Logo Epoch Times
Speiseöle in den Tank

Treibstoff aus Frittenfett weniger klimafreundlich als gedacht?

Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert erneut die Umweltfreundlichkeit von Biokraftstoffen, die aus altem Speiseöl hergestellt werden. Demnach trüben Import und Ersatzrohstoffe die Klimabilanz, sodass sogar normaler Diesel besser sei. Die Ergebnisse lassen sich aktuell nicht prüfen.

top-article-image

Tanklastzug mit Werbung für den Biokraftstoff HVO 100, der aus altem Speiseöl hergestellt wird und die Emissionen des Verkehrs deutlich reduzieren soll.

Foto: Miguel Perfectti

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 3 Min.


In Kürze:

  • HVO 100 ist ein Biokraftstoff, hergestellt aus 100 Prozent Pflanzen- beziehungsweise Speiseöl.
  • Der Biodiesel soll die Emissionen um bis zu 90 Prozent reduzieren. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bezweifelt das.
  • Weil neues Palmöl das alte Speiseöl ersetzt, sei sogar normaler Diesel besser.
  • DUH und Automobilclub werfen einander vor, Mythen zu verbreiten und Scheindebatten zu führen.

 
Eine Studie im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) stellt die Klimafreundlichkeit von Biodiesel aus alten Speisefetten infrage. „Der Einsatz des Treibstoffs HVO 100 aus Altspeiseöl hilft dem Klima nicht – und kann unter Einbeziehung aller Effekte sogar schaden“, sagte Studienautor Horst Fehrenbach vom Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu).
In Deutschland soll HVO 100 die CO₂-Bilanzen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr verbessern. Die Branche ging bislang davon aus, dass Biodiesel bis zu 87 Prozent weniger schädliche Treibhausgase als Diesel aus Erdöl verursache.

Rohstoffe trüben Ergebnisse

Tatsächlich zeigt die Untersuchung, dass altes Speiseöl für den Biodiesel nur zu einem verschwindend geringen Anteil aus heimischen Pommesbuden und Burger-Läden stammt. Es wird demnach zu 99,99 Prozent importiert. Etwa die Hälfte stamme aus Asien, vor allem aus China, Indonesien und Malaysia.
Die erhöhte Nachfrage nach dem Biokraftstoff, etwa in Deutschland, zieht laut Fehrenbach altes Speisefett in den Lieferländern ab und hinterlässt in der dortigen Industrie eine Lücke, die mit billigem Palmöl gefüllt wird. Palmöl ist häufig klimaschädlich, weil für den Anbau oft große Flächen des Regenwaldes gerodet und durch die Plantagen Torfböden entwässert werden, die dadurch Treibhausgase freisetzen.
Mit anderen Worten: Die vermeintliche Klimaschädlichkeit bezieht sich auf jene Stoffe, die nach der Herstellung von HVO 100 gekauft werden, um die Altöle zu ersetzen. Die Klimabilanz des HVO-Kraftstoffs selbst wird davon zunächst nicht berührt.
Eine aktuelle Veröffentlichung zu dem Thema liegt der Redaktion weder vonseiten der DUH noch vom ifeu vor, sodass Ergebnisse und Methodik nicht nachvollzogen werden können. Auch kann daher nicht untersucht werden, worauf sich Fehrenbachs Aussage bezüglich „aller Effekte“ bezieht.

Palmöl in HVO verboten

Bereits in der Vergangenheit hat die DUH den vollständig aus Pflanzenölen hergestellten Biokraftstoff HVO 100 kritisiert und sprach unter anderem vom „Mythos von ‚besonders nachhaltigem‘ […] HVO100“, der „noch schmutziger als herkömmlicher Diesel“ sei.
Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V., bezeichnete dies seinerseits als eine „Scheindebatte“ der DUH. Die Argumente könnten „von vielen Seiten widerlegt werden“. Zudem sei Palmöl in Deutschland „nicht als nachhaltiger Rohstoff für die Kraftstoffherstellung zugelassen“.
Ob und in welchem Umfang importiertes Speiseöl zur Herstellung von HVO auf Palmöl basiert, ist unbekannt.
(Mit Material von dts)
Dipl.-Ing. Tim Sumpf studierte Wirtschaftsingenieurwesen mit den Schwerpunkten erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Als Ressortleiter „Wissen“ und Statistiker des Hauses berichtete er neben den genannten Themen auch über Klima, Forschung und Technik.

Aktuelle Artikel des Autors

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.