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Medien und Politik

Berlin: Der Linken-Bezirksverband will „Apollo News“ das Leben im Kiez „unbequem machen“

Das Verhalten und die Wortwahl des Berliner Linken-Bezirksverbands Treptow-Köpenick gegen das Nachrichtenportal „Apollo News“ haben eine Kontroverse ausgelöst: Während „Apollo“-Chef Mannhart eine „Rhetorik der offenen Gewalt“ erkennt, sieht der Verbandschef Warnke kein Problem mit der „Verteidigung unserer offenen und demokratischen Gesellschaft“.

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Das Archivbild zeigt das Logo der Partei Die Linke. Ein Berliner Bezirksverband des SED-Nachfolgers macht neuerdings gegen das Nachrichtenportal „Apollo News“ mobil.

Foto: Sascha Ditscher/dpa

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Lesedauer: 6 Min.


In Kürze:

  • Der Linken-Bezirksverband Treptow-Köpenick in Berlin will der Redaktion von „Apollo News“ vor Ort „auf die Tasten treten“.
  • Eine Mitarbeiterin der Amadeu Antonio Stiftung unterstützt den Kurs gegen „Apollo News“.
  • „Apollo News“-Chefredakteur Mannhart will sich nicht zum Schweigen bringen lassen.
  • Linken-Bezirksverbandschef Warnke weist die Interpretation als Gewaltaufruf zurück.

 
Der Bezirksverband der Linken im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick hat sich neuerdings den Kampf gegen das Online-Nachrichtenportal „Apollo News“ auf die Fahnen geschrieben: Das Ziel einer eigens dafür ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe („AG Aktiv gegen Apollo-News in Alt-Treptow“) scheint es zu sein, die Journalisten in ihren Redaktionsstuben aus dem Kiez loszuwerden.

Ansage: „Rechten Medien auf die Tasten treten“

Am 30. September 2025 hatte es unter dem Motto „Apollo News: Die rechte Redaktion in unserem Kiez“ eine „Infoveranstaltung“ des Linken-Bezirksverbands gegeben. Dabei sollte erörtert werden, wie man „Alt-Treptow für Apollo News ungemütlich machen“ und „rechte Hetze […] aus den Köpfen treiben“ könne, wie es in einem dazu verteilten Flugblatt hieß. Diese Veranstaltung trug den Titel „In Alt-Treptow und überall – Rechten Medien auf die Tasten treten“, wie der Verband auf Instagram ankündigte.
In einem Flugblatt wird den „Apollo News“-Machern unter anderem vorgeworfen, ein „braunes Medium“ zu sein, das „rechte Hetze“ betreibt, darunter „Antifeminismus, Kulturkampf, Queerfeindlichkeit“.
Der Einladung des lokalen Bezirksablegers der Linken, der im Wahlkreis ihres MdB-Direktmandatsgewinners Gregor Gysi agiert, seien „Apollo News“ zufolge „etwa 50 bis 70 Anhänger der Linkspartei“ gefolgt, darunter Vertreter der „lokalen Antifa-Szene“ und der Amadeu Antonio Stiftung (AAS).

Amadeu-Antonio-Stiftung-Mitarbeiterin will dem Medium „einen Riegel vorschieben“

Mit Wortbeiträgen aufgetreten sind neben dem Linke-Bezirksvorsitzenden Moritz Warnke auch Kira Ayyadi, einem gesonderten Flyer zufolge eine „Expertin für die extreme Rechte“ der AAS und eine Autorin von „Belltower.News“, einem Medium der Stiftung. Ayyadi hatte von einer „Gelegenheit“ gesprochen, „zu überlegen, wie wir dem [den Strategien neurechter Medien] einen Riegel vorschieben können“.
„Apollo News“ wies darauf hin, dass ihre Redaktion im Rahmen einer „Protestwelle“ bereits zuvor Opfer einer „Serie von Sachbeschädigungen“ geworden sei. Einer der Gründe dafür sei der proisraelische Kurs des Portals.
Die AAS sprach sich auf Nachfrage gegenüber der NZZ gegen politische Gewalt aus. Der Schutz der Pressefreiheit wie auch der Menschenwürde seien „unverhandelbare Grundrechte“.
Der „Apollo News“-Gründer und Chefredakteur Max Mannhart präsentiert in einem Video den Informationsflyer „In Alt-Treptow und überall – Rechten Medien auf die Tasten treten“, verfasst vom Bezirksverband der Linken im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick. Foto: Bildschirmfoto/YouTube/„Apollo News“

Der „Apollo News“-Gründer und Chefredakteur Max Mannhart präsentiert in einem Video das Informationsflugblatt „In Alt-Treptow und überall – Rechten Medien auf die Tasten treten“, verfasst vom Bezirksverband der Linken im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick.

Foto: Bildschirmfoto/YouTube/„Apollo News“

„Apollo News“-Chefredakteur kritisiert „Rhetorik der offenen Gewalt“ – Linken-Bezirkschef streitet Gewaltaufruf ab

Max Mannhart, Jahrgang 2002, im Alter von 15 Jahren Gründer, inzwischen Chefredakteur und Geschäftsführer von „Apollo News“, sprach auf X von einem „Novum“ und von einem „unsäglichen Angriff auf die Pressefreiheit“. Seiner Einschätzung nach wolle „eine im Bundestag vertretene Partei mit einer Rhetorik der offenen Gewalt Strukturen organisieren“, „um ein unliebsames Medium gezielt an seinem Erscheinen zu hindern“. Seine Deutung der Linken-Aktivitäten:
„Mit den bewusst eskalativen Formulierungen in Serie will man direkte körperliche Gewalt provozieren oder mindestens die Redaktion in diesem Sinne einschüchtern und zum Schweigen bringen.“
Dem werde man sich auf keinen Fall beugen, kündigte Mannhart an.
Auf Anfrage der „Berliner Zeitung“ schilderte Linken-Bezirkschef Warnke den Zweck des Treffens wie folgt:
„Auf der Veranstaltung war unter anderem Thema, dass Portale wie Apollo oder NiUS versuchen, ihre extrem rechte Agenda anschlussfähig für die bürgerliche Mitte zu machen. Diese These wird durch den Versuch, zum Beispiel durch FDP- und CDU-Politiker, einen erfundenen Gewaltaufruf zu skandalisieren, eindrucksvoll belegt.“
Warnke spielte damit wohl unter anderem auf einen X-Beitrag des stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Wolfgang Kubicki an. Der ehemalige Bundestagsvizepräsident hatte den Tweet von Mannhart über das Anti-„Apollo News“-Treffen geteilt und das Vorgehen der Linken in Treptow-Köpenick als „widerlichen und inakzeptablen Gewaltaufruf“ bezeichnet. Kubicki forderte „die Bundesspitze der Linken“ auf, sich sofort davon zu distanzieren, den Aufruf zu verurteilen „und sich von diesen Hetzern“ zu trennen.

Reaktion der Bundespartei der Linken

Auf Nachfrage eines Journalisten sagte Linken-Fraktionschef Sören Pellmann am Mittwoch bei einer Pressekonferenz, dass er „Gewalt in der politischen Auseinandersetzung in jeder Form ablehne – auch in diesem konkreten Fall“.
Auf dem X-Kanal von Die Linke war bis zum späten Vormittag des 8. Oktober sonst keine Stellungnahme zu finden. Die Website hält lediglich allgemeine Informationen über ihren „Kampf gegen rechts“ bereit. Auch auf der Website des Bezirksverbands finden sich zurzeit keine Hinweise auf den Anti-„Apollo News“-Flyer oder die Abendveranstaltung vom 30. September.
Linken-Bezirkschef Warnke hatte gegenüber der „Berliner Zeitung“ klargestellt, dass es ihm bei der „Auseinandersetzung um extrem rechte Publikationen“ gar nicht um die Pressefreiheit ginge, sondern „um die Verteidigung unserer offenen und demokratischen Gesellschaft, die permanent aus dieser Richtung angegriffen“ werde.
„Wer heute Apollo verteidigt, als handele es sich um ein ganz normales Presseerzeugnis, als wäre das Portal eine normale Stimme des demokratischen Meinungswettstreits, sollte eventuell den eigenen politischen Kompass justieren“, empfahl der Kommunalpolitiker.
Warnke arbeitet zudem als „Referent für Soziale Infr­a­strukturen und verbindende Klassenpolitik“ am Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung und schreibt für „Luxemburg“, eine Zeitschrift für „Gesellschaftsanalyse und linke Praxis“.
Patrick Reitler, geboren in den späten Sechzigerjahren am Rande der Republik. Studium der Komparatistik, Informationswissenschaft und Sozialpsychologie. Seit der Jahrtausendwende als Journalist hauptsächlich in Online-Redaktionen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und als Fußballkommentator unterwegs. Seit Ende 2022 freier Autor. Bei Epoch Times vorwiegend für deutsche Politik zuständig.

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