Kleines Wirtschaftswachstum, aber wenig privater Konsum

Der BDI hat gerade seinen neuen Quartalsbericht vorgelegt. Die deutsche Wirtschaft konnte trotz allem im vergangenen Jahr ein kleines Wachstumsplus hinlegen. Trotz viel Optimismus in diesem Jahr steckt der private Konsum immer noch tief im Keller und konnte an die Vor-Corona-Zahlen nicht aufschließen. Für die Zukunftsaussicht macht der Verband wenig Hoffnungen.
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Für den privaten Konsum in diesem Jahr gibt der BDI-Quartalsbericht eine düstere Prognose.Foto: Markus Scholz/dpa/dpa
Von 16. März 2023

Trotz eines schwierigen Jahres konnte die Wirtschaft im vergangenen Jahr ein kleines Wachstumsplus einfahren. Das geht aus dem Quartalsbericht des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) hervor.

Allerdings haben vor allem die Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln das Wachstum der deutschen Wirtschaft zum Jahresende ausgebremst. So sank nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im letzten Quartal 2022 das Bruttoinlandsprodukt um 0,4 Prozent. Im Quartal davor war es allerdings noch um 0,5 Prozent gestiegen. Über das ganze Jahr betrachtet, verzeichnete die deutsche Wirtschaft dann ein Plus von 1,8 Prozent.

Die Zahl der Erwerbstätigen war im letzten Vierteljahr 2022 gestiegen. Nach Angaben des BDI-Berichts wurde die Wirtschaftsleistung in dieser Zeit von etwas mehr als 45,9 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 492.000 Personen oder 1,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Dienstleister waren Wachstumsmotor

Der Quartalsbericht erläutert weiter, wo im Berichtszeitraum das Wachstum entstanden ist. Ein kräftiger Wachstumsschub ging dabei von den sonstigen Dienstleistern aus, deren Aktivitäten im Vorjahresvergleich um 5,9 Prozent zulegten.

Überdurchschnittliche Zuwächse verbuchten auch die öffentlichen Dienstleister und der Informations- und Kommunikationssektor, deren Wertschöpfung um jeweils 3,7 Prozent anstieg.

Leichte Zuwächse verbuchten neben den Finanz- und Versicherungsdienstleistern (plus 1,8 Prozent) noch die Unternehmensdienstleister (plus 1,1 Prozent) und mit plus einem Prozent das Grundstücks- und Wohnungswesen.

Baugewerbe (minus 6,2 Prozent) und Handel, Verkehr, Gastgewerbe (minus 0,7 Prozent) waren die einzigen Dienstleistungsbereiche mit sinkender Wertschöpfung. Im verarbeitenden Gewerbe sank die Bruttowertschöpfung nach dem Plus im dritten Quartal zum Jahresende um 1,1 Prozent.

Privater Konsum immer noch geringer als vor Corona

Im Hinblick auf die privaten Konsumausgaben sind diese im letzten Quartal zwar um 0,4 Prozent gestiegen, sie waren aber immer noch 2,2 Prozent niedriger als vor Beginn der Pandemie. Die Verbraucher erhöhten im vierten Quartal 2022 vor allem ihre Ausgaben für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen (plus 19,1 Prozent).

Ebenfalls überdurchschnittlich stiegen die Ausgaben für Verkehr und Nachrichtenübermittlung (plus 3,9 Prozent) sowie für Freizeit, Unterhaltung und Kultur (plus 2,5 Prozent). Für Einrichtungsgegenstände und Haushaltsgeräte (minus 5,7 Prozent) sowie für Nahrungs- und Genussmittel (minus 6,1 Prozent) gaben die Haushalte deutlich weniger aus als zum Ende des vergangenen Jahres.

Die Ausgaben für Wohnen, Energie- und Wasserversorgung gingen in realer Rechnung ebenfalls zurück (minus 2,1 Prozent).

Geschäftsklima verbessert sich stetig

In der Wirtschaft scheint sich die Stimmung allgemein etwas aufzuhellen. So hat sich der ifo-Geschäftsklimaindex im Februar 2023 das vierte Mal in Folge verbessert. Vor allem im Hinblick auf die Erwartungen für die kommenden sechs Monate schauen die Unternehmen positiv in die Zukunft.

Was die aktuelle Geschäftslage anbelangt, so ist die Stimmung, wie bereits im Januar, etwas pessimistischer. Unter den einzelnen Sektoren war die Stimmungsaufhellung im Handel am stärksten. Hier hellten sich nicht nur die Erwartungen deutlich auf. Die Händler waren anders als noch im Januar auch wieder zufriedener mit den laufenden Geschäften.

Groß- und Einzelhändler lassen den Stimmungsabsturz aus dem Vorjahr hinter sich. Bei den Dienstleistern hat sich das Geschäftsklima bereits das fünfte Mal merklich verbessert. Dabei legte die Erwartungskomponente etwas stärker zu als die Lageeinschätzung. Insbesondere im Gastgewerbe und im Tourismus hat sich die Stimmung sehr gut entwickelt.

Etwas verhaltener hat sich die Stimmung im Bauhauptgewerbe verbessert. Die befragten Bauunternehmer schätzten ihre aktuelle Lage zwar mehrheitlich als gut ein, eine überwältigende Mehrheit blickt aber pessimistisch in die Zukunft. Im verarbeitenden Gewerbe ist der Geschäftsklimaindex auf den höchsten Wert seit Mai 2022 gestiegen.

Dies war auf merklich verbesserte Erwartungen der Unternehmen zurückzuführen. Die laufenden Geschäfte wurden etwas schlechter beurteilt. Die Exporterwartungen haben sich nach vier Anstiegen in Folge leicht eingetrübt, werden aber seit November 2022 von den befragten Unternehmen weiterhin mehrheitlich positiv eingeschätzt.

Konsumausgaben auch 2023 kaum Wachstumsimpulse

Weiter heißt es im Bericht, dass mit dem Wegfall sämtlicher Corona-Schutzmaßnahmen wieder etwas Normalität in das Wirtschaftsleben zurückgekehrt ist. Die noch vor dem Winter befürchtete Gasmangellage blieb aus. Nach den Preisspitzen im Sommer des vergangenen Jahres hätten die Notierungen an den Energiemärkten deutlich nachgegeben.

Dennoch, so schätzt es der Quartalsbericht ein, dürften die hohen Preise für Energie und für Nahrungsmittel auch im laufenden Jahr noch zu erheblichen Kaufkraftverlusten führen und dämpfend auf die Konsumnachfrage wirken. Stimmungsindikatoren wie das Konsumbarometer des Handelsverbands Deutschland und der von der Gesellschaft für Konsumforschung veröffentlichte Konsumklimaindex würden das bestätigen.

Diese seien zwar seit Ende letzten Jahres wieder nach oben gegangen, steckten aber weiterhin tief im Keller wie zu Beginn der Corona-Pandemie. Auch der hohe Sparüberhang nach der Pandemie, so die Studie weiter, dürfte in großen Teilen abgebaut sein. Das dürfte in der Summe zu einem Rückgang der preisbereinigten privaten Konsumausgaben führen.

Zwar würde die Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine sowie Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung zum Ausgleich der hohen Energiepreise die öffentlichen Haushalte belasten. Gleichzeitig würde mit dem Ende der Pandemie aber ein Großteil der Ausgaben für Impfstoffe und Hygienemaßnahmen wegfallen, sodass in der Summe auch die öffentlichen Konsumausgaben im laufenden Jahr geringer ausfallen werden als noch vor Jahresfrist. Daher kommt der BDI zum Ergebnis, dass von den Konsumausgaben ein negativer Wachstumsimpuls ausgehen wird.



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