Stimmung kippt
DZ-Bank-Chef Riese: Investoren verlieren Vertrauen in Europa und Deutschland
DZ-Bank-Chef Cornelius Riese sieht das Vertrauen internationaler Investoren in Europa und besonders in Deutschland schwinden. Nach dem IWF-Treffen in Washington sprach er von einer „Phase der Ernüchterung“.

Die Skyline mit Hochhäusern im zentralen Finanz- und Geschäftsviertel in Frankfurt am Main, Deutschland, ist am 7. Februar 2023 zu sehen.
Foto: Daniel Roland / AFP via Getty Images
Der Blick internationaler Investoren auf Europa und Deutschland hat sich nach Einschätzung von DZ-Bank-Chef Cornelius Riese in den vergangenen Monaten eingetrübt. „Investoren und internationale Kunden schauen wieder zunehmend skeptisch auf Europa, vor allem auf Frankreich“, sagte Riese dem „Handelsblatt“ nach dem Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) Mitte Oktober in Washington.
Deutschland verliert wirtschaftliches Momentum
„Bei Deutschland hat das positive Momentum, das wir im Frühsommer gespürt haben, nachgelassen“, sagte Riese. „Wir befinden uns jetzt in einer Phase der Ernüchterung. Die Ungeduld nimmt zu.“
Der Chef der zweitgrößten deutschen Bank fügte hinzu: „Investoren wollen Reformen sehen und konkrete Projekte, zum Beispiel im Bereich der Infrastruktur, in die sie investieren können. Es liegt jetzt an uns, den verbliebenen Vertrauensvorschuss einzulösen und die Stimmung wieder zu drehen.“
Rieses Analyse deckt sich mit den Beobachtungen der US-Bank J.P. Morgan, die anlässlich der IWF-Tagungen stets große Investorenkonferenzen ausrichtet. Im April sei dabei die Verlagerung von Investments von den USA nach Europa noch das dominierende Thema gewesen, sagte Joyce Chang, die Chefin der Researchabteilung von J.P. Morgan, dem „Handelsblatt“. „Es war ein Moment, den man hätte nutzen können – doch diese Gelegenheit ist jetzt verstrichen.“ Der Fokus der Investoren liege nun wieder verstärkt auf Anlagen in den USA. (dts/red)
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