Jörg Schönenborn (WDR): Kein „Rechtsruck in Deutschland“, der Trend geht zu den Grünen

„Das sind keine Menschen, die ihr politisches Denken komplett an der Garderobe abgegeben haben“, meint WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn im Interview mit Gabor Steingart. Er warnt davor, die AfD-Wähler in die rechte Schublade zu stecken.
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Jörg SchönenbornFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times8. Oktober 2018

Kurz vor den bayerischen Landtagswahlen am kommenden Sonntag befragt Journalist und Autor Gabor Steingart in einem Interview den WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn am 8. Oktober 2018. Themen waren die Stimmung im Vorfeld der Wahlen in Bayern, der Fall der CDU/CSU, seine Einschätzung über einen „Rechtsruck“ in Deutschland und der Aufwind der Grünen.

Laut Schönenborn herrscht unter den deutschen Wählern derzeit Irritation. Wähler von der SPD, den Linken und der Union hätten sich aus Protest der AfD angeschlossen. Ausgiebige Befragungen während der Bundestagswahl hätten gezeigt, dass viele Wähler überhaupt nicht von der AfD überzeugt seien und auch das Spitzenpersonal nicht gut fänden.

Hinsichtlich eines „Rechtsrucks in Deutschland“, wie er von der SPD mit Parolen aus betont wird, äußerte er kritisch:

Wer von Rechtsruck spricht, läuft Gefahr, die Menschen, die auf der Suche sind, die einen Notruf senden und ihre politische Heimat zurückgewinnen wollen, gänzlich zu verlieren“.

Und weiter:

Das sind keine Menschen, die ihr politisches Denken komplett an der Garderobe abgegeben haben.“

Schönenborn meint: Das seien Wähler, die „ein Zeichen des Protestes gegen die anderen setzen wollen“, weil die CSU den Eindruck vermittele, nur Streit suchen, statt für Stabilität zu sorgen.

Die Bürger würden sich um ihren Wohlstand und die Veränderung ihrer Kultur sorgen – und das in Zeiten einer guten Wirtschaftslage, so Schönenborn.

„Wir spüren ja die Dinge sind nicht mehr wie früher, sie sehen als sichtbaren Ausdruck davon, dass fremde Menschen zu uns kommen“, so Schönenborn weiter. „Dieser Notruf mag in einzelnen Fällen sozialen Grund haben, ist aber in den meisten Fällen ein kulturelles Phänomen.“

Zum aktuellen Trend vor der Bayern-Wahl sagte er, gehe der Trend dennoch zu den Grünen und nicht zur AfD. Die habe im Vergleich zur Bundestagswahl an Prozentpunkten verloren. In Robert Habeck, den Sprecher der Grünen sieht er jemand, das Vertrauen seiner Wählerschaft gewinnen könne.

„Die Grünen haben verstanden, dass sie plötzlich in einer bewahrenden konservativen Rolle sind“, so Schönenborn. Viele der Grünen-Generation seien „stolz, wie sich die Gesellschaft verändert hat, wie sie sich geöffnet hat, wie sie liberaler geworden ist und nun ist es auf einmal Rolle dieser Partei den Status Quo zu bewahren.“ (nh)



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