Rekordpreise locken: Warum massenhaft Gold von Europa nach New York fließt
Der Goldpreis erreicht immer neue Rekorde und nähert sich der 3.000-Dollar-Marke. Experten sehen die Gründe vor allem in der Unsicherheit durch Handelskonflikte und mögliche US-Zölle. Die Folge: Immer mehr Gold fließt aus Europa nach New York, um von höheren Preisen zu profitieren.

Die Bestände in New York haben sich seit Ende Oktober nahezu verdoppelt.(Symbolbild)
Foto: Uli Deck/dpa/dpa-tmn
Gold ist so teuer wie nie zuvor. Aktuell muss man für eine Feinunze des Edelmetalls laut dem Portal „Goldpreis.de“ rund 2.910 US-Dollar (2.824 Euro) bezahlen. In der vergangenen Woche kostete die Feinunze noch 2.859 US-Dollar oder 2.755 Euro. Dass der Goldpreis in diesem Jahr immer wieder Höchststände erreicht, wird von Experten immer wieder mit der Furcht der Anleger vor einem Handelskrieg zwischen den USA und China begründet. Seit dem Amtsantritt von Donald Trump profitiere das Edelmetall davon, da Gold als „sicherer Hafen“ in unsicheren Zeiten gilt.
Zoll auf Stahl und Aluminium

Der Goldpreis steigt seit Jahresbeginn.
Foto: Screenshot „www.goldpreis.de“
In London wird Gold knapp
Händler bringen Gold nach New York
Zu den Bullion Banken zählen J.P. Morgan, HSBC und UBS. Sie besitzen Gold in London und möchten sich gegen Preisschwankungen absichern und haben sogenannte Short-Wetten an der New Yorker Comex platziert. Dafür verkaufen sie Terminkontrakte an der Börse in New York. Diese Verträge legen fest, dass sie das Gold später zu einem bestimmten Preis liefern müssen. Wenn der Goldpreis sinkt, können sie die Verträge günstiger zurückkaufen und so Verluste ausgleichen.
Problematisch wird es, wenn der Goldpreis in New York, wie es gerade im Moment passiert, höher ist als in London. Dann versuchen die Banken, ihr Gold schnell nach New York zu bringen, um es dort teurer zu verkaufen. Schaffen sie das nicht rechtzeitig, müssen sie ihre Verträge teurer zurückkaufen, während ihr Gold in London weniger wert bleibt – und sie verlieren Geld.
Niedrigste Niveaus seit April 2020
Bereits zu Trumps Amtsantritt halbierte sich die Zahl der Short-Positionen an der Comex im Vergleich zur Woche davor. Laut dem Goldexperten Ash sank die Zahl der Kontrakte auf das niedrigste Niveau seit Mitte April 2020.
Damals, auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, hatten viele Händler die Sorge, ihr Gold nicht mehr in die USA transportieren zu können, da viele Linienflüge, die bisher auch das Gold transportierten, gestrichen wurden. Das hatte damals die Folge, dass die Gold-Terminkontrakte in New York 8 Prozent höher notiert waren als in London.
Trotzdem schafften es damals Banken und Goldhändler, ihr Gold nach New York zu transportieren, wo das Edelmetall damals höher gehandelt wurde als in London. Sie teilten damals Charterflüge mit Herstellern von medizinischen Produkten und anderen wichtigen Lieferungen, um das Edelmetall zu transportieren.
Spekulanten nutzen Verwerfungen aus
Die Preisdifferenz zwischen New York und London löste sich damals aber nicht einfach auf, erklärt Ash im „Handelsblatt“ weiter. Spekulanten hätten damals die Situation erkannt und die Verwerfungen am Goldmarkt für Arbitragegeschäfte genutzt. Arbitragegeschäfte sind eine Möglichkeit, risikolos Geld zu verdienen, indem man Preisunterschiede ausnutzt. Dabei kauft man etwas an einem Ort günstig ein und verkauft es gleichzeitig an einem anderen Ort teurer.
Ein einfaches Beispiel: Ein Kilo Äpfel kostet auf einem Markt zwei Euro, aber auf einem anderen Markt drei Euro. Ein Händler könnte die Äpfel günstig für zwei Euro kaufen und sofort für drei Euro weiterverkaufen – ohne Risiko und mit sicherem Gewinn. An der Börse funktioniert das ähnlich: Investoren kaufen Gold in London günstiger ein und verkaufen es teurer in New York. Solche Geschäfte nennt man Arbitrage.
„Wenn sie pro Unze Gold zusätzliche 100 Dollar verdienen können, indem sie es von London nach New York fliegen, dann nutzen sie auch die Gelegenheit“, sagt Ash. Auch dieses Mal würden Spekulanten die Situation für Arbitragegeschäfte ausnutzen.
3.000-Marke für Gold in Sicht?
Gegenüber dem Londoner Preis würde an der Comex zuletzt zeitweise außergewöhnlich hohe Aufschläge von bis zu 60 Dollar pro Feinunze für Gold-Juni-Kontrakte gezahlt.
Experten sehen für den Goldpreis für 2025 noch Luft nach oben. Aus technischer Perspektive reiche das Kurspotenzial aus, um nun in Richtung der 3.000-Marke zu gehen, ist sich Jörg Scherer, HSBC-Charttechnikexperte, im Jahresausblick seiner Bank sicher. Nach dem Erreichen der runden Marke dürfte, so die Prognose, die Rally am Goldmarkt aber erst einmal eine Pause einlegen.
Aktuelle Artikel des Autors
27. November 2025
Rastatt vor Finanzkollaps: Gewerbesteuer bricht vollständig ein
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.













