Hypothekenkrise auch in China?

Nur US-Kreditkrise mit überschaubarem Effekt auf asiatische Banken
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Ein Platzen der chinesischen Immobilienblase könnte auch für diesen Investor in Schanghai einen Weckruf bedeuten. (Foto: MARK RALSTON/AFP/Getty Images)
Von 31. August 2007

In den USA, Europa und Japan haben die Notenbanken bereits fleißig Milliardensummen in die Geldmärkte gepumpt, um die angesichts der Hypothekenbanken-Krise nervösen Anleger rund um den Globus zu beruhigen. Mehr als 264 Mrd. Euro insgesamt. Mit der Krise bei der IKB Deutsche Industriebank sind selbst hierzulande die „suprime lenders“, die Banken für zweitklassige Schuldner, in die Schlagzeilen geraten. Wenig Medienecho fanden in unseren Breiten dagegen bisher die direkten Geldspritzen von Chinas Zentralbank an hochverschuldete chinesische Institute wie die Landwirtschaftsbank, die 40 Mrd. Dollar zugeschossen bekam, wie am 6. August bekannt wurde. Droht im Reich der Mitte eine hausgemachte Hypothekenkrise?

Tatsächlich herrscht selbst am Festland China eine gewisse Unsicherheit bezüglich der Liquiditäts-Situation der großen chinesischen Kreditgeber. Dem Wirtschaftswissenschaftler Yi Xianrong von der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften zufolge belaufen sich die Hypothekenkredite chinesischer Banken auf rund 289 Mrd. Euro. Die Institute würden keine Bonitätsprüfungen vornehmen, wird Yi von der „South China Morning Post“ zitiert.

Mauro Toldo, Asien-Experte der Deka Bank, sieht hinsichtlich der Kreditvergabe vor allem bei den Regionalbanken und den regional engagierten Instituten, namentlich der Landwirtschaftsbank, „große Probleme“. Und: „Wenn es kracht, wirkt sich der Bauboom zusätzlich negativ aus“. Die zur mittlerweile weltweit größten Bank nach Marktkapitalisierung aufgestiegene Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) musste mit einer Geldspritze von 15 Mrd. Dollar im Vorjahr „börsenfit“ gemacht werden, über die genaue Summe ihrer notleidenden Kredite herrscht Uneinigkeit unter Experten. Offiziell dürfen Chinas Kreditinstitute nicht mehr als fünf Prozent „faule Kredite“ im Gesamtkreditportfolio haben. Auch die Transparenz im chinesischen Bankensektor lässt für Beobachter weiterhin zu wünschen übrig. Vor allem bei den Regionalbanken gebe es laut Deka-Bank-Experte Toldo große Probleme.

Noch im Oktober vergangenen Jahres konnten 16 der 50 größten chinesischen Banken nicht in einen Branchenbericht von Standard & Poor´s aufgenommen werden – die Informationen waren unzureichend. Ernst & Young hat im Mai 2006 einen Bericht zurückgezogen, in dem eine deutlich über den offiziellen Schätzungen liegende Zahl für die Summe der faulen Kredite genannt wurde. Branchenkreise sprachen davon, dass Ernst & Young mit der Rücknahme des Berichts dem Druck der chinesischen Zentralbank nachgegeben hatte, um Eigeninteressen in China zu wahren. So ist Ernst & Young unter anderem Buchprüfer der ICBC.

Überschaubare Auswirkungen auf Asiens Banken dürfte hingegen die Krise am US-Hypothekenmarkt für zweitklassige Schuldner („subprime lenders“) der Ratingagentur Moody´s zufolge haben. In einem Bericht wird auf die eher geringe Beteiligung asiatischer Banken an US-Hypothekenbanken hingewiesen. Die Analysten glauben nicht, dass eine Rating-Änderung notwendig sein wird. Auch die Ratingagentur Standard & Poor´s geht nicht von einer Änderung aus.

„Innerhalb von maximal drei Jahren platzt weltweit die Immobilienblase“, sagte der Londoner Immobilienexperte Fred Harrison im August 2005 in einem Artikel in der Zeitschrift „Moneyweek“ voraus. Harrison, Autor des Buches „Boom, Bust: House Prices, Banking and the Depression of 2010″ bewies damit für die Immobilienkrise seherische Qualitäten. Sein weiteres Zukunftsszenario sieht für 2010 eine weltweite, von einem Kollaps der Verbrauchernachfrage getriebene Depression.



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