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Friedensplan

Trump sieht „gute Chance“ auf Ukraine-Deal - wie es weiter geht

Gerade erst sind Vertreter der USA und der Ukraine in Florida zusammengekommen, da steht schon das nächste Treffen an. Diesmal aber in Moskau. Außenminister Wadephul erwartet eine entscheidende Woche.

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US-Regierungsvertreter verhandelten in Florida mit einer ukrainischen Delegation am 30. November 2025.

Foto: CHANDAN KHANNA / AFP via Getty Images

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Lesedauer: 6 Min.

Nach den jüngsten Gesprächen zwischen ukrainischen und US-Unterhändlern im US-Bundesstaat Florida stehen die Chancen auf ein Abkommen im Ukraine-Krieg nach der Auffassung von US-Präsident Donald Trump gut. „Ich denke, es gibt eine gute Chance, dass wir einen Deal machen können“, sagte Trump am Sonntag an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One vor Journalisten.
Zugleich kritisierte Trump den derzeit die Ukraine erschütternden Korruptionsskandal um den zurückgetretenen Präsidialamtschef Andrij Jermak. „Die Ukraine hat ein paar schwierige, kleine Probleme“, sagte der US-Präsident. „Es herrscht Korruption, was nicht gerade hilfreich ist.“ Die Affäre um seinen engsten Berater setzt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj innenpolitisch massiv unter Druck.

Rubio: „Es bleibt noch viel zu tun“

Nach den Gesprächen in Florida hatte US-Außenminister Marco Rubio von einer „sehr produktiven“ Sitzung gesprochen, zugleich aber die Notwendigkeit weiterer Verhandlungen unterstrichen. „Es geht nicht nur um die Bedingungen, die die Kämpfe beenden“, sagte Rubio. „Es geht auch um die Bedingungen, die der Ukraine langfristigen Wohlstand sichern. … Ich denke, darauf haben wir heute aufgebaut, aber es bleibt noch viel zu tun.“
Der ukrainische Chefunterhändler Rustem Umerow schloss sich der Einschätzung Rubios an, dass noch viel Arbeit zu leisten sei. Er nannte die Gespräche „produktiv und erfolgreich“. Bei welchen inhaltlichen Aspekten genau Fortschritte erzielt wurden und wo es noch hakt, führten weder Rubio noch Umjerow aus.
Selenskyj erklärte nach Abschluss des Treffens im Onlinedienst X, es sei wichtig, „dass die Gespräche eine konstruktive Dynamik haben und alle Themen offen und mit einem klaren Fokus darauf, dass die Souveränität und nationalen Interessen der Ukraine sichergestellt werden, diskutiert wurden.“
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) gab sich vorsichtig optimistisch: „Wir gehen jetzt in eine entscheidende Woche“, sagte er in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“.
Ähnlich sagte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas: „Es könnte eine entscheidende Woche für die Diplomatie sein“. Vor einem Treffen der EU-Verteidigungsminister in Brüssel erklärte sie zudem, dass die Ukrainer „definitiv viel stärker“ wären, wenn sie die Europäer in Florida an ihrer Seite hätten. Sie vertraue aber darauf, „dass die Ukrainer für sich selbst einstehen“.
Kallas will heute sowohl mit dem ukrainischen Verteidigungs- als auch mit dem Außenminister sprechen, um mehr über den Stand der Gespräche zu erfahren.

Putin: „Grundlage für zukünftige Vereinbarungen“

Der im Mittelpunkt der Gespräche stehende US-Plan für ein Ende des Ukraine-Kriegs war in seiner ursprünglichen Fassung vielfach als „russische Wunschliste“ kritisiert worden. So sollte Kiew nicht nur die von Russland besetzten Gebiete im Osten des Landes abtreten, sondern auch noch nicht eroberte Regionen. Zudem sollte die Ukraine auf eine NATO-Mitgliedschaft verzichten und ihre Streitkräfte stark verkleinern.
Bei Gesprächen im schweizerischen Genf, an denen auch Vertreter europäischer Staaten beteiligt waren, wurde der Plan dann zugunsten der Ukraine überarbeitet – nun gibt es eine 20-Punkte-Fassung. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte diese überarbeitete Fassung am Freitag als mögliche „Grundlage für zukünftige Vereinbarungen“ bezeichnet.

Kämpfe gehen weiter

Während diplomatisch um Lösungen gerungen wird, setzen sich die Kämpfe in der Ukraine unvermindert fort. Für zusätzliche Spannungen sorgte ein Angriff auf ein wichtiges Öllager am Schwarzen Meer, das dem Caspian Pipeline Consortium gehört.
Die Ukraine hatte die Verantwortung dafür übernommen. Da die Anlage zentral für den Export kasachischen Öls ist, reagierte Kasachstan deutlich und warf der Ukraine vor, die bilateralen Beziehungen zu gefährden. Man erwarte, hieß es aus dem Außenministerium in Astana, dass sich solche Angriffe nicht wiederholen.

Macron empfängt Selenskyj in Paris

Die Gespräche am Sonntag in Florida markierten den Auftakt einer neuen Woche intensiver diplomatischer Bemühungen. Selenskyj wird am Montag vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris empfangen, um über den US-Plan zu beraten.
Der US-Sondergesandte Witkoff reist nach Angaben aus US-Regierungskreisen am Montag nach Moskau, um mit Putin über den Ukraine-Plan zu sprechen. In den kommenden Tagen will zudem US-Verteidigungsstaatssekretär Dan Driscoll nach Kiew reisen.

EU-Verteidigungsminister diskutieren über Ukraine-Hilfe

In Brüssel treffen sich am Montag zudem die Verteidigungsministerinnen und -minister der EU, um über weitere Militärhilfen für die Ukraine zu beraten. Dabei soll es sowohl um künftige Finanzierungsmöglichkeiten als auch um konkrete Bedarfe Kiews etwa bei Artilleriemunition oder Drohnen gehen. Der ukrainische Verteidigungsminister Denys Schmyhal wird ebenfalls an dem Treffen teilnehmen.
Weiteres Thema der Gespräche wird das Vorgehen gegen die sogenannte russische Schattenflotte sein, mit der Russland das im Zuge des Ukraine-Krieges verhängte Öl-Embargo umgeht und mutmaßlich auch Unterseekabel in Nord- und Ostsee beschädigt. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wird nicht zu dem Treffen nach Brüssel reisen. Er wird vom Parlamentarischen Staatssekretär Sebastian Hartmann vertreten. (afp/dpa/dl)
 

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