
Die Rückkehr des Goldstandards: Lösung für die Geldpolitik?
Die Idee, den US-Dollar wieder an Gold zu binden, flammt in den USA immer wieder auf. Befürworter sehen darin ein Mittel gegen Inflation und Vertrauensverlust ins Fiatgeld. Doch ein neuer Goldstandard wäre ein radikaler Einschnitt mit weitreichenden Folgen für das globale Finanzsystem.

Jahrzehntelang durch Vertrauen gestützt – könnte eine Rückkehr des Dollars zum Goldstandard die Weltwirtschaft neu definieren?
Foto: iStock/alfexe
Eine Rückkehr zum Goldstandard hält er für möglich, aber nur „nach einer großen Krise“. Ein Übergang könnte über goldgedeckte Anleihen erfolgen, das sei aber keine endgültige Lösung: Entscheidend sei, den „Appetit auf den allzu mächtigen Staat“ zu zügeln.
Der republikanische Senator Ted Cruz bewarb sich im Jahr 2016 um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat. In einer republikanischen Präsidentschaftsdebatte äußerte sich Cruz 2015 zur US-Notenbank und dem Goldstandard. Cruz stellte damals fest:
„Ich denke, die Fed sollte sich aus dem Versuch zurückziehen, unsere Wirtschaft anzukurbeln, und sich einfach auf solides Geld und Währungsstabilität konzentrieren, idealerweise gekoppelt an Gold.“
Auch der US-Kongress befasste sich in den vergangenen zwei Jahren mit diesen Themen. Der ehemalige republikanische Abgeordnete Alex Mooney forderte eine Rückkehr zum Goldstandard. Mooney brachte im Jahr 2023 den Gesetzentwurf H.R.2435 („Gold Standard Restoration Act“) ins Repräsentantenhaus ein. Der Plan: den US-Dollar wieder an Gold koppeln, um Inflation zu begrenzen und die Kaufkraft zu stabilisieren.
Der Gesetzentwurf ist bisher nicht über den Finanzausschuss hinaus gekommen, aber er hat die Debatte über die Stabilität des Dollars und Alternativen wie Gold angeheizt. Was wäre aber, wenn das Gesetz beschlossen und der Dollar wieder an den Goldstandard gekoppelt wird?
Der Dollar, die Leitwährung der Welt, jahrzehntelang durch nichts als Vertrauen gedeckt, wäre plötzlich fest an einen physischen Rohstoff gekoppelt. Die Finanzmärkte würden ins Wanken kommen, Zentralbanken weltweit müssten ihre Strategien überdenken, und unser heutiges Wirtschaftssystem stünde vor einer Zeitenwende. Könnte das die Stabilität zurückbringen, die viele in der Welt des Fiatgelds vermissen? Oder würde es die Flexibilität der Geldpolitik zerstören und die Weltwirtschaft in eine Krise stürzen?
Der Ursprung des Goldstandards: Stabilität und Begrenzung
Ein Auszug aus dem Gesetz lautet sinngemäß ins Deutsche übersetzt:
Dass der Dollar, bestehend aus fünfundzwanzig und acht Zehntel Grain Gold mit neun Zehntel Feinheit […] die standardmäßige Werteinheit sein soll und dass alle von den Vereinigten Staaten ausgegebenen oder geprägten Geldformen im Wertverhältnis mit diesem Standard gehalten werden sollen.“
Das Gesetz verpflichtete das US-Finanzministerium, alle ausgegebenen Banknoten in Goldmünzen einzulösen und eine Goldreserve von 150 Millionen US-Dollar zu halten, um die Einlösung jederzeit zu gewährleisten.
Bretton Woods: Dollar wird Leitwährung
Fiatsystem führte zur Explosion der Geldmengen
Geldmenge beeinflusst Kaufkraft
Risiken eines goldgedeckten Dollars
Eine solche Rückkehr zu goldgedecktem Geld hätte tiefgreifende Auswirkungen auf das globale Finanzsystem. Zunächst einmal würde die Geldpolitik erheblich eingeschränkt. Zentralbanken könnten dann nicht mehr beliebig Geld drucken, was zwar inflationäre Tendenzen eindämmen, zugleich aber die Flexibilität zur Krisenbewältigung stark einschränken würde.
Die Bindung der Geldmenge an Gold, so das „World Gold Council“, könnte zur Deflation führen, weil das Geldangebot nicht flexibel genug wächst. Das Risiko: Preise fallen, Konsum und Investitionen sinken – ähnlich wie in der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre.
Auch die internationale Finanzwelt bliebe von einem neuen Goldstandard nicht unberührt. Besonders Schwellenländer mit hohen Dollar-Schulden, so warnt der Internationale Währungsfonds in seinem im Oktober 2022 veröffentlichten „Global Financial Stability Report“, würden unter einem starken, knappen Dollar leiden – ihre Schuldenlast würde deutlich steigen und Finanzkrisen könnten sich zuspitzen.
Goldpreis müsste auf über 10.000 Dollar steigen
Ein praktisches Problem stellt auch die Deckung der bestehenden Geldmenge dar. Die US-Goldreserven belaufen sich aktuell, laut Statista, auf rund 8.100 Tonnen. Um den heutigen Geldumlauf vollständig durch Gold zu decken, müsste der Goldpreis drastisch ansteigen – auf über 10.000 US-Dollar pro Unze, wie Experten des World Gold Council schätzen.
Der Finanzexperte James Rickards unterstreicht in seinem im Jahr 2016 erschienenen Buch „The New Case for Gold“, dass eine Kopplung des Dollars an Gold zwar Stabilität bringen könne, jedoch nur um den Preis massiver wirtschaftlicher und struktureller Anpassungen.
„Ein Goldpreis von 10.000 Dollar pro Unze wäre notwendig, um die heutige Geldmenge zu decken – und das würde globale Handels- und Finanzstrukturen massiv verändern“, so der Ökonom und Investmentbanker.
Bleibt also festzuhalten: Ein möglicher neuer Goldstandard wäre weit mehr als ein technisches Detail der Geldpolitik – er wäre ein radikaler Systemwechsel mit globalen Konsequenzen. Historisch bewährte Stabilität stünde heute einer hochkomplexen, dynamischen Weltwirtschaft gegenüber, in der Flexibilität oft entscheidender ist als Fixierung.
Weiterführende Informationen: 2011 erschien der Bericht des Congressional Research Service, einer Forschungseinrichtung des US-Kongresses, unter dem Titel „Brief History of the Gold Standard in the United States“. Er bietet eine kompakte Übersicht über die Entwicklung und Geschichte des Goldstandards in den USA – von den frühen Jahren bis zur vollständigen Aufgabe des Goldstandards.
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