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Ermittlungen laufen

Explosion nahe Warschau: Polen sieht Russland hinter Anschlag auf Bahnstrecke

In Polen wurde eine wichtige Bahnstrecke nahe Warschau durch eine Explosion beschädigt, die Regierung spricht von einem schweren Sabotageakt. Zwei Ukrainer stehen im Verdacht, im Auftrag von Moskaus Geheimdienst gehandelt zu haben.

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Die Regierung spricht von einem Sabotageakt.

Foto: KPRM/AP/dpa

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Lesedauer: 5 Min.

Die Regierung in Polen hat die Explosion an einer wichtigen Bahnstrecke in Richtung Ukraine als Fall von Sabotage angeprangert. „Eine Bahnstrecke zu sprengen, ist ein beispielloser Sabotageakt“, erklärte Regierungschef Donald Tusk am Montag im Onlinedienst X. Der polnischen Staatsanwaltschaft zufolge besteht der Verdacht, dass die Sabotage „terroristischer Natur“ sei und mutmaßlich „im Auftrag eines ausländischen Geheimdienstes“ ausgeführt worden sei.

Zwei Ukrainer als Verdächtige im Visier

Polen hat Russland für den Sprengstoffanschlag auf eine strategisch wichtige Bahnlinie verantwortlich gemacht. Die Ermittler hätten zwei ukrainische Staatsbürger als Verdächtige im Visier, die seit Längerem mit dem russischen Geheimdienst zusammengearbeitet hätten, sagte Regierungschef Donald Tusk vor dem Parlament in Warschau. Der Kreml wies die Anschuldigungen zurück.
In Polen soll für bestimmte Bahnstrecken ab sofort die erhöhte Alarmstufe Charlie gelten, die in NATO-Ländern bei einer bestätigten Bedrohung eingesetzt wird. Die Armee soll sie bewachen.
Am Sonntagmorgen hatte der Lokführer eines Zuges auf der Strecke von Warschau nach Lublin bei der Ortschaft Mika ein stark beschädigtes Gleisstück bemerkt. Er alarmierte die Leitstelle, die den Zugverkehr vorübergehend einstellte. Weder Fahrgäste noch Zugpersonal wurden verletzt. Auch an weiteren Streckenabschnitten wurden Beschädigungen entdeckt. Die Regierung geht davon aus, dass gezielt ein Eisenbahnunglück herbeigeführt werden sollte.
Wie Regierungschef Tusk vor dem Parlament sagte, handelt es sich bei dem einen Tatverdächtigen um einen Ukrainer, der im Mai in seinem Heimatland von einem Gericht in Lwiw wegen Sabotage verurteilt wurde und sich später in Belarus aufhielt.
Der andere Verdächtige stammt aus dem Donbass in der Ostukraine. Beide sollen im Herbst gemeinsam aus Belarus nach Polen eingereist sein. Nach dem Anschlag hätten beide über den Grenzübergang Terespol Polen Richtung Belarus verlassen, erklärte Tusk.

Mehrere Vorfälle entlang derselben Trasse

Die polnische Staatsanwaltschaft erklärte am Montagabend, sie habe eine Untersuchung eingeleitet. Innenminister Maciej Kierwinski sagte vor Journalisten, die Explosion sei durch ein Kabel ausgelöst worden. Ein Teil davon sei am Tatort entdeckt worden. Der Innenminister erwähnte zudem zwei weitere Vorfälle, die seitdem auf derselben Bahnstrecke gemeldet worden seien und nun untersucht wurden.
Kierwinski zufolge wurde in der Nähe der Stadt Pulawy eine Oberleitung auf einer Länge von mehreren Dutzend Metern beschädigt, infolgedessen habe ein Zug anhalten müssen. Einige hundert Meter weiter wurde demnach ein Hindernis auf eine der Schienen gelegt. Dies sei aber ohne Folgen geblieben.
Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP vor Ort feststellten, waren die Gleise am Montag bereits repariert. Das Gebiet wurde von Polizisten und Bahnbeamten abgesichert.

Tusk: Russland will anti-ukrainische Stimmung in Polen schüren

Im EU- und NATO-Land Polen, das einer der engsten politischen und militärischen Verbündeten der von Russland angegriffenen Ukraine ist, herrscht seit Kriegsbeginn Angst vor russischen Sabotageakten. Besonders das Eisenbahnnetz gilt als mögliches Ziel, denn viele Militärtransporte in die Ukraine laufen über Polen in das Nachbarland. Die jetzt betroffene Strecke führt zum Grenzort Dorohusk und von dort weiter in die Ukraine.
Tusk betonte, der russischen Führung gehe es nicht nur um die unmittelbaren Auswirkungen solcher Aktionen, sondern auch um die sozialen und politischen Folgen. „Das heißt: Desorganisation, Chaos, Panik, Spekulationen, Unsicherheit.“
Die Anwerbung von Ukrainern zur Ausführung von Sabotageakten habe außerdem das Ziel, anti-ukrainische Stimmung in Polen zu schüren. Polen hat knapp eine Million Kriegsflüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen.
Polens Regierungschef kündigte an, man werde sich an Belarus und Russland mit dem Gesuch wenden, die Tatverdächtigen auszuliefern. „Aber wir werden auch andere Maßnahmen ergreifen, die hoffentlich zu einer schnellen Festnahme der Täter und ihrer Komplizen führen werden.“
Der Kreml wies die Anschuldigungen Tusks zurück. „Russland wird für alle Erscheinungsformen des hybriden und direkten Krieges verantwortlich gemacht“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem russischen Staatsfernsehen. Es wäre aus seiner Sicht seltsam, wenn Russland diesmal nicht gleich beschuldigt worden wäre. Polen sei da immer vorn dabei. „In dieser Hinsicht blüht die Russophobie dort natürlich in voller Pracht“, sagte Peskow.  (afp/dpa/red)

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