Wolfgang Vogel: „Ich spreche den Grünen aber jede Kompetenz für die Landwirtschaft ab“

In einem Interview mit der "Freien Presse" warnte der ehemalige Landesbauernverbands-Präsident Wolfgang Vogel anlässlich der Regierungsbildung in Sachsen davor, den Grünen das Landwirtschaftsministerium zu überlassen.
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Er habe bis heute nicht wahrgenommen, dass sich die Grünen dafür einsetzen, „dass unsere Lebensmittel eine andere Wertschätzung und wir eine vernünftige Wertschöpfung für unsere Produkte erhalten“. Das sagte Wolfgang Vogel, ehemaliger Landesbauernverbands-Präsident von Sachsen.Foto: iStock
Epoch Times21. September 2019

Für die Bauern in Sachsen könnten die Landtagswahlen 2019 einen bitteren Beigeschmack hinterlassen. Denn wenn die Kenia-Koalition die Regierung übernimmt, könnte der Posten des Landwirtschaftsministeriums an die Grünen gehen.

„Den Grünen darf man dieses Ministerium nicht überlassen, weil sie nicht frei von Ideologie sind, weil sie nicht frei von Ideologie sind“, warnt Wolfgang Vogel, ehemaliger Sächsischer Landesbauernverbands-Präsident, in einem Interview mit der „Freien Presse“.

Die Landwirtschaft dürfe in den Koalitionsgesprächen nicht zum Spielball gemacht werden, sagte Vogel.

Was mich aufregt, ist die immer wiederkehrende Diskussion der Grünen um die Schlagworte Massentierhaltung, den Einsatz von Pestiziden und zu viel Dünger auf den Feldern. Dies unterstellt uns ja, dass wir bewusst unsere Böden schädigen. Dagegen wende ich mich entschieden.“

Er habe bis heute nicht wahrgenommen, dass sich die Grünen dafür einsetzen, „dass unsere Lebensmittel eine andere Wertschätzung und wir eine vernünftige Wertschöpfung für unsere Produkte erhalten“.

Natürlich seien die Bauern zu einem Dialog bereit – aber auf einer fachlich-sachlichen Basis. Dem fügte Vogel hinzu: „Ich spreche den Grünen aber jede Kompetenz für die Landwirtschaft ab.“

Zutiefst gekränkt hätte ihn auch der Vorwurf auf einem Wahlplakat, auf dem Stand: „Mach dich vom Acker, Gift!“. Dazu sagt Vogel: „Ich vergifte meinen Boden nicht!“

Frust statt Wertschätzung

Im Allgemeinen herrsche bei den Bauern viel Frust. Es würde „ein Verbot nach dem anderen rausgehauen“ und das rege die Leute auf. Dabei hätten sie schon mit den katastrophalen Witterungsbedingungen über zwei Jahren zu kämpfen. Die Reserven aus dem Vorjahr – zumindest was den Mais angeht – seien aufgebraucht. Wo sollen die Bauern das Futter herbekommen für ihre Tiere? Kein Wunder, dass der eine oder andere darüber nachdenken würde, aus der Milchproduktion auszusteigen, betont Vogel.

Kopfzerbrechen bereitet den Bauern vor allem die sich ständig ändernden Düngemittelverordnungen. Vogel befürchtet, dass eine Qualitätsgetreideproduktion bald nicht mehr möglich sei. „Wir werden nicht mehr weltmarktfähig sein und müssen höherwertiges Getreide wie es zum Backen von Brot und Brötchen benötigt wird, eben importieren.“ Wie dieses Getreide dann produziert wird, danach würde „leider“ keiner fragen.

Die hohen EU-Standards gelten nicht automatisch in anderen Ländern. Beispielsweise in den südamerikanischen Ländern – mit denen die EU das Freihandelsabkommen in die Wege geleitet hat – ist Glyphosat oft fester Bestandteil in der Landwirtschaft.

In Deutschland setzen sich die Bauern hingegen für eine Reduzierung von Glyphosat ein, für eine „saubere Feldhygiene“. So konnten Quecken und Ackerfuchsschwanz bekämpft werden.

Den Einsatz von Glyphosat zur Erntebeschleunigung lehnen wir allerdings ab. Damit konnten wir uns aber leider als Landesverband bereits 2015 innerhalb des Deutschen Bauernverbandes nicht durchsetzen“, betonte Vogel.

Der Bauer habe die Hoffnung jedoch noch nicht aufgegeben, dass sich das Blatt eines Tages wendet: „Ich rechne damit, dass wir uns irgendwann einmal darauf besinnen, was Landwirtschaft zu aller erst leisten muss: die Ernährung der Bevölkerung. Es wäre schön, wenn die Landwirtschaft in der Wertschöpfung und in der Wertschätzung wieder die gesellschaftliche Stellung erhält, die sie verdient. Die Landwirtschaft gehört in die Mitte der Gesellschaft. Aber der Weg ist weit.“ (sua)

Der Artikel „Ich spreche den Grünen jede Kompetenz für Landwirtschaft ab“ ist in der „Freien Presse“ erschienen.



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