Sanierung greift zu kurz – VARTA kämpft ums Überleben

Der Batteriehersteller VARTA befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise und steht vor bedrohlichen Finanzproblemen. Die unerwartete Nachfrageschwäche nach Lithium-Ionen-Batterien und ein verheerender Cyberangriff haben die Lage verschärft und lassen Zweifel über die Zukunft des Unternehmens aufkommen.
Titelbild
im vergangenen Jahr bescheinigten Wirtschaftsprüfer Varta eine positive Fortführungsprognose, auf die Banken ihre Finanzzusagen gestützt hatte. Nun hat sich die Lage geändert.Foto: Marijan Murat/dpa/dpa
Von 28. April 2024

Der schwäbische Batteriehersteller VARTA erlebt schwierige Zeiten und steckt in einer handfesten Krise. Im Juli letzten Jahres hatte das Unternehmen mit den Banken und ihrem Mehrheitsaktionär Michael Tojner ein Sanierungskonzept vereinbart. Bis 2026, so lautete das Ziel damals, sollte VARTA wieder „auf einen profitablen Wachstumskurs“ zurückkehren.

Kürzlich teilte das Unternehmen mit, dass das vereinbarte Restrukturierungskonzept zu kurz greife. Der Vorstand verhandelt deshalb mit den Geldgebern über eine Lösung. „Die Annahmen in dem Gutachten seien nicht mehr zu halten“, erklärte VARTA in einer Pressemitteilung. Als Grund nennt das Unternehmen die „weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen”. 

Aktie rauscht in den Keller

Die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien sei unerwartet gesunken, da sie starken Schwankungen unterliegen und die Konkurrenz preiswertere Alternativen liefern würde. Zudem hätten Händler mit großen Lagerbeständen zu kämpfen. Die finanzielle Situation sei durch den Cyberangriff auf VARTA im Februar, der die Produktion für Wochen lahmlegte, zusätzlich verschlechtert worden, kann man weiter in der Pressemitteilung lesen. 

Kurz nachdem die schlechten Nachrichten aus Ellwangen, dem Hauptsitz der VARTA Microbattery GmbH, die Runde machten, brachen die Aktien des Unternehmens um mehr als 30 Prozent ein und erreichten den tiefsten Stand seit dem Börsengang 2017. Lag die Aktie im Januar noch bei 20,15 Euro, fiel sie dann auf 9,75. Den höchsten Tiefstand erreichte die Aktie am 17. April mit 7,60 Euro. Zum Börsenschluss am vergangenen Freitag lag die Aktie bei 9,31 Euro.

Fortbestand des Unternehmens nicht garantiert 

In der „Wirtschaftswoche” wird ein Händler nach Veröffentlichung der Pressemitteilung mit den Worten zitiert: „Die Mitteilung klinge so, als sei der Fortbestand des Unternehmens nicht unbedingt garantiert.”

Im vergangenen Jahr hatten die Wirtschaftsprüfer der KPMG in einem Gutachten dem Unternehmen eine positive Fortführungsprognose bescheinigt. Auf diese Bescheinigung hatten die Banken ihre Finanzzusage gestützt. Die Sanierungspläne waren die Grundlage dafür, dass die Banken die Kredite bis Ende 2026 verlängert hatten. 

Bedingung für ein Entgegenkommen der Banken ist in der Regel, dass Unternehmen bestimmte Finanzkennziffern einhalten müssen. Da das Gutachten, das Grundlage des Deals mit den Banken gewesen ist, nicht mehr zu halten ist, ist nun die Bonner AuxilPartner beauftragt worden, ein neues Sanierungsgutachten zu schreiben. Bis zur Jahresmitte soll es fertiggestellt sein. Bis dahin hätten die Kreditgeber zugesagt, sich ruhig zu verhalten. Wie die Sanierungspläne nun genau angepasst werden müssten, lasse sich noch nicht sagen. 

Unternehmen ist mit 485 Millionen verschuldet

VARTA hat zudem die Investmentbank Rothschild beauftragt, um „strategische Optionen in Bezug auf potenzielle Rekapitalisierungs- und Finanzierungsmaßnahmen auszuarbeiten“. Michael Tojners MontanaTech hatte bereits vor einem Jahr 50 Millionen Euro frisches Kapital eingeschossen, um das Unternehmen finanziell zu stabilisieren. Angesichts der jüngsten Entwicklungen benötigt VARTA jedoch erneut Unterstützung. VARTA hat derzeit 250 Millionen Euro Bankschulden und sich weitere 235 Millionen Euro über Schuldscheine geliehen.

Bisher hat das Unternehmen keinen Jahresabschluss für das Jahr 2023 vorgelegt. VARTA gab an, dass dies auf die Folgen eines Cyberangriffs zurückzuführen sei. Daher besteht die Gefahr, dass die VARTA-Aktie im Mai aus dem Kleinwerteindex SDAX ausgeschlossen wird. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Cyberangriffs könnten noch nicht vollständig abgeschätzt werden, erklärte nun das Unternehmen VARTA.



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