Oberbürgermeisterwahl in Meißen
Bisheriger Vize Markus Renner gewinnt - AfD-Kandidat weit abgeschlagen
Der von einem breiten Bündnis der Meißener Stadtratsfraktionen unterstützte parteilose Kandidat Markus Renner hat die OB-Wahl in der sächsischen Porzellanstadt gewonnen. Der von der AfD unterstützte parteilose Bauunternehmer René Jurisch landete mit Abstand auf Rang zwei.

Das Archivbild zeigt den Marktplatz von Meißen, im Hintergrund die Frauenkirche.
Foto: Epoch Times
Mit Markus Renner wird ab Oktober erneut ein parteiloser Oberbürgermeister an der Spitze der Verwaltung in der rund 30.000 Einwohner starken Kreisstadt Meißen (Sachsen) stehen: Der 45-jährige Diplom-Verwaltungswirt setzte sich am Sonntag, 7. September 2025, mit 58,5 Prozent schon im ersten Wahlgang gegen seine beiden Konkurrenten durch.
Renner wird damit den Posten seines ebenfalls parteilosen Vorgängers Olaf Raschke übernehmen, der nach dreimaliger Wahl und 21 Jahren im Amt im März angekündigt hatte, nicht noch einmal zur Wahl anzutreten.
Früherer NPD-Mann aussichtslos auf Platz zwei
Der ebenfalls parteilose Bauunternehmer René Jurisch landete mit 30,4 Prozent auf Platz zwei. Er wurde von der AfD unterstützt. Nach Angaben der „Welt“ gehörte Jurisch vor 25 Jahren für kurze Zeit der NPD an. Laut „Bild“ spricht Jurisch diesbezüglich von einer „Jugendsünde“.
Kreisrat Martin Bahrmann (FDP), der stellvertretende Geschäftsführer des Berufsförderungswerks Dresden, holte als Vorsitzender der Meißener Stadtratsfraktion aus FDP, CDU und Unabhängiger Liste 11,07 Prozent. Die Zahlen gehen aus der Website der Stadt Meißen hervor.
Von den insgesamt 22.554 Wahlberechtigten hatten demnach 11.790 ihre Stimme abgegeben. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 52,27 Prozent und damit einem Plus von gut drei Prozentpunkten im Vergleich zur OB-Wahl 2018, bei der sich Amtsinhaber Raschke erst im zweiten Wahlgang durchgesetzt hatte.
Dieses Mal wurden 57 Stimmzettel als ungültig registriert. Nach Angaben des MDR muss das Ergebnis noch vom Gemeindewahlausschuss abgesegnet werden.
Vorläufiger Höhepunkt einer Verwaltungskarriere
Der Wahlsieger Markus Renner war in den vergangenen 13 Jahren vom Leiter des Ordnungsamtes zum Finanzbürgermeister und zum Stellvertreter von OB Raschke aufgestiegen.
Renner erklärte nach MDR-Angaben, er sei von seinem Wahlerfolg „überwältigt“. Und weiter:
„Das Ergebnis zeigt ja eines, dass man eine Breite der Gesellschaft hinter sich vereinen kann, was ja gar nicht denkbar war. Und da will ich ansetzen. Mit dieser breiten Unterstützung will ich loslegen.“
Breites Stadtratsbündnis pro Renner
Damit spielte Renner auf die Tatsache an, dass er vor der OB-Wahl auf das Wohlwollen der Stadtratsmitglieder aus den Reihen der CDU, der SPD, der Linken, der Unabhängigen Liste Meißen sowie des Grünen-nahen Wählervereins „Bürger für Meißen – Meißen kann mehr“ bauen konnte. Sie alle hatten sich Anfang Juli gemeinsam für Renner starkgemacht – in erster Linie, um einen Oberbürgermeister nach dem Gusto der AfD zu verhindern.
„Es handelt sich nicht um eine Niederlage, wenn sich vier linke Parteien bereits im ersten Wahlgang zu einem Block zusammenschließen müssen, um einen AfD-Kandidaten zu verhindern“, antwortete ein Sprecher des AfD-Landesverbands Sachsen auf Nachfrage der Epoch Times. „Bemerkenswert“ sei aus Sicht seines Verbandes, „dass die CDU dabei gemeinsame Sache mit mutmaßlichen Linksextremisten wie Grüne Jugend und Linksjugend zu machen scheint, die ebenfalls zur Wahl von Herrn Renner aufgerufen haben“.
Jurisch selbst bedankte sich auf seinem Facebook-Kanal bei seinen Wählern: „Leider hat es nicht gereicht. Ich wünsche Markus Renner eine glückliche Hand und viel Erfolg“. Er werde seine Aufgaben im Stadt- und Kreisrat weiter erfüllen.
Zuvor hatten prominente AfD-Parteivertreter, darunter der sachsen-anhaltinische Spitzenkandidat Ulrich Siegmund sowie die Bundestagsabgeordneten Jan Nolte, Christina Baum, Martin Sichert, Karsten Hilse und Stephan Brandner, Jurischs Kandidatur unterstützt (Video auf X). Der Bundesvorsitzende Tino Chrupalla besuchte Meißen im August.
AfD im Stadtrat und bei der Bundestagswahl erfolgreicher
Bei der Bundestagswahl im Februar hatte im Wahlkreis Meißen der AfD-Kandidat Christian Reck das Rennen bei den Erststimmen gemacht. Auch in puncto Zweitstimmen lag die AfD damals mit 43,6 Prozent vorn.
Bereits im Juni 2024 war die AfD mit 32,3 Prozent der Stimmen als klarer Sieger aus der Meißener Stadtratswahl hervorgegangen. Sie stellt seither 9 der 26 Sitze im Stadtrat.
Patrick Reitler, geboren in den späten Sechzigerjahren am Rande der Republik. Studium der Komparatistik, Informationswissenschaft und Sozialpsychologie. Seit der Jahrtausendwende als Journalist hauptsächlich in Online-Redaktionen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und als Fußballkommentator unterwegs. Seit Ende 2022 freier Autor. Bei Epoch Times vorwiegend für deutsche Politik zuständig.
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