US-Wirtschaft in der Krise: Jeder dritte Lkw-Fahrer verweigert Impfung

30 Prozent der amerikanischen Lkw-Fahrer würden lieber ihren Job kündigen, als sich impfen zu lassen. Das könnte massive Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft haben.
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Lange Arbeitszeiten fern von zu Hause und eine relativ niedrige Bezahlung sorgen für Nachwuchsmangel unter Berufskraftfahrern.Foto: Jackson Elliott/The Epoch Times
Von 5. November 2021

Die Logistik-Branche in den USA rollt auf eine Krise zu. Vor Kurzem verordnete US-Präsident Joe Biden eine Impfpflicht für Privatunternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten. Darunter fallen viele amerikanische Transportunternehmen mit Hunderttausenden Berufskraftfahrern im ganzen Land.

Viele von ihnen würden lieber ihren Job kündigen, als sich impfen zu lassen. Laut Umfragen der Spedition-Fachzeitschriften „Commercial Carrier Journal“ und „OverDrive“ würden 30 Prozent der Lkw-Fahrer dies tun. Das könnte in Zeiten von Lieferengpässen massive Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft haben, denn dem Transportunternehmen „US Transport“ zufolge werden 70 Prozent der Güter in den USA per Lkw transportiert.

Bidens Impfmandat könnte also dazu führen, dass betroffene Speditionsunternehmen Fahrer verlieren – und das zu einem Zeitpunkt, an dem das Land sie am dringendsten braucht. Laut dem Lkw-Handelsverband „American Trucking Associations“ fehlen der amerikanischen Industrie bereits 80.000 Lkw-Fahrer. Die Lage wird sich künftig wegen der Impfpflicht noch verschärfen.

Trucker als Bürger zweiter Klasse

Manche Lkw-Fahrer betrachten ihren Job als Dienst an Amerika. Als Gegenleistung für die langen Arbeitszeiten fern von zu Hause erhalten sie eine relativ niedrige Bezahlung, Unabhängigkeit und die schönsten Sonnenuntergänge des Landes.

Das Corona-Virus, auch KPC-Virus genannt, verschlimmerte die Arbeitsbedingungen für die Fahrer. So durften sie die Fahrerkabine nicht verlassen, wenn sie ihre Lieferungen an Lagerhäusern abluden – sie durften weder Essen kaufen noch auf die Toilette gehen.

„Man wird fast genötigt, wie ein Bürger zweiter Klasse“, meint Victor Morales, der schon seit 25 Jahren als Lkw-Fahrer arbeitet. „Sie [die Besitzer der Lagerhäuser] wollen die Waren und Dienstleistungen, die du hast, aber sie wollen nicht einmal, dass du aus deinem Lkw aussteigst“, so Morales weiter.

Trucker Victor Morales. Foto: Jackson Elliott/The Epoch Times

In den Augen vieler Fahrer ist die Impfpflicht der letzte Schritt in einer langen Reihe von Einschränkungen, die ihre Bedürfnisse und Wünsche nicht berücksichtigen.

Viele von ihnen trauen dem Impfstoff nicht, entweder weil er noch nicht erprobt wurde, aus persönlichen medizinischen Gründen oder weil sie der Regierung nicht trauen.

„Ich hatte vor Jahren Krebs“, sagte der Trucker Jack McGregory. „Ich möchte nicht etwas in meinen Körper spritzen, von dem ich nicht genau weiß, was es anrichten wird. Wenn ich schon sterbe, dann möchte ich zumindest nicht jetzt sterben.“ Er würde lieber seinen Job aufgeben, als sich impfen zu lassen, so McGregory.

Aber auch Fahrer, die sich bereits impfen ließen, lehnen eine Impfpflicht ab. „Jeder sollte selbst entscheiden“, sagt Kevin Hambrick, der bereits seit vielen Jahren als Lkw-Fahrer arbeitet. Genauso argumentiert Juan Martinez, der aus dem kommunistischen Kuba geflohen ist. Er kenne das Leben ohne Freiheit, erzählt er. Deswegen sollten Menschen tun, was sie tun wollen.

Trucker Kevin Hambrick ist geimpft, lehnt aber eine Impfpflicht ab. Foto: Steven Kovac/ The Epoch Times

Wege zur Gesundheit

Laut der Biden-Regierung brauchen die USA die neuen Impfstoffe, um sich gegen das KPC-Virus zu schützen. „Die große Mehrheit der Amerikaner tut das Richtige“, sagte Biden auf einer Pressekonferenz am 9. September. Doch mehr müssten sich ihm zufolge impfen lassen.

Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) waren am 24. Oktober mehr als 57 Prozent der US-Bürger vollständig gegen das KPC-Virus geimpft.

„Wir waren geduldig, aber uns reißt der Geduldsfaden“, meinte Biden zu den Ungeimpften. „Ihre Weigerung kommt uns allen teuer zu stehen“.

Laut CDC sind die COVID-19-Impfstoffe „sicher, wirksam und kostenlos“. Studien zeigen jedoch, dass die Wirksamkeit aller drei in den USA zugelassenen Impfstoffe mit der Zeit nachlässt, was Auffrischungsimpfungen erforderlich macht.

In den US-Bundesstaaten mit den höchsten Impfraten gab es in letzter Zeit COVID-Ausbrüche. In Vermont, dem Bundesstaat mit der höchsten Impfrate in den USA, erreichte die Zahl der Fälle Anfang Oktober ein Rekordniveau; die Zahl der Krankenhauseinweisungen erreichte fast den Rekord des letzten Winters. Der Staat verzeichnete im September den tödlichsten Tag und den zweittödlichsten Monat der Pandemie.

Auf Kollisionskurs

Das Weiße Haus scheint sich des Mangels an Lkw-Fahrern bewusst zu sein. Am 20. Oktober unterzeichnete Biden eine „Executive Order“ (Durchführungsverordnung), die vorübergehend die Gewichtsbeschränkungen für Lkw aufhebt und mehr Menschen ermutigt, Lkw-Fahrer zu werden.

Doch ob das die Branche retten wird, ist fraglich. Laut Experten werden viele Lkw-Fahrer ihren Job kündigen, um so der Impfpflicht zu entgehen.

„Die Fahrer werden größere Unternehmen verlassen und sich nach kleineren umsehen, die sich nicht an das Mandat halten müssen; oder sie werden ganz aufgeben und sich einen anderen Beruf suchen“, erklärt Joe Sculley. Er ist Präsident des Berufsverbands „Motor Transport Association of Connecticut“.

Die Fahrer würden zurzeit die besten Karten in der Hand halten, denn die Lieferkettenkrise, die geschlossene negative Einstellung der Fahrer gegenüber einer Impfpflicht und der Fahrermangel sprechen für sich, so Sculley.

„Die Fahrer haben ein Druckmittel“, sagt er. „Es wird keine leere Drohung sein. Niemand wird schnell ersetzt werden“.

So denkt auch Jim Ward, Präsident der Logistikfirma „D.M. Bowman“ und Vorsitzender des Lkw-Verbands „Truckload Carriers Association“.

„Da wir ohnehin unter einem Fahrermangel leiden, würde jeder Exodus [von Personal] aufgrund einer Impfpflicht unsere Nation und ihre Wirtschaft in eine noch prekärere Lage bringen“, sagte er.

Auch Ward wies darauf hin, dass Fahrer, die ausscheiden, nicht einfach ersetzt werden könnten. „Die Berufskraftfahrer unseres Landes sind die sichersten und am besten ausgebildeten Fahrer auf den Straßen von heute. Jeder Fahrer, der die Branche verlässt, kann nicht von heute auf morgen ersetzt werden“, sagt er.

Auswirkungen

Das liegt daran, dass neue Fahrer erst ausgebildet werden müssen. Um Lkw-Fahrer zu werden, muss ein Fahrer die Prüfung für den gewerblichen Führerschein (Commercial Driver’s License, CDL) bestehen, was normalerweise vier bis sieben Wochen dauert. Während der Pandemie wurden viele Fahrschulen geschlossen, dadurch wurden 100.000 weniger gewerbliche Führerscheine ausgestellt als üblich.

In 10 Jahren werden fast 30 Prozent der Lkw-Fahrer 65 Jahre oder älter sein, heißt es in der Statistik des US-Verkehrsministeriums. Wenn diese Fahrer wegen der Impfpflicht vorzeitig in den Ruhestand gehen, wird es eine Herausforderung sein, sie zu ersetzen.

Wenn auch nur 20 Prozent der Lkw-Fahrer wegen der Impfpflicht ihre Arbeit aufgeben, verlieren die USA etwa 15 Prozent ihrer Transportkapazität.

Doch dem nicht genug kämpfe die Logistik-Branche zurzeit mit dem größten Lieferengpass in ihrer Geschichte, meint Lisa Anderson, Präsidentin der Logistikgruppe „LMA Consulting“. Es sei schwierig, Ersatzteile für Lastwagen zu finden. Die Unternehmen befinden sich in einer Zwickmühle: Um ihre Lkw zu reparieren, brauchen sie Lkw für den Transport von Ersatzteilen.

Die amerikanische Infrastruktur ist in hohem Maß auf Lkw angewiesen. Als Transportsystem sind Lkw unglaublich flexibel. Sie können jederzeit und überall hinfahren, viele verschiedene Güter transportieren und sind das kostengünstigste Transportmittel für kurze bis mittlere Entfernungen.

Eine Impfpflicht werde den Fahrermangel und somit diese Krise noch verschärfen, ist sich Anderson sicher. „Sie sind eher Einzelkämpfer, die sich in komplexen Situationen immer allein zurechtfinden müssen. Sie mögen es nicht, wenn man ihnen sagt, was sie tun sollen“, erklärt sie.

Proteste gegen die Impfpflicht nicht nur unter Lkw-Fahrern

Mit ähnlichen Problemen kämpfen auch andere Branchen. So wollen viele Beschäftigte des Gesundheitswesens in den USA lieber kündigen, als sich impfen zu lassen, was die ohnehin schon angespannte Situation in Krankenhäusern nur verschlimmern wird. 

In New York kam es sogar so weit, dass über 20 Feuerwachen geschlossen werden mussten, weil Feuerwehrleute sich aus Protest gegen die Impfpflicht krankmeldeten. Ähnliches droht auch der New Yorker Polizei: Rund 10.000 Polizisten könnten wegen der Impfpflicht ausfallen.

Mit Material von The Epoch Times USA



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