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Frühling, Pollen – und Enzyme: Die unterschätzten Auslöser für Allergien

Wenn die Natur erwacht, beginnt für viele Allergiker der Leidensweg: Juckreiz, Atemnot, Hautausschläge. Doch oft steckt mehr dahinter als nur Blütenpollen, Schimmel oder Milben.

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Was wäre, wenn Allergien keine Überreaktion, sondern eine Verteidigung gegen unsichtbare Eindringlinge wären?

Foto: iStock Maryviolett

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Lesedauer: 8 Min.

Thomas Bohner erinnert sich gut an die Jahre, in denen er verzweifelt versuchte, seine Symptome in den Griff zu bekommen. Hautausschläge, tränende Augen, Schleimhautbrennen und Atemnot – die ganze Palette allergischer Reaktionen prägte seinen Alltag.
Mit 18 Jahren war die Diagnose „Allergisches Asthma“ der Grund für sein Aus als Leistungssportler. „Ich war Dauergast bei Hautärzten und Allergologen“, erzählt der Pharmazeut mit makrobiologischer Doktorarbeit. Doch die Diagnosen blieben vage, Symptome, die weder eindeutig allergologisch noch dermatologisch zugeordnet werden konnten, die Therapien wirkten oft nur kurz.
Erst durch seine eigene Forschung fand Bohner heraus, was wirklich hinter seinen Beschwerden steckte: Enzyme – winzige Eiweißmoleküle mit enormer Wirkung.

Allergien neu denken: Enzyme als heimliche Türöffner

Allergien gelten landläufig als „Überreaktionen“ des Immunsystems. Die herkömmliche Erklärung ist, dass bei einer Allergie das Immunsystem überempfindlich auf eigentlich harmlose körperfremde Substanzen, sogenannte Allergene, wie zum Beispiel Pflanzenpollen oder bestimmte Nahrungsmittel, reagiert.
Doch Bohner verfolgt einen anderen Ansatz: Nicht das Immunsystem reagiere übertrieben – sondern es verteidige sich gegen Eindringlinge – den sogenannten Allergenen – die gar nicht erst hätten eindringen dürfen. Wieso können diese ungebetenen Gäste in den Körper eindringen? Die Antwort sind geschädigte Haut- und Schleimhautbarrieren – oft verursacht oder verschlimmert durch technisch eingesetzte Enzyme in vielen Produkten des Alltags.
Was sind Enzyme? Sie sind Proteine und wirken als biochemische Katalysatoren, die Reaktionen im Körper ermöglichen oder beschleunigen. Im Inneren unseres Körpers kommen unzählige natürliche Enzyme zu Einsatz, die wichtige Funktionen erfüllen.
Allerdings können laut Bohner Enzyme von außen zu Problemen führen. Besonders kritisch sind laut ihm Proteasen – Enzyme, die Eiweiße spalten. „Sie können das Schutznetz der Haut auflösen, Zellverbindungen, sogenannte Tight Junctions, zerstören, und so den Weg für Allergene freimachen“, so Bohner. Besonders betroffen: Menschen mit Neurodermitis. Bei ihnen ist die Hautbarriere genetisch geschwächt, oft durch Mutationen im Filaggrin-Gen.
Studien zeigen, dass Enzyme wie beispielsweise „Der p 1“, ein Protease-Allergen aus Hausstaubmilbenkot, genau auf diese Weise allergische Symptome auslösen: Sie zerstören die Hautbarriere, indem sie Barriereproteine wie Occludin spalten und dringen so in tiefere Hautschichten ein – die Folge sind Entzündungen, Juckreiz als typische Allergiesymptome. Dasselbe Prinzip gilt für Enzyme von Pollen, Schimmelpilzen oder Tierspeichel.

Unsichtbare Risiken im Alltag

Was Bohner besonders beunruhigt: Enzyme begegnen uns nicht nur unvermeidlich in der Natur, sondern auch künstlich zugesetzt in zahllosen Alltagsprodukten – oft unerkannt. „In Waschmitteln, Kosmetika, Lebensmitteln – überall kommen Enzyme zum Einsatz, und häufig müssen sie nicht einmal deklariert werden“, sagt der Forscher.
In Backwaren zum Beispiel sorgen Enzyme, sogenannte Amylasen, für lockeren Teig, in Käsegerichten hilft gentechnisch hergestelltes Chymosin bei der Gerinnung, in Weichspülern zersetzen Zellulosen Faserspitzen und in Waschmitteln lösen sie die Flecken buchstäblich auf. Der Trick: Die Enzyme vereinfachen die Verarbeitung und verbessern die Haltbarkeit oder gegebenenfalls die gewünschte Reinigungswirkung. Doch sie können auch sensibilisieren – insbesondere über die Haut. Bereits kleinste Rückstände von Proteasen auf Kleidung, kombiniert mit Feuchtigkeit und Reibung, können laut Bohner allergische Reaktionen begünstigen.
„Viele Betroffene wissen gar nicht, dass hinter ihren Beschwerden Enzyme stecken können“, warnt Bohner. Denn sie wirken nicht wie klassische Giftstoffe, sondern schleichend indirekt – als Türöffner für Allergene.

Vom Patienten zum Unternehmer: Kalixan als Antwort

Frustriert von mangelnder Aufklärung und begrenzten Behandlungsmöglichkeiten gründete Bohner schließlich das Unternehmen Kalixan.
Sein Ziel: Enzymfreie Produkte entwickeln, die Allergikern echte Alternativen bieten – von Waschmitteln über Körperpflege bis hin zu Alltagsgegenständen. „Es geht um Prävention, nicht nur um Therapie“, sagt er.
Das Kalixan-Konzept basiert auf drei Säulen: Vermeidung enzymhaltiger Produkte, gezielte Luft- und Oberflächenreinigung sowie intensive Aufklärung. „Wir müssen das Verständnis von Allergien revolutionieren“, so Bohner. Nicht das Immunsystem sei fehlgeleitet – sondern die Barriere gestört. „Wenn man die Barriere schützt, bleibt das Allergen draußen – und das Immunsystem ruhig.“

Was können Betroffene tun? – Praktische Tipps

Wer unter Allergien, Neurodermitis oder Asthma leidet, kann laut Pharmazeut Thomas Bohner bereits mit einfachen Maßnahmen spürbare Verbesserungen erzielen.

Ein wichtiger erster Schritt ist der Wechsel zu enzymfreien, hypoallergenen Waschmitteln. Idealerweise sollten diese keine Duft- oder Farbstoffe enthalten und Tenside, die keinen Einfluss auf die Hautbarriere haben.

Auf Waschpulver sollte man besser verzichten, da sich in der Maschine sogenannte „Waschmittelnester“ bilden können, die Rückstände auf der Kleidung hinterlassen. Auch neu gekaufte Kleidung sollte vor dem ersten Tragen gründlich gespült werden, um eventuelle Waschmittelreste zu entfernen.

Im Haushalt empfiehlt es sich, auf Weichspüler, Gallseife oder enzymhaltige Fleckenmittel zu verzichten. Diese Produkte enthalten oft Proteasen oder andere Enzyme, die sensibilisierend wirken können – insbesondere bei Menschen mit empfindlicher oder geschädigter Haut.

Auch bei Kosmetikprodukten und Lebensmitteln ist Vorsicht geboten: Enzyme verstecken sich häufig hinter Bezeichnungen wie „…-hydrolysat“ oder in Form fermentierter Inhaltsstoffe. Sie finden sich besonders in Peelings, Shampoos oder Anti-Aging-Cremes, Milch, Mehl und Fertigprodukten.

Was die Ernährung betrifft, sollte man möglichst frische, unverarbeitete Lebensmittel bevorzugen.

Brot mit enzymhaltigen Mehlen, stark verarbeitete Produkte oder fermentierte Getränke wie Bier oder Wein können Enzymrückstände enthalten. Schließlich spielt auch das Wohnumfeld eine wichtige Rolle: Eine regelmäßige Milben- und Schimmelsanierung, der Einsatz von Luftreinigern sowie milbendichte Bezüge für Matratzen können helfen, die Belastung durch Allergene spürbar zu reduzieren.

Wer diese einfachen, aber wirkungsvollen Maßnahmen in seinen Alltag integriert, kann häufig nicht nur Symptome lindern, sondern auch neue allergische Reaktionen verhindern.

Vom Patienten zum Unternehmer: Kalixan als Antwort

Was einst aus persönlicher Not begann, ist heute eine Erfolgsgeschichte: Dr. Thomas Bohner geht es inzwischen hervorragend.
Dank seiner intensiven Forschung konnte er nicht nur seine eigenen Beschwerden in den Griff bekommen, sondern auch einen völlig neuen Weg im Umgang mit Allergien eröffnen.
Mit seinem Unternehmen Kalixan hat er eine eigenentwickelte, enzymfreie Produktserie auf den Markt gebracht – von Wasch- und Reinigungsmitteln über Körperpflege bis hin zu allergikerfreundlichen Alltagsprodukten. „Ich wollte nicht länger nur Symptome bekämpfen, sondern an die Ursache heran“, sagt Bohner.

Kritik an der Industrie – und ein Appell an die Politik

Heute fordert Bohner als ehemals Betroffener und als Forscher und Unternehmer: Enzyme müssen klar gekennzeichnet werden. „Transparenz ist der erste Schritt zum Schutz“, sagt er. Besonders gentechnisch hergestellte Enzyme bräuchten unabhängige Langzeitstudien.
Seine Geschichte zeigt: Aus Leidensdruck kann Innovation entstehen – wenn man bereit ist, das Problem an der Wurzel zu packen. „Wir müssen die Wirkung von Enzymen im Alltag ernst nehmen“, so Bohner. „Nur wenn wir verstehen, was sie im Körper anrichten können, sind echte Lösungen möglich.“
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Lydia Roeber hat sich schon ihr Studium an der FU Berlin mit Texten verdient und lange als Fernsehjournalistin gearbeitet. Früher als Reisejournalistin tätig, nimmt sie sich heute bevorzugt die drängenden gesellschaftlichen Themen bei der Epoch Times vor – von Transhumanismus über digitale Kontrolle bis zum Bildungsnotstand.

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