zu weit: „Wir protestieren gegen diese Vorgangsweise auf das Schärfste. Ein Bauer und eine Bäuerin sind keine landwirtschaftlich Beschäftigten, sondern selbständig tätige Unternehmer.“ Hinzu komme, dass die Begriffe „Bauer“ und „Bäuerin“ kulturhistorisch gewachsene Begriffe und somit für viele Kärntnerinnen und Kärntner auch identitätsstiftend seien.

Landesrat Martin Gruber (ÖVP) war der Abstimmung ferngeblieben. Im „ORF“ bezeichnet er das Vorgehen als „sinnlos“: „Ich glaube, wenn man sich das Wörterbuch anschaut, dann sind da wirklich haarsträubende Aussagen und Verwendungen von Worten drinnen. Das ist für mich auch eine Verschlechterung der deutschen Sprache, teilweise würde ich fast von einer Verhunzung sprechen. Irgendwann muss damit Schluss sein, bei aller Wertschätzung auch für Gleichberechtigung.“

Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer bezeichnete das Zurückziehen des Wörterbuchs als „einzigen richtigen Schritt“. „Auch der Genderleitfaden an sich muss eingestampft werden“, zitiert der ORF den Politiker. Das Team Kärnten verlange Aufklärung, wer dieses Werk in dieser Art und Weise erstellt hat und welche Kosten dem Steuerzahler entstanden seien.

Auch die FPÖ forderte Aufklärung, welche Kosten das Projekt verursacht hat. FPÖ-Landesparteiobmann Erwin Angerer verlangt, dass der gesamte Genderleitfaden ersatzlos gestrichen wird. Angerer: „Die SPÖ soll die Landesbediensteten und die Bürger mit diesem Blödsinn ein für alle Mal in Ruhe lassen.“

 



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