Mehrheit in Deutschland beharrt auf Corona-Maßnahmen

Für knapp zwei Drittel der Menschen in Deutschland käme das Ende aller Corona-Maßnahmen noch zu früh. 52 Prozent wollen auch die Maskenpflicht im ÖPNV beibehalten. Das hat eine aktuelle YouGov-Umfrage ergeben.
Viel Kritik für den Pflegebonus muss derzeit Gesundheitsminister Karl Lauterbach einstecken. Foto: OMER MESSINGER/AFP via Getty Images
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach lehnt ein sofortiges Ende aller Corona-Maßnahmen ab.Foto: OMER MESSINGER/AFP via Getty Images
Von 29. Dezember 2022

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Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur lehnt eine klare Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland ein sofortiges Ende aller Corona-Maßnahmen ab.

Für 64 Prozent der insgesamt 2041 Personen, die YouGov zwischen dem 21. und 23. Dezember befragte, sei „die Pandemie noch nicht vorbei“. 31 Prozent der Befragten gaben an, dass die Pandemie aus ihrer Sicht beendet sei. 23 Prozent glauben, dass sie im Laufe des Jahres 2023 enden werde.

Gut zwei von fünf Umfrage-Teilnehmern (41 Prozent) gehen davon aus, dass das Virus die Menschen noch über das Jahr 2023 hinaus beschäftigen werde.

Quarantäne-Regeln

Drei von fünf Befragten (60 Prozent) hätten eine sofortige Abschaffung der mindestens fünftägigen Isolationspflicht für Corona-Infizierte abgelehnt. Mit 31 Prozent wären etwas mehr als die Hälfte unter ihnen damit einverstanden, die Isolationspflicht noch im ganzen Jahr 2023 aufrechtzuerhalten.

32 Prozent würden die Abschaffung der Quarantäne-Regeln mit sofortiger Wirkung begrüßen, 29 Prozent seien dafür, im Laufe des Jahres 2023 damit Schluss zu machen.

In den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Schleswig-Holstein herrscht bereits jetzt keine Isolationspflicht mehr.

Maskenpflicht in Bussen und Bahnen

Eine knappe Mehrheit von 52 Prozent habe sich gegen ein unverzügliches bundesweites Ende der Maskenpflicht im öffentlichen Fern- und Nahverkehr ausgesprochen. Darunter wünscht sich mit 25 Prozentpunkten fast die Hälfte, dass Maskentragen im ÖPNV noch im kompletten Kalenderjahr 2023 vorgeschrieben sein sollte – und nicht nur bis zum offiziellen Auslaufen der Pflicht in Fernzügen und Fernbussen mit dem aktuellen Infektionsschutzgesetz am 7. April. Die übrigen 27 Prozent der Maskenbefürworter wären mit einer Aufhebung im Laufe des Jahres 2023 einverstanden.

Für das sofortige Aus der Maskenpflicht hätten sich 41 Prozent der Befragten ausgesprochen.

Inwiefern im öffentlichen Personen-Nahverkehr Maske getragen werden muss, dürfen die Landesregierungen allein entscheiden. In Bayern und Sachsen-Anhalt ist eine solche Pflicht bereits seit einigen Wochen passé. In Schleswig-Holstein darf man mit Jahresbeginn 2023 auf das Maskentragen im Nahverkehr verzichten.

Infektionslage

Jeweils 46 Prozent der YouGov-Umfrageteilnehmer gaben an, sich in den vergangenen drei Jahren entweder überhaupt nicht oder mindestens einmal mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Acht Prozent hätten dazu keine Aussage getroffen.

Unter jenen, die sich infiziert hätten, berichteten sieben Prozentpunkte davon, mehrfach betroffen gewesen zu sein.

Befragte im Alter zwischen 25 und 34 Jahren hätten mit 61 Prozent überdurchschnittlich oft bestätigt, dass sie eine Infektion gehabt hätten. In der Gruppe Ü55 habe eine Mehrheit von 62 Prozent nichts dergleichen bemerkt.

Unterschiede nach Parteien-Präferenz

Ginge es nach dem Willen der AfD-Wähler, würden sämtliche verordnete Corona-Maßnahmen sofort enden. Sie hätten sich als einzige Wählergruppe mehrheitlich dafür ausgesprochen.

Die FDP-Wähler würden das Ende aller Maskenvorschriften zu 56 Prozent begrüßen, die Isolationspflicht aber wollen 64 Prozent unter ihnen vorerst beibehalten.

Die Wähler von SPD, Grünen, CDU, CSU und Linken seien mehrheitlich dagegen, Maskenpflicht oder Isolationspflicht schon jetzt aufzugeben.

FDP und Union machen Druck

Wenige Tage, nachdem die Daten der YouGov-Umfrage erhoben worden waren, hatte sich Prof. Christian Drosten, der Chefvirologe der Berliner Charité, in einem Tagesspiegel-Interview zu seiner Einschätzung der Lage geäußert. Drosten sagte, dass die Pandemie aus seiner Sicht beendet sei. Die Deutsche Gesellschaft der Notfallmediziner (DIVI) und die Bundesärztekammer stärkten Drosten den Rücken.

Seit dem Ende der Weihnachtsfeiertage debattieren Politiker und Gesundheitsfunktionäre nun öffentlich über den richtigen Zeitpunkt, das Ende aller Maßnahmen zu verkünden.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP), FDP-Vize Wolfgang Kubicki und René Domke, der Fraktionschef der FDP in Mecklenburg-Vorpommern, waren unter den Ersten, die sich für ein vorzeitiges Ende aller Corona-Beschränkungen starkmachten. Jetzt werden immer mehr Stimmen auch aus den Reihen der CDU und CSU laut, die das ähnlich sehen.

CDU-Generalsekretär Mario Czaja forderte gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND), „alle noch verbliebenen Grundrechtseinschränkungen“ zu beenden. „Auch die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen ist nicht mehr zu rechtfertigen“, so Czaja. Während andere Länder schon vor Monaten zur Normalität zurückgekehrt seien, beschreite Deutschland unter Gesundheitsminister Lauterbach einen von „unseriösen Horrorszenarien getriebenen Sonderweg“, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“. Czaja sehe die FDP als Teil der Ampel-Regierung in der Verantwortung.

CSU-Generalsekretär Martin Huber verlangt zumindest das unverzügliche Aus für die Maskenpflicht im Fernverkehr: „Warum die Maskenpflicht in Flugzeugen nicht mehr gilt, im ICE aber schon“, sei „nicht erklärbar“, äußerte Huber gegenüber den Zeitungen der Mediengruppe Bayern.

Tino Sorge, der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsbundestagsfraktion, regte Justizminister Buschmann und Gesundheitsminister Lauterbach per Twitternachricht an, gemeinsam dafür zu sorgen, dass Deutschland schnell zur Normalität zurückkehren könne.

Lauterbach will „Leichtsinn“ vermeiden

Bundes-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will von einem Ende aller Maßnahmen ebenso wenig wissen wie große Teile der Grünen. Nach fast drei Jahren Pandemie käme es „auf ein paar Wochen“ nicht mehr an. „Ein sofortiges Beenden aller Maßnahmen wäre leichtsinnig und wird auch von Christian Drosten nicht gefordert“, sagte Lauterbach nach Informationen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ am 27. Dezember.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ am 28. Dezember ablehnend zu unverzüglichen Beendigungen der Maßnahmen.

Der Blick ins nahe Ausland

In großen Teilen Europas sind sämtliche Corona-Maßnahmen schon länger Geschichte, in manchen Ländern gibt es nur noch minimale Auflagen.

Nach einer dpa-Umfrage hätten die Menschen in Großbritannien, Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, Frankreich, Tschechien und Rumänien ihre volle Freiheit wieder, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“. Auch in der Türkei gebe es keinerlei Einschränkungen mehr.

In Spanien, Griechenland, Zypern und in einigen Großstädten wie Wien und Sofia existiere noch eine Maskenpflicht in Bussen und Bahnen.

Eine Maskenpflicht in Gesundheitseinrichtungen sei „unter anderem in Israel, Polen, Ungarn, Österreich, Serbien, dem Baltikum sowie in Portugal, Spanien und der Slowakei“ noch gültige Rechtslage.

[Mit Informationen von Agenturen]



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