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plus-iconOstersonntag bleibt stabil

Entwarnung beim Brownout – dennoch erneut Solarstromüberschuss

Immer mehr Solarstrom versorgt deutsche Haushalte. Doch gerade für Ostern gab es eindringliche Warnungen, dass die Einspeisung – gemessen am Verbrauch – zu hoch sein könnte. Aktuelle Daten geben Entwarnung.

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Eine Solaranlage auf einem Wohnhaus in Deutschland.

Foto: DiyanaDimitrova/iStock

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Lesedauer: 5 Min.

Seit Monaten warnen Fachleute vor einer massiven Stromüberproduktion an Ostern aufgrund von zu viel Solarstrom in Deutschland. Bereits im November forderten mit Enpal und 1Komma5° zwei der größten deutschen Photovoltaik-Unternehmen die Bundesregierung zum Handeln auf.
Am heutigen Ostersonntag, 20. April, dürfte die Stromversorgung in der Bundesrepublik anhand der vorliegenden Daten jedoch stabil bleiben. Zwar müssen die hiesigen Netzbetreiber erneut mehrere Gigawatt (GW) an überschüssiger, ins Netz eingespeister Solarleistung ans Ausland abgeben. Doch es tritt ein Szenario auf, das die Energieversorger bereits kennen – und meistern können.

Geringerer Stromverbrauch als sonst

Die ursprüngliche Befürchtung einer zu großen Stromüberproduktion an Ostern entstand nicht, weil zu dieser Zeit etwa die Sonne intensiver scheint. Stattdessen liegt es am etwas geringeren Verbrauch an diesen heiligen christlichen Feiertagen – und damit verbunden einem höheren Unterschied zwischen Stromerzeugung und -verbrauch.
Am Ostersonntag erwarteten die Netzbetreiber laut dem vom Fraunhofer-Institut ISE betriebenen Portal „Energy-Charts“ einen maximalen bundesweiten Stromverbrauch von rund 48,2 GW (Stand: 20. April, 9:00 Uhr). Letztlich zeigten die späteren Ist-Werte aber nur bis zu 44,2 GW an (Stand: 20. April, 17:00 Uhr). Zum Vergleich: Am Sonntag zuvor lag die Last in der Spitze bei rund 51,2 GW.
Im Stromnetz müssen sich Erzeugung und Verbrauch stets die Waage halten, damit die Netzfrequenz bei 50 Hertz (Hz) bleibt – und das in jeder einzelnen Sekunde. Zu wenig Strom senkt die Netzfrequenz, während eine Stromüberproduktion die Frequenz anhebt. Kritisch wird es bereits, wenn die Frequenz unter 49,8 Hz fällt oder über 50,2 Hz steigt.
In beiden Fällen müssen die Netzbetreiber je nach Bedarf mit Lastabwürfen reagieren, um die Frequenz wieder zu stabilisieren. Das bedeutet kontrollierte Abschaltungen bestimmter Regionen, die zu viel Strom verbrauchen oder ins Netz einspeisen – auch Brownout genannt. Damit wollen die Stromversorger einen sogenannten Blackout, also einen unkontrollierten flächendeckenden Stromausfall, verhindern.
Solarstrom

Deutsche Stromproduktion in KW 16 mit teils deutlichen Solarspitzen (gelbe Bereiche) über der Last (schwarze Linie). Viel Solarstrom senkt zudem den Börsenstrompreis deutlich (rote Linie).

Viele Kraftwerke stark gedrosselt

Am Ostersonntag wurde zur Mittagszeit der größte Teil des Strombedarfs vom Solarstrom abgedeckt. Die inzwischen über 5 Millionen Solaranlagen in Deutschland sollten laut Prognosen bis zu 41 GW ins Netz einspeisen. Am Nachmittag waren die Werte auf bis zu 38,2 GW herunterkorrigiert.
Solarstrom

Daten zur Stromproduktion am 20. April 2025 um 12:45 Uhr.

Was zunächst für Befürworter der Energiewende gut klingt, bedeutet im Hintergrund viel Regulierungsarbeit bei den anderen Kraftwerksarten. Den Daten zufolge haben die Kraftwerks- und Übertragungsnetzbetreiber in den Mittagsstunden die fossilen Kraftwerke teils stark heruntergeregelt. Auch bei den sonst stabil laufenden Wasserkraftwerken ist eine Absenkung zu erkennen, ebenso bei der Windkraft.
Möglich ist zudem eine Leistungsdrosselung bei den Photovoltaikanlagen selbst. Insgesamt sind hierzulande rund 104 GW installierter Solarleistung in Betrieb. Davon sind 61,7 GW durch den Netzbetreiber und/oder den Direktvermarkter steuerbar. Das sind Anlagen, die beispielsweise einen Smart Meter haben und dadurch einen Fernzugriff auf die Anlage erlauben. Das bedeutet aber, dass 42,4 GW nicht steuerbar sind.
Die Anlagen erreichen aufgrund unterschiedlicher Ausrichtungen und Bedingungen diese Maximalleistung allerdings nicht. Diese Werten werden nur bei idealen Laborbedingungen erreicht. Der Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft teilte vor Kurzem der Epoch Times mit, dass für eine installierte Photovoltaikleistung von 39 GW maximal 22 GW Leistung im Netz ankommen. Für die 42,4 GW entspricht das demnach inzwischen 23,9 GW, die die Netzbetreiber nicht unter normalen Bedingungen kontrollieren können.

Erneuter Negativpreis

Die Überproduktion an Solarstrom kreierte zudem erneut einen negativen Strompreis an der entsprechenden Börse. Bei der sogenannten Day Ahead Auktion sank der Preis am Sonntagnachmittag von 13 bis 14 Uhr auf bis zu -52,42 Euro für die Megawattstunde.
Zu dieser Zeit „kauften“ die Nachbarländer Deutschland von einem 15-GW-Überschuss rund 8,5 GW ab. Das bedeutet, sie erhielten für jede von der Bundesrepublik abgenommene Megawattstunde 52,42 Euro. Vor allem Frankreich hat Deutschland teils über 4,2 GW an Leistung abgenommen.
Der Verbrauch von Pumpspeicheranlagen wurde auf bis zu 5,93 GW hochgefahren, wodurch der übrige Überschussstrom weitgehend getilgt wurde.
Das nächste kritische Datum wird das Pfingstwochenende mit dem Pfingstsonntag am 8. Juni. Auch für diesen Feiertag erwarten viele Fachleute eine kritisch hohe Differenz zwischen Stromerzeugung und -verbrauch. Bekanntlich ist die Sonne zu dieser Zeit intensiver als an Ostern. Bleibt also abzuwarten, wie das Pfingstwetter wird.
Das Fachgebiet von Maurice Forgeng beinhaltet Themen rund um die Energiewende. Er hat sich im Bereich der erneuerbaren Energien und Klima spezialisiert. Er verfügt über einen Hintergrund im Bereich der Energie- und Gebäudetechnik.

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