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plus-iconGoldanker für den Dollar

Die Rückkehr des Goldstandards: Lösung für die Geldpolitik?

Die Idee, den US-Dollar wieder an Gold zu binden, flammt in den USA immer wieder auf. Befürworter sehen darin ein Mittel gegen Inflation und Vertrauensverlust ins Fiatgeld. Doch ein neuer Goldstandard wäre ein radikaler Einschnitt mit weitreichenden Folgen für das globale Finanzsystem.

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Jahrzehntelang durch Vertrauen gestützt – könnte eine Rückkehr des Dollars zum Goldstandard die Weltwirtschaft neu definieren?

Foto: iStock/alfexe

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Lesedauer: 12 Min.

Den Dollar wieder an Gold binden? In den USA werden solche Ideen immer wieder diskutiert. Einer der größten Verfechter einer solchen Maßnahme ist der langjährige republikanische Kongressabgeordnete Ron Paul, der sich 2008 und 2012 parteiintern um die Präsidentschaftskandidatur für die Republikaner bewarb.
Der libertäre Politiker gab im Dezember des vergangenen Jahres dem YouTube-Kanal „Commodity Culture“ ein Interview. Ron Paul sieht die wirtschaftlichen Probleme der USA, insbesondere Schulden und Inflation, als direkte Folge der Abkopplung vom Goldstandard im Jahr 1971, wie er gegenüber dem Moderator Jesse Day sagt. „Viele Probleme, mit denen Amerika heute wirtschaftlich konfrontiert ist, sind direkt mit diesem Ereignis verbunden.“

Eine Rückkehr zum Goldstandard hält er für möglich, aber nur „nach einer großen Krise“. Ein Übergang könnte über goldgedeckte Anleihen erfolgen, das sei aber keine endgültige Lösung: Entscheidend sei, den „Appetit auf den allzu mächtigen Staat“ zu zügeln.

Der republikanische Senator Ted Cruz bewarb sich im Jahr 2016 um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat. In einer republikanischen Präsidentschaftsdebatte äußerte sich Cruz 2015 zur US-Notenbank und dem Goldstandard. Cruz stellte damals fest:

Ich denke, die Fed sollte sich aus dem Versuch zurückziehen, unsere Wirtschaft anzukurbeln, und sich einfach auf solides Geld und Währungsstabilität konzentrieren, idealerweise gekoppelt an Gold.“

Auch der US-Kongress befasste sich in den vergangenen zwei Jahren mit diesen Themen. Der ehemalige republikanische Abgeordnete Alex Mooney forderte eine Rückkehr zum Goldstandard. Mooney brachte im Jahr 2023 den Gesetzentwurf H.R.2435 („Gold Standard Restoration Act“) ins Repräsentantenhaus ein. Der Plan: den US-Dollar wieder an Gold koppeln, um Inflation zu begrenzen und die Kaufkraft zu stabilisieren.

Der Gesetzentwurf ist bisher nicht über den Finanzausschuss hinaus gekommen, aber er hat die Debatte über die Stabilität des Dollars und Alternativen wie Gold angeheizt. Was wäre aber, wenn das Gesetz beschlossen und der Dollar wieder an den Goldstandard gekoppelt wird?

Der Dollar, die Leitwährung der Welt, jahrzehntelang durch nichts als Vertrauen gedeckt, wäre plötzlich fest an einen physischen Rohstoff gekoppelt. Die Finanzmärkte würden ins Wanken kommen, Zentralbanken weltweit müssten ihre Strategien überdenken, und unser heutiges Wirtschaftssystem stünde vor einer Zeitenwende. Könnte das die Stabilität zurückbringen, die viele in der Welt des Fiatgelds vermissen? Oder würde es die Flexibilität der Geldpolitik zerstören und die Weltwirtschaft in eine Krise stürzen?

Der Ursprung des Goldstandards: Stabilität und Begrenzung

Der „Gold Standard Act“, der am 14. März 1900 von US-Präsident William McKinley unterzeichnet wurde, legte fest, dass der Dollar ausschließlich durch Gold gedeckt sein sollte. Er definierte den Dollar als 25,8 Grain (1,672 Gramm) Gold mit einem Feingehalt von 90 Prozent. Damit wurde der Goldstandard in den USA gesetzlich verankert.

Ein Auszug aus dem Gesetz lautet sinngemäß ins Deutsche übersetzt:​

Dass der Dollar, bestehend aus fünfundzwanzig und acht Zehntel Grain Gold mit neun Zehntel Feinheit […] die standardmäßige Werteinheit sein soll und dass alle von den Vereinigten Staaten ausgegebenen oder geprägten Geldformen im Wertverhältnis mit diesem Standard gehalten werden sollen.“

Das Gesetz verpflichtete das US-Finanzministerium, alle ausgegebenen Banknoten in Goldmünzen einzulösen und eine Goldreserve von 150 Millionen US-Dollar zu halten, um die Einlösung jederzeit zu gewährleisten.

Das so geschaffene System erwies sich im internationalen Handel bemerkenswert stabil. Wechselkurse blieben weitgehend konstant, das Vertrauen in die Stabilität der Währungen war hoch. Doch diese Stabilität hatte ihren Preis: Die Geldpolitik war starr. Anpassungen an wirtschaftliche Krisen, Naturkatastrophen oder Kriege waren nur schwer möglich, da die Geldmenge durch die vorhandenen Goldreserven begrenzt war.

Bretton Woods: Dollar wird Leitwährung

Im Jahr 1944 wurde der klassische Goldstandard durch das System von Bretton Woods ersetzt. Als der Zweite Weltkrieg noch tobte, einigten sich die Alliierten auf ein neues Währungssystem, das die Weltwirtschaft stabilisieren sollte: Der Dollar wurde zur Leitwährung erklärt und war seinerseits durch Gold gedeckt. Andere Währungen waren fest an den Dollar gekoppelt. Die USA verpflichteten sich, pro Feinunze Gold 35 US-Dollar zu zahlen. Dieses System sorgte über zwei Jahrzehnte für relative Stabilität, doch es geriet zunehmend unter Druck.
In den 1960er-Jahren stiegen die Ausgaben der USA rasant – insbesondere durch den Vietnamkrieg und das soziale Reformprogramm „Great Society“. Gleichzeitig baute sich ein Handelsdefizit auf, da die USA mehr importierten als exportierten. Länder wie Frankreich und Deutschland begannen, ihre wachsenden Dollarreserven gegen Gold einzutauschen. Die USA verloren zunehmend Goldreserven, während die Geldmenge weiter anstieg. Die Deckung wurde fragwürdig.
Am 15. August 1971 schloss US-Präsident Richard Nixon das sogenannte „Goldfenster“. Der Dollar war nicht länger in Gold einlösbar. Dies bedeutete auch das Ende des Bretton-Woods-Systems fester Wechselkurse und den endgültigen Übergang zum Fiat-Geldsystem.
Der renommierte Wirtschaftshistoriker Barry Eichengreen betont in seinem Werk „Globalizing Capital“, dass das System des Goldstandards zwar Stabilität geschaffen habe, aber letztlich unter den Spannungen eines expandierenden Welthandels und einer rigiden Währungsbindung zerbrechen musste. „Ein starres System ist anfällig für externe Schocks“, so Eichengreen.

Fiatsystem führte zur Explosion der Geldmengen

Mit dem Ende des Goldstandards begann das Zeitalter des Fiatgeldes. Währungen waren nun nicht mehr durch physische Rohstoffe gedeckt, sondern allein durch das Vertrauen in die ausgebende Regierung. Diese Freiheit ermöglichte es den Zentralbanken, flexibler auf Krisen zu reagieren – etwa in der Finanzkrise 2008 oder während der COVID-19-Pandemie.
Doch diese Freiheit hatte ihren Preis. Laut Zahlen der „Federal Reserve Bank of St. Louis“  lag die Geldbasis der USA im August 1971 bei etwa 84 Milliarden US-Dollar. Im März 2025 lag diese bei über 5,7 Billionen US-Dollar (5.700 Milliarden US-Dollar). Die Steigerung von über 6.000 Prozent zeigt, in welchem Umfang in den vergangenen Jahrzehnten durch die US-Notenbank Geld gedruckt wurde. Die Geldbasis bezeichnet die von einer Zentralbank in Umlauf gebrachte Geldmenge.
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman warnte bereits in den 1960er-Jahren vor den Risiken expansiver Geldpolitik ohne feste Deckung: „Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen“, betonte er unter anderem in seinem Klassiker „The Optimum Quantity of Money“.

Geldmenge beeinflusst Kaufkraft

Die Ausweitung der Geldmengen hat Auswirkungen auf die Kaufkraft. Das zeigt der schleichende Verlust der Kaufkraft des US-Dollars im Vergleich zu Gold. Anfang Januar 2006 kostete eine Unze Gold rund 530 US-Dollar. Heute, im April 2025, liegt der Preis für eine Unze bei etwa 3.200 US-Dollar.
Während die offiziellen Inflationsraten in den USA über die Jahre hinweg meist im niedrigen einstelligen Bereich lagen, offenbart der Vergleich mit einem stabilen Sachwert wie Gold eine andere Wahrheit. Fiatwährungen verlieren langfristig gegenüber stabilen Werten an Kaufkraft – eine stille Erosion des Geldwertes, die von vielen Menschen kaum wahrgenommen wird.
Ein Inflationsrechner zeigt die Kluft zwischen nominellen Werten und realer Kaufkraft. So konnten Verbraucher im Jahr 2006 mit 100 US-Dollar deutlich mehr Waren und Dienstleistungen erwerben als heute. 100 US-Dollar aus dem Jahr 2006 sind heute nur noch 63,26 wert. 158,08 US-Dollar müssten aktuell aufgewendet werden, um den Gegenwert von 100 US-Dollar aus dem Jahr 2006 zu erhalten. Spricht daher nicht alles für eine Begrenzung der Geldmenge durch die Kopplung des Dollars an den Goldwert?

Risiken eines goldgedeckten Dollars

Eine solche Rückkehr zu goldgedecktem Geld hätte tiefgreifende Auswirkungen auf das globale Finanzsystem. Zunächst einmal würde die Geldpolitik erheblich eingeschränkt. Zentralbanken könnten dann nicht mehr beliebig Geld drucken, was zwar inflationäre Tendenzen eindämmen, zugleich aber die Flexibilität zur Krisenbewältigung stark einschränken würde.

Die Bindung der Geldmenge an Gold, so das „World Gold Council“, könnte zur Deflation führen, weil das Geldangebot nicht flexibel genug wächst. Das Risiko: Preise fallen, Konsum und Investitionen sinken – ähnlich wie in der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre.

Auch die internationale Finanzwelt bliebe von einem neuen Goldstandard nicht unberührt. Besonders Schwellenländer mit hohen Dollar-Schulden, so warnt der Internationale Währungsfonds in seinem im Oktober 2022 veröffentlichten „Global Financial Stability Report“, würden unter einem starken, knappen Dollar leiden – ihre Schuldenlast würde deutlich steigen und Finanzkrisen könnten sich zuspitzen.

Goldpreis müsste auf über 10.000 Dollar steigen

Ein praktisches Problem stellt auch die Deckung der bestehenden Geldmenge dar. Die US-Goldreserven belaufen sich aktuell, laut Statista, auf rund 8.100 Tonnen. Um den heutigen Geldumlauf vollständig durch Gold zu decken, müsste der Goldpreis drastisch ansteigen – auf über 10.000 US-Dollar pro Unze, wie Experten des World Gold Council schätzen.

Der Finanzexperte James Rickards unterstreicht in seinem im Jahr 2016 erschienenen Buch „The New Case for Gold“, dass eine Kopplung des Dollars an Gold zwar Stabilität bringen könne, jedoch nur um den Preis massiver wirtschaftlicher und struktureller Anpassungen.

„Ein Goldpreis von 10.000 Dollar pro Unze wäre notwendig, um die heutige Geldmenge zu decken – und das würde globale Handels- und Finanzstrukturen massiv verändern“, so der Ökonom und Investmentbanker.

Bleibt also festzuhalten: Ein möglicher neuer Goldstandard wäre weit mehr als ein technisches Detail der Geldpolitik – er wäre ein radikaler Systemwechsel mit globalen Konsequenzen. Historisch bewährte Stabilität stünde heute einer hochkomplexen, dynamischen Weltwirtschaft gegenüber, in der Flexibilität oft entscheidender ist als Fixierung.

Weiterführende Informationen: 2011 erschien der Bericht des Congressional Research Service, einer Forschungseinrichtung des US-Kongresses, unter dem Titel „Brief History of the Gold Standard in the United States“. Er bietet eine kompakte Übersicht über die Entwicklung und Geschichte des Goldstandards in den USA – von den frühen Jahren bis zur vollständigen Aufgabe des Goldstandards.

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