„Systematische Verzerrungen“: KI-Antworten stark von Sprache der Frage beeinflusst
Wird ChatGPT auf Arabisch nach der Anzahl getöteter Zivilisten im Nahostkonflikt gefragt, gibt es deutlich höhere Opferzahlen an als bei derselben Frage auf Hebräisch, wie eine neue Studie der Universitäten Zürich und Konstanz zeigt. Diese systematischen Verzerrungen können Vorurteile in bewaffneten Konflikten verstärken und Informationsblasen befeuern.

Trümmer und zerstörte Häuser in Deir al-Balah, Gazastreifen, November 2024. Fragt man ChatGPT nach den Opferzahlen von Luftangriffen im Nahostkonflikt, fallen die Antworten in Abhängigkeit der Sprache der gestellten Frage unterschiedlich aus.
Foto: Saeed Jaras/Middle East Images/AFP via Getty Images
„Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit“, lautet ein Kommentar, der dem US-Republikaner Hiram Johnson (1866–1945) zugeschrieben wird. Im Laufe der Geschichte haben selektive Informationspolitiken, Propaganda und Falschinformationen zahlreiche bewaffnete Konflikte beeinflusst. Was heutige kriegerische Auseinandersetzungen auszeichnet, ist die Verfügbarkeit einer noch nie da gewesenen Fülle von Informationsquellen wie ChatGPT und Google Gemini.
Übertreibung in einer, Beschönigung in der anderen Sprache
„Wir haben herausgefunden, dass ChatGPT systematisch höhere Opferzahlen angibt, wenn es auf Arabisch gefragt wird im Vergleich zu Hebräisch. Im Schnitt sind es 34 Prozent mehr“, sagte Steinert.
„Unsere Resultate zeigen gleichzeitig, dass die Luftangriffe in der Sprache des Aggressors von ChatGPT mit einer höheren Wahrscheinlichkeit bestritten werden“, ergänzte Steinert.
Informationen beeinflussen den Verlauf bewaffneter Konflikte
„Wenn Menschen mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen durch diese Technologien unterschiedliche Informationen erhalten, dann hat das einen zentralen Einfluss auf ihre Wahrnehmungen der Welt“, sagte Steinert.
„Es besteht die Gefahr, dass die zunehmende Implementierung von Large Language Models in Suchmaschinen unterschiedliche Wahrnehmungen, Vorurteile und Informationsblasen entlang von Sprachgrenzen verstärken.“
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