
Angeschlagener Dollar – kommt die Ära des Euros?
Trumps Zollpolitik könnte den Dollar in eine Vertrauenskrise stürzen – mit weitreichenden Folgen für das globale Finanzsystem. Experten sehen einen möglichen historischen Wendepunkt und warnen vor einer Erosion der Führungsrolle der USA. Ist der Euro bereit für den Aufstieg – oder kommt eine neue Währungsordnung? Eine Analyse.

Der US-Dollar schwächelt. Ist der Euro auf dem Sprung zur Weltreservewährung?
Foto: Frank Rumpenhorst/dpa
„Wir erleben einen gleichzeitigen Preisverfall aller US-Vermögenswerte, einschließlich Aktien, des Dollars gegenüber alternativen Reservewährungen und dem Anleihenmarkt. Wir betreten damit Neuland im globalen Finanzsystem.“
Seit Bekanntgabe des Zollpakets stürzte der Dollar ab

Quelle: Google Finance

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Zweifel an der weltweiten Leitwährung
„Wir möchten davor warnen, dass anhaltend hohe Unsicherheit das Risiko von Finanzmarktstress erhöht. Anfang des Monats sahen wir ungewöhnliche Bewegungen in einigen wichtigen Anleihe- und Währungsmärkten.“
„Solche Bewegungen sollten als Warnung verstanden werden. Alle leiden, wenn sich die finanziellen Bedingungen verschlechtern.“
Sicheres europäisches Anlageinstrument fehlt
Allerdings stünden auch gewichtige Argumente dagegen. Vor allem das „geringere politische und militärische Gewicht Europas“ im Vergleich zu anderen Großmächten bremse das Vertrauen in den Euro als globale Leitwährung. Hinzu komme, so Menkhoff, dass die europäischen Finanzmärkte weniger tief entwickelt seien. Ein zentrales Problem sei dabei das Fehlen eines gesamteuropäischen sicheren Anlageinstruments, eines sogenannten Safe Assets.
Ein Safe Asset ist ein Vermögenswert, der in wirtschaftlich unsicheren Zeiten oder bei Turbulenzen auf Finanzmärkten als besonders sicher und zuverlässig gilt. Investoren gehen davon aus, dass dieser Vermögenswert wertstabil bleibt, nicht ausfällt und leicht handelbar ist – auch in Krisenzeiten. Die USA haben mit ihren US-Staatsanleihen ein global anerkanntes Safe Asset. Auch Länder wie Deutschland bieten als Einzelemittenten sichere Anleihen. Der Euroraum hat solche Anleihen allerdings nicht.
Menkhoff sieht auch noch eine weitere Hürde, die gegen den Euro als weltweite Leitwährung spricht: London als der größte europäische Finanzplatz liegt außerhalb des Euroraums, was die finanzielle Schlagkraft des Euro zusätzlich schwäche.
Der Wechsel einer Leitwährung, so sagt der Volkswirtschaftler, sei ein „träger Prozess mit einem rapiden Umschwung“.
„Das disruptive und schwer berechenbare Handeln der US-Regierung schwächt den US-Dollar als Weltwährung schon heute“, so Menkhoff. Zwar sei „sein Status meines Erachtens nicht in Gefahr“, doch diese Einschätzung könne sich ändern. Der Euro wird in einem solchen Fall wohl nicht automatisch die Nachfolge antreten: „Es wird eine andere Art der Ordnung sein“, so die Einschätzung des Wirtschaftsprofessors.
Investoren suchen Alternativen zum Dollar
Für Prof. Dr. Bernd Kempa, Direktor des Instituts für Internationale Ökonomie der Universität Münster, ist es eher unwahrscheinlich, dass der Euro den Dollar als Leitwährung ersetzen kann.
Das Vertrauen internationaler Investoren in die amerikanischen Anlagemärkte sieht Kempa im Moment als erschüttert an. „Die erratische Zollpolitik der Trump-Administration sowie der von dieser diskutierte sogenannte ‚Mar-a-Lago-Accord‘, einer Zwangsumwandlung von US-Staatsanleihen im Besitz ausländischer Gläubiger in solche mit langen Laufzeiten und niedriger oder gar keiner Verzinsung, sind nur zwei Aspekte“, so Kempa gegenüber der Epoch Times.
„Diese Politik hat bereits zu deutlich verringerten Finanzströmen in die USA und einer Schwächung des US-Dollars geführt“, so der Professor weiter. Es sei daher damit zu rechnen, dass internationale Investoren „zukünftig verstärkt nach alternativen Anlagemöglichkeiten im Rest der Welt Ausschau halten werden“. Davon werde der Euroraum profitieren.
„Allerdings bremst die immer noch nicht vollendete europäische Kapitalmarktintegration mit ihren weiterhin bestehenden Unterschieden in der Finanzmarktregulierung, insbesondere beim Insolvenzrecht, den Kapitalfluss in den Euroraum“, so der Volkswirt, dessen Forschungsschwerpunkt unter anderem die Geldpolitik ist.
Kempa prognostiziert, dass Investoren ihr Geld daher verstärkt in anderen Finanzmärkten anlegen werden. Hier sieht der Professor vor allem den asiatischen Raum für Investoren interessant.
„Es ist somit unwahrscheinlich, dass der Euro den Dollar als Haupttransaktions- und Reservewährung ersetzen wird“, so das Urteil Kempas. Vielmehr werde es zu „einer größeren Diversifikation der Nutzung unterschiedlicher Währungen kommen“. Neben Dollar und Euro sind das für Kempa vor allem auch der chinesische Yuan.
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