Nächstes Virus: Christian Drosten forscht jetzt am MERS-Virus

Mitten in Berlin in einem Labor, das nicht über die höchste Sicherheitsstufe verfügt, forscht Christian Drosten aktuell daran, das gefährliche MERS-Virus noch ansteckender zu machen. Erster Teil der Serie „Die nächste Pandemie“.
Titelbild
Staatlich geförderte "Gain-of-Function"-Forschung: Projektleiter Christian DrostenFoto: Christophe Gateau/dpa/dpa
Von 19. Oktober 2023

Corona-Maßnahmen im November 2020: Schließung von Theatern, Kinos, Restaurants und das Verbot, sich mit mehr Menschen als den Angehörigen des eigenen und eines weiteren Hausstandes in der Öffentlichkeit aufzuhalten. Diese „neuen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie“ hatten Ende Oktober 2020 Bundeskanzlerin Merkel und die Regierungschefs der Länder beschlossen. In dieser Zeit der Corona-Maßnahmen größten Ausmaßes besprach Staatsvirologe Christian Drosten im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ die Erfolgsmeldungen der Impfstoffentwickler BioNtech/Pfizer, schon am 27. Dezember 2020 war offizieller Impfstart in Deutschland.

Drostens Visionen

Mit dieser pharmazeutischen „Lösung“ für die aktuelle Situation in Sicht, widmete sich Christian Drosten bereits zu dieser Zeit neuen Zukunftsvisionen. Jedenfalls warnte er bereits im November 2020 vor einer weiteren Pandemie. Nach dem Corona-Virus SARS-CoV-2 wollte er sich, so kündigte er in einem Interview an, einem weiteren Virus mit großem Pandemie-Potenzial widmen, dem MERS-Virus.

MERS steht für das Middle East Respiratory Syndrome und bezeichnet eine Infektion der Atemwege, die durch das MERS-Coronavirus (MERS-CoV) verursacht wird. Den Anteil der MERS-Fälle mit tödlichem Ausgang beläuft sich (2021) laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit auf rund 27 Prozent. Zum Vergleich: Die dem Coronavirus zugeschriebene Letalität beträgt laut „Statista“ weltweit 1,3 Prozent.

In Deutschland sind bisher drei MERS-Fälle bekannt geworden, 2012 und 2013 war je ein Patient aus Katar und aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in Deutschland behandelt worden. Einer der beiden Patienten konnte genesen entlassen werden, der andere starb.

MERS-Virus für den Menschen gefährlicher machen

„Wenn der Rummel jetzt vorbei ist, dann werde ich mit einer kleinen Arbeitsgruppe ein neues Thema aufbauen“, versprach der Virologe der Berliner Charité im November 2020 in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin „Capital“.

Inzwischen scheint Christian Drosten als „Stimme der Vernunft oder Schwarzseher der Nation“ Vergangenheit zu sein. Er tritt kaum noch in der Öffentlichkeit auf, und /oder arbeitet an seinem benannten „neuen Thema“, dem MERS-Virus. Er leitet ein bis August 2023 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Projekt RAPID (Risikobewertung bei präpandemischen respiratorischen Infektionserkrankungen) geförderte Forschungen am MERS-Virus.

Im Rahmen des RAPID-Projektes soll festgestellt werden, ob MERS-CoV seine Replikationsrate bei der Anpassung an menschliche Zellen erhöhen kann. Das heißt, ein abgeschwächtes MERS-CoV soll erzeugt werden, das aber in die Lage ist, sich schneller an Zellen anzupassen, also sich zu verbreiten.

Gain-of-Function-Forschung mitten in Berlin

Es handelt sich also hierbei um Gain-of-Function-Forschung, ohne dass es so benannt wird. Gain-of-Function (GoF) meint den Zugewinn von neuen Eigenschaften eines Virus, also Mutation. Bei der Gain-of-Function-Forschung verändern Wissenschaftler Erreger so, dass diese leichter übertragbar, tödlicher oder resistenter sind. Auf diese Weise soll herausgefunden werden, wie die Erreger bei entsprechenden Mutationen in natürlicher Umgebung besser bekämpft werden können.

Ein bekanntes Beispiel für Gain-of-Function war die Forschung an der Vogelgrippe (H5N1). In den frühen 2000er-Jahren wurden Experimente durchgeführt, um das H5N1-Virus so zu verändern, dass es leichter von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Ron Fouchier vom Erasmus Medical Center in Rotterdam und Yoshihiro Kawaoka von der Universität von Wisconsin, USA, arbeiteten mit GoF-Experimenten an Viren, die diese Fähigkeit besaßen. Kritiker warfen Ron Fouchier vor, er erzeuge in seinen Labors „Killerviren“ und „potenzielle Biowaffen“.

Umstritten und risikoreich: von Vogelgrippe bis Wuhan

Allein die Beschreibung der molekularbiologischen Manipulationen könnten eine „Bauanleitung“ für Terroristen sein, warnte das US-amerikanische National Science Advisory Board for Biosecurity und forderte seinerzeit die Redaktionen von „Science“ und „Nature“ auf, auf die Veröffentlichung von Detailergebnissen von Fouchiers Forschungen zu verzichten.

Auch in Wuhan wurde am Coronavirus „Gain-of-Function“ – Forschung betrieben. Die Wahrscheinlichkeit, dass SARS-CoV-2 sich nicht durch Zoonose, sondern nach einem Laborunfall verbreitet hat, ist mittlerweile selbst durch einen Bericht des US-Senats und US-Geheimdienstinformationen plausibel.

Ernsthafte Bedrohung der Weltgesundheit

Das, was Christian Drosten und sein Team nun – staatlich finanziert – mit dem als gefährlich eingestuften MERS-Virus machen, ist nichts anderes als „Gain-of-Function“-Forschung. Es wird daran gearbeitet, das Virus so zu verändern, zu manipulieren, dass es menschliche Zellen leichter infizieren kann.

 Das offizielle Ziel der Forschungen ist, das Pandemiepotenzial zu antizipieren: Mit RAPID und seinen Teilprojekten sollen „insbesondere Ansätze entwickelt werden, die es der Wissenschaft und dem öffentlichen Gesundheitswesen ermöglichen, den Ausbruch präpandemischer Viren früher zu erkennen und ihre Umwandlung zu Pandemieerregern zu verhindern“, schreibt das „Bundesministerium für Bildung und Forschung (BmBF) in der Beschreibung des von ihm seit 2017 mit über vier Millionen geförderten Projektes.

Unter dem aktuellen, von Drosten geleiteten Forschungsprojekt ist zu lesen: „Das MERS-CoV wird als eine ernsthafte Bedrohung für die Weltgesundheit betrachtet. Es besteht die Befürchtung, dass sich virulentere MERS-CoV Stämme in der Bevölkerung verbreiten könnten.“

„nicht die höchsten Sicherheitsstandards“

Drostens Labor, wo mittels Gain-of-Function-Forschung das MERS-Virus gerade ansteckender gemacht wird, befindet sich inmitten der Millionenstadt Berlin. Es ist aber nicht einmal ein Labor der höchsten Sicherheitsstufe S4, wie beispielsweise eins vom Robert-Koch-Institut (RKI) betrieben wird. Die aktuellen Virus-Experimente an der Charité finden in Labors der Sicherheitsstufe 3 statt.

In Deutschland gibt es insgesamt vier Labore der höchsten Sicherheitstufe, weltweit gibt es circa 60 bis 70 S4-Labore. Dreiviertel aller S4-Labore in Europa befinden sich in Städten. Wie viele Unfälle in diesen Labors geschehen, ist nicht bekannt. Allein in den USA soll es in den letzten 18 Jahren Hunderte gewesen sein, berichtet „The Intercept“. Regierungsbehörden in den Vereinigten Staaten registrierten laut einem Bericht von „USA Today“ zwischen 2008 und 2012 mehr als 1.100 Laborvorfälle mit Bakterien, Viren und Toxinen.

Genaue Anzahl an Laborunfällen unbekannt

Laborunfälle können Bisse von infizierten Labor-Tieren, unbeabsichtigte Stiche durch Kanülen oder Nadeln, beschädigte Schutzkleidung, versehentliches Verschütten oder kontaminierte Labor-Abwässer sein. „Sicher ist, dass diese Laborunfälle in großer Zahl geschehen. Ich habe von einer dreistelligen Zahl gehört. Genau weiß das niemand“, sagt Roland Wiesendanger, Professor an der Universität Hamburg.

Wiesendanger beschäftigt sich seit Beginn der Coronazeit mit der Herkunft des Virus. Er gehört zu den Wissenschaftlern, die ein sofortiges Moratorium für die Forschung mit potenziell pandemieauslösenden Erregern fordert: „Allein das Sars-CoV-1-Virus entkam mindestens viermal aus Laboren in China, Taiwan und Singapur. Deshalb ist es in hohem Masse leichtsinnig und verantwortungslos, solche Labore im Zentrum von Millionenmetropolen zu etablieren, wie dies zum Beispiel in Wuhan, aber auch in vielen europäischen Großstädten, der Fall ist.“

Offene Fragen ans finanzierende Ministerium

Auf den Fragenkatalog des Portals „Nius“ an das BMBF, warum es das Projekt gefördert hat, ohne als Bedingung zu einem Labor der Sicherheitsstufe 4 zu verpflichten und wie sichergestellt wird, dass die hochgefährlichen Viren nicht in falsche Hände geraten, bekam das Nachrichten-Magazin ausweichende Antworten vom Ministerium: „Für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen während und nach der Durchführung eines Projektes sind die Projektnehmer verantwortlich.”

Die Herangehensweise, dass das Ministerium das Projekt finanziert, aber die Risikowertung an die Forscher selbst komplett abtritt, kommentiert “Nius“ folgendermaßen: „Dieses Vorgehen mag formal gebräuchlich sein, und doch stellt sich die Frage, ob eine Regierung, die bei einem Virus mit einer Sterblichkeitsrate von 0,5 Prozent politische Maßnahmen anordnet, nicht zumindest so weit in die Forschungsfreiheit eingreifen sollte, dass sie für Experimente mit einem sehr viel tödlicheren Virus bestimmte Sicherheitsauflagen wie beispielsweise die Durchführung in einem S4-Labor für die Vergabe von Forschungsgeldern zur Bedingung macht.“



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