Heizkosten um 23 Prozent gestiegen: So wird es künftig wieder günstiger für Sie
Für die Heizperiode 2024/2025 müssen die Verbraucher in Deutschland mehr bezahlen als im Winter zuvor. In diesem Ratgeber zeigen wir elf effektive, teils einfache Maßnahmen, damit Ihre künftigen Heizkosten niedriger ausfallen.
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Ein Thermostatkopf mit Geld und einem Wohnungsplan. Wer die Tricks zum Heizsparen kennt, kann in der nächsten Heizperiode und darüber hinaus bares Geld sparen.
Die jetzt zu Ende gehende Heizperiode wird für Millionen Menschen in Deutschland erneut teurer. Laut einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox stiegen die Heizkosten für die Wintermonate 2024/2025 für Gaskunden um rund 23 Prozent an.
Grund dafür sind niedrigere Temperaturen als in den Vorjahren sowie die Rückkehr zum vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent auf Erdgas ab April 2024. Dementsprechend stieg auch der Heizverbrauch von Heizöl, Erdgas und Fernwärme bundesweit in ähnlichem Maße.
Doch es gibt einige Tipps und Tricks, wie Verbraucher ihre Heizkosten in der nächsten Heizperiode – und darüber hinaus – wieder senken können.
1. Bewusstes Heizen
Wie die Bundesnetzagentur 2022 herausfand, wird in vielen Haushalten viel mehr Energie zum Heizen verwendet, als nötig wäre. Das dürfte immer noch in zahlreichen Wohngebäuden der Fall sein.
Es lohnt sich zu überlegen, welche Temperatur in welchen Wohnräumen nötig ist. So empfiehlt es sich, Räume, in denen man sich nur selten oder kurz aufhält, deutlich schwächer zu beheizen. Auch im Schlafzimmer reicht in der Regel eine Temperatur von 17 oder 18 Grad Celsius aus. In einem Raum, in dem sich die Bewohner oft aufhalten – wie dem Wohnzimmer – sind 20 oder 21 Grad Celsius empfehlenswert.
Selbst die Reduzierung der Raumtemperatur um ein Grad kann bereits nach der „Sechs-Prozent-Regel“ Heizkosten sparen. Das hat eine Studie der Hochschule Biberach aus dem Jahr 2011 nachgewiesen. Darin haben die Projektmitarbeiter eine Kosteneinsparung zwischen 6,9 und rund 8,2 Prozent pro reduziertem Grad Celsius ermittelt.
Sparen können Verbraucher auch beim Lüften. Hier gilt: Fenster kurz komplett öffnen, anstatt längere Zeit zu kippen. Gekippte Fenster sorgen kaum für frische Luft, kühlen jedoch die Wände aus. Daher ist Stoßlüften für rund 1 oder 2 Minuten die effektivere Maßnahme.
Noch besser ist das Querlüften, also einen Durchzug zu erzeugen. Dafür muss in einem benachbarten Raum oder auf gegenüberliegender Seite ebenfalls ein Fenster oder eine Tür geöffnet sein.
3. Heizung nicht komplett abdrehen
Viele drehen bei den Heizkörpern den Thermostatkopf komplett zu, wenn sie die Heizung nicht benötigen. Das Auf- und Abdrehen ist jedoch nicht sinnvoll. Wer stattdessen durchgehend gleichmäßig heizt, heizt wirtschaftlicher. Der Energieverbrauch ist niedriger.
Das gilt zumindest für Räume, die regelmäßig genutzt werden. Wird ein Raum oder eine Wohnung für mindestens mehrere Tage nicht genutzt, ist ein Herabdrehen sinnvoll. Doch auch hier sollten Verbraucher die Nullstellung vermeiden. Die Stufe 1 sollte nicht unterschritten werden, was auch zur Lebensdauer des dahinterliegenden Ventils beiträgt.
Die verschiedenen Stufen stehen für bestimmte Temperaturen. Steht der Thermostatkopf beispielsweise auf Stufe 3, schließt er das Ventil automatisch, wenn 20 bis 22 Grad Celsius im Raum erreicht sind. Hier die Abstufungen in der Übersicht:
Stufe 0: Die Heizung ist aus.
Stufe 1: 12 bis 14 °C (Frostschutz, minimaler Heizbetrieb).
Stufe 2: 16 bis 18 °C (kühl, geeignet für ungenutzte Räume).
Stufe 3: 20 bis 22 °C (angenehme Raumtemperatur, Standardeinstellung).
Stufe 4: 24 bis 26 °C (warm, selten notwendig).
Stufe 5: 28 bis 30 °C (maximale Heizleistung, meist ineffizient).
Neben dem Beheizen der Räume ist auch das Erhalten der Wärme entscheidend, um Heizkosten zu sparen. Das geht mit gut isolierenden Wänden und Fenstern. Besonders Fenster sollten einen guten Isolierwert haben, da sie die meiste Raumwärme entweichen lassen.
Wichtig sind etwa intakte Kunststoffdichtungen in Fenstern, aber auch in Türen. Diese werden im Laufe der Zeit porös und damit undicht. Schaumdichtungsband oder Gummidichtungen können hier helfen. Besonders für die Nacht, also bei Dunkelheit, helfen heruntergelassene Rollläden, die Wärme besser im Raum zu halten.
Mit speziellen Thermomessgeräten lassen sich zudem Undichtigkeiten in Wohnräumen schnell ausfindig machen.
Spezielle Geräte können Undichtigkeiten in Wohnräumen anzeigen.
Foto: Suljo/iStock
5. Gute Bedingungen für den Heizkörper
Wer eine Isolationsschicht hinter dem Heizkörper anbringt, verhindert, dass Wärme über die Außenwand entweicht. Sie wird wieder zurück in Richtung Raum reflektiert. Passende Dämmfolien gibt es im Baumarkt.
Damit ein Heizkörper optimal funktionieren kann, sollten möglichst keine Möbel, Gardinen oder andere Gegenstände davor sein. So kann sich die Wärme im Raum ausbreiten und der Heizkörper muss weniger arbeiten.
6. Heizkörper entlüften
Bei manchen Heizkörpern kann sich im Laufe der Zeit Luft ansammeln. Das ist manchmal an Gluckergeräuschen zu erkennen. In diesem Fall kann der Heizkörper nicht mehr richtig warm werden, was mehr Energie verbraucht – und die Heizkosten erhöht.
Hier hilft ein einfacher Entlüfterschlüssel, mit dem jeder Verbraucher ganz einfach selbst die Luft aus dem Heizkörper entweichen lassen kann. Beim Entlüften sollte ein kleiner Behälter am Entlüftungsventil sein. Ein Lappen sollte ebenfalls bereitliegen. Der Thermostatkopf sollte für das Entlüften auf Stufe 5 stehen.
Ein Heizkörper wird entlüftet.
Foto: schulzie/iStock
Sobald heißes Wasser aus dem Entlüftungsventil kommt, dieses sofort mit dem Entlüftungsschlüssel zudrehen. Anschließend den Thermostatkopf wieder zurückdrehen. Nach dem Entlüften sollte kontrolliert werden, ob die gesamte Heizanlage noch ausreichend Druck hat. Beim Entlüften sinkt der Druck leicht ab.
7. Heizungsrohre dämmen
Falls nicht schon geschehen, sollten die Heizungsrohre von der Heizanlage bis möglichst zu den Heizkörpern gedämmt sein. Das sorgt dafür, dass beim Wärmetransport möglichst wenig Wärme verloren geht. So wird sichergestellt, dass die Wärme dorthin gelangt, wo sie wirklich gebraucht wird.
Zudem ist das Dämmen der Heizungsrohre und Heizungsarmaturen Pflicht. Laut der „Verbraucherzentrale“ liegt die Ersparnis pro Meter gut isoliertem Rohr bei bis zu 20 Euro jährlich. Die Ersparnis soll hier den finanziellen Aufwand für die Rohr- und Armaturendämmung schon nach weniger als einem Jahr abdecken.
Die meisten Heizsysteme bringen nicht nur aufgeheiztes Heizungswasser in die Heizkörper. Sie erwärmen gleichzeitig das Trinkwasser aus dem Wasserhahn, das wir zum Kochen, Waschen, Putzen oder Trinken verwenden.
Daher lassen sich auch Heizkosten sparen, wenn wir weniger Warmwasser benötigen. Im Gegensatz zum Heizen, das nur im Winterhalbjahr benötigt wird, stellt die Heizanlage ganzjährig Warmwasser bereit. Somit können Verbraucher durch einen bewussten Umgang mit Warmwasser auch im Sommer ihre jährlichen Heizkosten senken.
9. Anbieter wechseln beim Heizen mit Erdgas oder Strom
Eine weitere Kostenoptimierung kann zudem mit einem Anbieterwechsel stattfinden. Wer mit Erdgas oder Strom heizt, kann aus einer Vielzahl von Anbietern wählen.
Viele Anbieter locken mit Wechsel- oder Neukundenangeboten, was eine jährliche Ersparnis von mehreren Hundert Euro bedeuten kann. So können die Bewohner einer durchschnittlichen Wohnung im Mehrfamilienhaus laut dem Portal „Heizspiegel“ zwischen 310 und 530 Euro pro Jahr einsparen. Beim Einfamilienhaus liegt das Einsparpotenzial bei 520 bis 910 Euro.
Hier empfiehlt sich ein Anbietervergleich auf den Portalen „Verivox“, „Check24“ oder „Wechselpilot“. Wer mit Fernwärme heizt, ist an den lokalen Anbieter gebunden. Ein Wechsel ist hier nicht möglich.
Bares Geld lässt sich auch nach einer Optimierung der Heizungsanlage sparen, vor allem wenn diese schon älter ist. Hier lohnt sich ein gründlicher Check durch eine Fachkraft, etwa im Rahmen einer Wartung, wie sie auch beim Auto regelmäßig durchgeführt werden sollte.
Damit die Anlage durchweg effizient arbeiten kann, empfiehlt sich nach spätestens zwei Jahren eine Wartung. Bei der Wartung kann die Fachkraft Verschleiß und Defekte frühzeitig erkennen. Der beste Zeitpunkt für eine Kontrolle ist im Spätsommer oder Herbst, also noch vor dem Beginn der Heizsaison.
Eine Fachkraft kann Mängel an der Heizungsanlage erkennen und beseitigen. Das kann die Heizkosten senken.
Foto: AlexRaths/iStock
In diesem Zug sollte auch ein hydraulischer Abgleich stattfinden. Hierbei wird geprüft, ob durch jeden Heizkörper auf jeder Etage genügend Heißwasser strömt, sodass sie wirklich die gewünschte Raumtemperatur erreichen.
Eine weitere Maßnahme könnte ein Austausch älterer Heizungspumpen sein. Neue Heizungsumwälzpumpen verbrauchen deutlich weniger Energie. Gleichzeitig können sie mit elektronischer Steuerung den Wärmebedarf im Haus wahrnehmen und ihre Leistung entsprechend optimal anpassen. Die Kosten sollen sich laut „Bosch“ bereits nach wenigen Jahren amortisieren.
Ebenso kann die Erneuerung der gesamten Heizanlage durch eine modernere Anlage langfristig Heizkosten einsparen. Diese Überlegung kann sich lohnen, wenn die Anlage mindestens 15 Jahre alt ist und nicht mehr einwandfrei läuft.
Moderne und energiesparende Anlagen setzen meist auf moderne Brennwerttechnik. Oftmals läuft diese zusammen mit „erneuerbaren“ Energien und Smart-Home-Komponenten. Eine solche Anlage kann im Gegensatz zu einer älteren Öl- oder Gasheizung laut „Bosch“ rund 30 Prozent an Energie und Kosten einsparen.
Das Fachgebiet von Maurice Forgeng beinhaltet Themen rund um die Energiewende. Er hat sich im Bereich der erneuerbaren Energien und Klima spezialisiert. Er verfügt über einen Hintergrund im Bereich der Energie- und Gebäudetechnik.