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Typ-2-Diabetes ist keine Einbahnstraße – ein Arzt fordert Umdenken

Fast neun Millionen Menschen in Deutschland leben mit der Diagnose Typ-2-Diabetes. Die Zuckerkrankheit gilt als chronisch und unheilbar – doch was, wenn das gar nicht stimmt?

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Supermarkt statt Apotheke. Ist Ernährung der Schlüssel zur Heilung von Diabetes?

Foto: Aamulya/iStock

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Lesedauer: 11 Min.

Trotz aller Fortschritte in der modernen Medizin leiden immer mehr Menschen an chronischen Krankheiten. Auch hierzulande: Derzeit gibt es aktuell rund 11 Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland, darunter 8,7 Millionen mit einem diagnostizierten Typ-2-Diabetes. Seit 2002 hat sich laut Robert Koch-Institut (RKI) die Anzahl der Diabetesfälle bei Erwachsenen fast verdoppelt. 
Diese Zahlen machen klar – Diabetes mellitus ist eine Diagnose, die für viele Menschen in Deutschland zur täglichen Realität gehört. Die sogenannte „Zuckerkrankheit“ ist längst zu einer Volkskrankheit geworden. Allein die Neuzugänge sprechen für sich: Jährlich erkranken mehr als eine halbe Million Erwachsene neu an Diabetes. Das entspricht etwa 1.600 Neuerkrankungen pro Tag.
Die Zuckerkrankheit gilt als chronisch. Dr. Jason Fung, ein kanadischer Diabetesexperte und Arzt, stellt jedoch eine überraschende Behauptung auf: Typ-2-Diabetes, oft als Altersdiabetes bekannt, muss weder chronisch noch fortschreitend sein. Anstelle von lebenslangen Medikamenten schlägt er eine kostengünstige Lösung vor, die jedoch Willenskraft erfordert: eine gezielte Ernährung statt Insulin.

Ursache: Zucker-Überladung

„Das Problem ist nicht der Blutzucker als Folge einer gestörten Zellfunktion. Es ist, dass die Zellen mit Glukose überfüllt sind“, sagt Dr. Fung, Autor von „Diabetes Rückgängig machen“, in einem Interview mit der US-Ausgabe der Epoch Times. Diese Sichtweise, dass Typ-2-Diabetes, bei dem der Blutzuckerspiegel bestimmte Grenzwerte überschreitet, nicht als Folge einer gestörten Zellfunktion, einer Insulinresistenz, sondern als Folge einer Überladung der Zellen mit Glukose zu verstehen sei, verlagere laut Dr. Fung den Fokus: weg von der medizinischen und pharmakologischen „Verwaltung“ der Erkrankung hin zur Möglichkeit, die Krankheit durch eine gezielte Ernährungsumstellung rückgängig zu machen.

Die verschiedenen Typen des Diabetes

Dabei ist Diabetes mellitus nicht gleich Diabetes mellitus. Die Erkrankung wird in verschiedene Typen unterteilt, die sich in Ursache, Verlauf und Behandlung unterscheiden. Bei den Hauptformen von Diabetes werden zwei unterschieden: Typ-1-Diabetes tritt meist im Kindes- oder Jugendalter auf und ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört und diese kein oder zu wenig eigenes Insulin produzieren. Insulin ist das Hormon, das Glukose aus dem Blut in die Zellen transportiert, wo sie als Energiequelle genutzt wird. Davon Betroffene sind lebenslang auf eine Insulintherapie, also die gezielte Gabe von Insulin zur Senkung des Blutzuckerspiegels, angewiesen.
Oft als „Altersdiabetes“ bezeichnet, macht aber Typ-2-Diabetes über 90 Prozent der Diabetesfälle in Deutschland aus. Typ-2-Diabetes wird diagnostiziert, wenn der Blutzuckerspiegel bestimmte Grenzwerte überschreitet und dadurch verschiedene Organe, insbesondere Herz-Kreislauf, Nieren, Augen und Nerven, gefährdet sind.
Ursachen sind größtenteils Übergewicht, Bewegungsmangel, aber auch genetische Veranlagung. Typ-2-Diabetes betrifft heute zunehmend auch jüngere Menschen. Die Zahl der Typ-2-Diabetes-Neuerkrankungen bei Jugendlichen hat sich in den vergangenen zehn Jahren verfünffacht – die Deutsche Diabeteshilfe erwartet in Zukunft eine mehr als Verdoppelung der Neuerkrankungen dieser Form pro Jahr. Der Typ-2-Diabetes wird oft auch als „Wohlstandskrankheit“ bezeichnet.

Diabetiker im Pharma-Himmel

Neben Insulingaben, mittlerweile durch Insulinpumpen, werden Typ-2-Diabetiker oft auch mit anderen Medikamenten behandelt, die den Blutzucker (die Blutglukose) senken. Das am häufigsten eingesetzte Medikament ist Metformin, ein sogenanntes orales Antidiabetikum. Es gilt als Standardtherapie und wird bei etwa 38 Prozent der Betroffenen allein, also als Monotherapie, eingesetzt. Fakt ist: In Deutschland werden fast 90 Prozent aller ab 45-jährigen Personen mit Typ-2-Diabetes medikamentös behandelt, während nur etwa jede zehnte Person mittels Lebensstilintervention gegen ihren Diabetes vorgeht. 

Typ-2-Diabetes rückgängig machen: Ein einfacher Ansatz

Statt lebenslanger Medikation und damit verbundener enormer Kosten kann Typ-2-Diabetes auf ganz einfach und kostengünstige Weise rückgängig gemacht werden, das sagt Dr. Jason Fung im Epoch Times-Interview mit Brendon Fallon. Die herkömmliche Behandlung, dem Körper zusätzlich Insulin zuzuführen, in der Hoffnung, mehr Glukose in die Zellen zu schleusen, sei ein unnötiger Umweg. Seiner Ansicht nach liegt der Schlüssel darin, die Zufuhr von Glukose über die Nahrung konsequent zu reduzieren – und das sei laut ihm erstaunlich einfach. 
„Das Problem war, dass man nicht die richtige Therapie anwendet“, betont er. „Man versucht, Insulin wie ein Medikament einzusetzen, anstatt die Ernährung umzustellen.“
Laut Dr. Fung verbrennt der Körper bei einer entsprechenden Reduzierung der Glukosezufuhr über die Nahrung schließlich die überschüssige Glukose. Da die Zellen nicht mehr mit Glukose vollgestopft sind, kann die Glukose aus dem Blut in sie eindringen. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel und Typ-2-Diabetes kann rückgängig gemacht werden.
Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes, darunter auch einige Ärzte, wüssten nicht, dass die Erkrankung rückgängig gemacht werden kann, so Dr. Fung, sich auf den amerikanischen Markt beziehend.
Die Deutsche Diabetes-Hilfe schreibt auf ihrer Website, dass auch „Typ-2-Diabetes (…) nach heutigem Stand von Technik und Wissenschaft“ unheilbar sei. Oft könne man aber durch eine Gewichtsreduktion die medikamentöse Behandlung umgehen, da der Körper noch genügend Insulin produzieren und damit eine gute Blutzucker­einstellung leisten kann. Auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums wird der sogenannte Altersdiabetes als chronisch beschrieben, was die Notwendigkeit einer dauerhaften Behandlung impliziert. Auch die „Stiftung Gesundheitswissen“ schreibt, „Diabetes Typ 2 ist nicht heilbar. Die Erkrankung wird zu einem lebenslangen Begleiter.“
Ist eine Heilung also derzeit nicht möglich?

Blutzuckerregulation durch Ernährung

Laut Dr. Fung betrachten auch viele Ärzte Typ-2-Diabetes noch immer als unheilbar. Sie vermitteln ihren Patienten, es handle sich um eine chronische und fortschreitende Erkrankung – anstatt die Ernährung als Hauptquelle überschüssiger Glukose und zugleich als möglichen Weg zur Besserung in den Mittelpunkt zu stellen.
Um den Blutzuckerspiegel auf wirksame Weise zu senken, empfiehlt Dr. Fung, Lebensmittel zu meiden, die den Glukosewert stark ansteigen lassen – vor allem zuckerhaltige Speisen und bestimmte Kohlenhydrate. Nicht alle Kohlenhydrate sind gleich. Komplexe Kohlenhydrate, die langsam verdaut werden, sind deutlich vorzuziehen gegenüber hochverarbeiteten Lebensmitteln, deren Kohlenhydrate schnell ins Blut aufgenommen werden.
So verursachen die meisten Gemüsesorten nur einen moderaten Anstieg des Blutzuckerspiegels – anders als verarbeitete Produkte wie Weißbrot, Instant-Haferbrei oder Spaghetti. Gut als Alternative eignen sich auch Eier und Fleisch, da sie den Glukosespiegel nicht erhöhen.
Aber auch bei den Obst- und Gemüsesorten gibt es Unterschiede: Einige lassen den Blutzuckerspiegel schneller ansteigen. Dazu zählen stärkehaltiges Gemüse wie beispielsweise Kartoffeln oder Obst mit einem hohen Zuckergehalt. Generell können Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und Nüsse eine Stabilisierung des Blutzuckers bewirken. Grund für diesen Effekt sind die enthaltenen Ballaststoffe und eine niedrige glykämische Last, das Maß dafür, wie stark ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel beeinflusst. 

Erfolgsgeschichten von Patienten

Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass Typ-2-Diabetes mit einer Ernährungsumstellung rückgängig gemacht werden kann. Dies ist bei den Patienten von Dr. David Unwin, einem Pionier der Low-Carb-Ernährung in Großbritannien, zu beobachten. Im Rahmen einer achtjährigen Studie konnten 51 Prozent der 186 Patienten, die Unwins kohlenhydratarme Ernährung und seine Empfehlungen zur Gewichtsreduktion befolgten, ihren Typ-2-Diabetes vollständig heilen.
Dr. Fung hat in seiner eigenen Klinik in Toronto ähnliche Erfolge, auf die er sich beruft. So hatte er beispielsweise einen Patienten, der seit zehn Jahren täglich hohe Dosen an Insulin einnehmen musste. Der Patient reduzierte seine Kohlenhydratzufuhr und begann mit intermittierendem Fasten. Innerhalb eines Monats konnte der Patient vollständig auf seine Medikamente verzichten, und sein Blutzuckerspiegel war so niedrig, dass er als nicht diabetisch eingestuft werden konnte.
Dr. Fung sagt, dass er dieses Ergebnis immer wieder beobachten konnte: „Wenn jemand Diabetes hat und viel Gewicht verliert oder seine Ernährung umstellt und auf Junkfood und Süßigkeiten verzichtet, verbessert sich der Diabetes in fast 100 Prozent der Fälle oder verschwindet sogar ganz.“

Prävention und Früherkennung

Obwohl viele Typ-2-Diabetiker Aussicht auf Heilung haben, bleibt die Prävention das oberste Ziel für Dr. Fung.
Offizielle Stellen wie die Diabetessstiftung Deutschland empfehlen auch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten in einem frühen Stadium, dadurch könne „die Erkrankung erfolgreich zurückgedrängt werden“. In Deutschland bietet die gesetzliche Krankenversicherung ab 35 Jahren alle drei Jahre eine Check-up-Untersuchung an.
Dr. Fung empfiehl als Vorsorge sogar eine jährliche Überprüfung vom Hämoglobin-A1C-Wert (HbA1c), der den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel angibt, um einen Anstieg zu erkennen, der auf eine Prädiabetes hinweisen könnte. Eine frühzeitige Erkennung verschafft Zeit, um das Risiko zu ermitteln und die Ernährung anzupassen. Die Überwachung der Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse sei eine weitere Möglichkeit zur Einschätzung des Risikos für Typ-2-Diabetes, fügt Dr. Fung hinzu. Denn Insulin steigt zusammen mit dem Blutzucker an, bevor der Blutzucker den Schwellenwert für Typ-2-Diabetes erreicht. Ab einem bestimmten Punkt jedoch „sinkt die Insulinproduktion, der Blutzucker steigt an und man stellt die Diagnose Typ-2-Diabetes“, so Dr. Fung.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Lydia Roeber hat sich schon ihr Studium an der FU Berlin mit Texten verdient. Früher als Reisejournalistin tätig, nimmt sie sich heute bei der Epoch Times bevorzugt die drängenden gesellschaftlichen Themen vor – von Transhumanismus über digitale Kontrolle bis zum Bildungsnotstand. Sie ist Pfarrerstochter aus dem Osten; examinierte Krankenschwester; hat einen Abschluss der FU Berlin in Psychologie, Kommunikationswissenschaften, Filmwissenschaften; lange bei n-tv Reisefilme gemacht und auch geschrieben, zwei journalistische Preise dafür gewonnen; Pressesprecherin von verschiedenen touristischen Produkten, unter anderem vom Land Island.

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