Auf der Suche nach dem Corona-Test: Odyssee eines Hilfesuchenden in Berlin

„Sie haben sogar ein Mädchen mit Lungenschmerzen heimgeschickt, das Kontakt mit dem ersten Corona-Infizierten hatte. Da war mir klar, dass ich auch nicht mehr drankommen würde“, so die Auskunft eines Mannes, der hofft, dass bei ihm ein Corona-Test gemacht wird.
Titelbild
Hinweisschild Charité.Foto: iStock
Von 9. März 2020

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, geht davon aus, dass Corona-Tests im „mittleren fünfstelligen Bereich“ durchgeführt wurden. Die Belastungsgrenze sei damit noch lange nicht erreicht. „Wir haben Laborkapazitäten von nahezu 20.000 Tests pro Tag. Da, wo Tests notwendig sind, können wir sie machen“, sagte Gassen der „BamS“.

Die Laborkapazitäten sind das eine. Die Situation vor Ort, wo die Abstriche genommen werden, stellt sich anders dar. Dort kommen Ärzte, medizinisches Personal und auch Patienten an ihre Grenzen, wie die „Welt“ berichtet.

Nachdem die Freundin von L. aus ihrem Südtirol-Urlaub zurückgekehrt war, wurde sie krank. Und auch bei dem Journalisten zeigten sich Symptome von Grippe. Ursprünglich kein Grund zur Sorge, denn schließlich zählte Südtirol zu diesem Zeitpunkt laut Robert-Koch-Institut noch nicht zu den Corona-Risikogebieten. Um sicher zu gehen, begibt sich der Journalist auf eine Odyssee, um sich auf das Coronavirus testen zu lassen.

Hotline: heiß begehrt

Stundenlang wählt er am Montagnachmittag die Berliner Hotline. Besetzt. Beim zuständigen Gesundheitsamt geht niemand ans Telefon. Erst am nächsten Tag hat er Glück. Die Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes empfiehlt, sich an die Hotline zu wenden.

Ein weiterer Rat lautet, einen Virustest beim Hausarzt machen zu lassen. Sollte dieser ablehnen, dann hilft die Teststelle der Charité weiter. Und dann gibt es noch eine Hotline bei der Barmer Ersatzkasse. Doch von dort wird der Hilfesuchende abgeschmettert: „Die Ärztin sagt mir, dass ich nicht gefährdet bin, Südtirol sei kein Risikogebiet.“

Auch beim Hausarzt hat er kein Glück. „Gehen Sie in die Charité.“ Aber erst am nächsten Tag, denn der Andrang dort sei zu groß, hieß es von dort.

Am nächsten Mittwochmorgen will L. endlich Klarheit. Mit der U-Bahn bewältigt er die 15 Kilometer weite Strecke zur Charité in Berlin-Wedding. Dort wurde in einem separierten Gebäudeteil eine Untersuchungsstelle eingerichtet, die täglich von 8 bis 16 Uhr besetzt ist. Bereits am ersten Tag war der Andrang enorm.

Drei Stunden warten im Charité Corona-Test-Zentrum

Um 7.25 steuert der Patient mit seiner Schnupfnase auf das Untersuchungszelt zu. Von einer Arzthelferin erhält er eine Schutzmaske und die Nummer 963. Ein Mitwartender berichtet, dass am Vortrag etwa 500 Leute zum Testen gekommen waren. „Sie haben sogar ein Mädchen mit Lungenschmerzen heimgeschickt, das Kontakt mit dem ersten Corona-Infizierten hatte. Da war mir klar, dass ich auch nicht mehr drankommen würde“, so die Auskunft des Mannes, der hofft, dass er an diesem Tag getestet wird.

Der Journalist bemerkt, dass nicht alle nach ihm Kommenden einen Mundschutz erhalten: „Manche husteten ersatzweise in ihren Schal.“ Eine Stunde später sitzt er im Wartebereich im Zelt mit anderen. Der anwesende Arzt empfiehlt jedoch allen ohne Symptome, besser draußen zu warten. Diejenigen vom Vortrag werden zuerst behandelt.

Um 10.10 Uhr hat die quälende Warterei ein Ende. Ein Arzt befragt den Testwilligen nach seinem Grund und weist ihn darauf hin, dass er das Untersuchungsergebnis am nächsten Tag vorlegen wird. Bei positivem Ergebnis würde sich das Gesundheitsamt bei ihm melden. „Und bei negativem?“, fragt der Journalist. Darauf wusste der Arzt keine sichere Antwort. Aber falls sich niemand melden würde, dann sei wohl alles „okay“.

Nachdem die Proben aus Rachen und Nasenhöhle – sehr unangenehm – entnommen wurden, darf der Patient die Räumlichkeiten verlassen. Mit einigen Infoblättern verlässt er die Teststelle der Charité nach insgesamt drei Stunden. Einen Anruf erhielt er am nächsten Tag nicht, sodass wohl alles „okay“ sein dürfte. Sein Fazit ist jedoch folgendes: „Eine Pandemie hält man so wohl kaum auf.“

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