„Bürger-Journalist“ in Wuhan festgenommen – Fang Bin für landesweite Selbsthilfe-Bewegung (Teil 2)

Seit einigen Tagen schon berichtete Fang Bin live aus Wuhan. Am 1. Februar machte er sich auf, einige Krankenhäuser zu besuchen. Nun wurde er erneut verhaftet.
Titelbild
Was Graswurzelreporter Fang Bin in seiner Heimatstadt Wuhan erlebte.Foto: Istockphoto/gjp311&Screenshot&Comp.ET
Von 4. Februar 2020

Update 11. Februar

Mehrere chinesische Benutzer haben in Twitter bestätigt, dass der Bürger-Journalist Fang Bin festgenommen wurde. Die Polizei hat ihn am 10. Februar  nachmittags gegen 15:00 aus seiner Wohnung in Wuhan abgeführt. Laut Zeugenberichten drang die Polizei zusammen mit Feuerwehrleuten gewaltsam in Fang Bin’s Wohnung ein und schleppte ihn gegen seinen Willen aus der Wohnung.

Am 1. Februar hatte Fang Bin mehrere Krankenhäuser in Wuhan aus eigene Initiativ besucht und die Situationen vor Ort gefilmt. Die Videos stellte er in eine Chat-Gruppe. Von dort aus verbreiteten sich die Videos später weltweit. Er wurde am selben Tag von der Polizeit festgenommen und durch den öffentlichen Druck wieder freigelassen. Danach lebte er unter Hausarrest.

Zusammen mit dem Rechtanwalt Chen Qiushi und dem Arzt Li Wenliang wurde Fang Bin von chinesischen Internetbenutzer als Bürgerhelden in der Bekämpfung gegen Coronavirus in Wuhan bezeichnet. Die drei hatten es gewagt, über die wahren Geschehnisse bezüglich des Coronavirus in Internet zu berichten. Der Augenarzt Li Wenliang ist am 6. Februar gestorben. Chen Qiushi wurde am 6. Februar festgenommen als er zum Quarantänelager (Fangcang Krankenhaus) gehen und sich dort einen Einblick verschaffen wollte.

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Als sich Fang Bin am 1. Februar auf den Weg durch die Stadt Wuhan machte, wusste er noch nicht, was ihn an diesem Tag erwarten würde. Drei Krankenhäuser in Wuhan lagen auf seiner Route an diesem Samstagvormittag. Fang Bin ist ein sogenannter „Bürger-Journalist“, ein Vertreter des Graswurzel-Journalismus in China.

Seit einigen Tagen berichtet er aus der abgeschotteten Stadt Wuhan, deren Einwohner er ist. Auf seinem Weg, die Wahrheit über den Coronavirus in Wuhan zu berichten, riskiert er bei seiner Recherche nicht nur Leben und seine Gesundheit angesichts des Virus, sondern auch die Verhaftung durch die Polizei. Im ersten Teil berichteten wir, wie sein 1. Februar ablief. In einem der Krankenhäuser konnte er bedrückende Aufnahmen machen.

Undercover in Wuhan

Noch am selben Abend wurde er gegen 19 Uhr zu Hause von mehreren Männern in Schutzanzügen abgeholt. Die Männer gaben vor, seine Körpertemperatur messen zu wollen. Dann brachen sie die Tür auf. Seinen Computer und seinen Laptop hatten sie mitgenommen.

Bevor Fang Bin verhaftet werden konnte, hatte er jedoch seine Aufnahmen aus dem Krankenhaus bereits ins Internet hochgeladen, wo sie sich rasch verbreiteten.

Offenbar bewahrte ihn die große Verbreitung vermutlich auch vor dem Verschwinden. Die Haltung der Polizei ihm gegenüber änderte sich wenige Stunden nach seiner Verhaftung, denn plötzlich wurde er freigelassen.

Fang Bins Statement

In einem Statement noch spät in der Nacht sprach Fang Bin über seine Erlebnisse mit den Polizisten und den Agenten von der Nationalen Sicherheit. Er machte klar: „Meine Sicherheit hängt von euch ab. Es hat keinen Sinn, Angst zu haben. Es hat keinen Sinn, sie anzuflehen. Je mehr Angst du hast, umso schlimmer wird es.“

Der einzige Weg, er hängt von uns allen ab. Es ist eine landesweite Selbsthilfe-Bewegung. Ich sollte hinzufügen: Es ist eine landesweite Bewegung der gegenseitigen Hilfe. Ich bin ein perfektes Beispiel. Ihr alle habt mich rausgeholt. Ich danke euch allen sehr.“

Fang Bin, „Bürger-Journalist“

Gegen 23, 24 Uhr hatten sie ihn laufengelassen. Es sei sehr weit gewesen. Er hatte kein Auto, doch dann fand er ein Fahrrad. Mehr als drei Stunden sei er gefahren. Nun würden seine Füße und Beine schmerzen und er sei müde. Nochmals dankte er allen herzlich und mehrfach für seine Rettung. Dann endet das Video.

Die Menschen zum Schweigen bringen

Am 2. Februar machten die Behörden eine neue Verordnung bekannt. Demnach würden alle Personen, die mit infizierten Patienten in Kontakt kommen, unter Quarantäne gestellt werden.

Nach Aussage von Fang Bin wurde diese Verordnung erst nach seinem Video, der Verhaftung und anschließenden Freilassung veröffentlicht. Der „Bürger-Journalist“ geht davon aus, dass damit die Zensur noch enger angezogen wird. Es soll den Menschen noch schwerer gemacht werden, an andere Informationen als die öffentliche Version zu kommen.

Ein heimlich aufgenommenes Video zeigt, wie Polizisten eine Frau an ihrer Wohnungstür aufsuchen, weil sie auf WeChat Informationen gepostet hatte. Man drohte ihr mit Konsequenzen und forderte sie auf, den Post zu löschen, einen neuen zu veröffentlichen, der den vorherigen korrigiert. Die Frau fragte: „Wie korrigieren?“ Sie könne dann sagen, dass ihr vorheriger Post nicht sehr präzise gewesen sei, vielleicht verwirrend, und dass es ihr leidtue.

„Wir haben um Anweisungen von den Führern gebeten: 1. Wir werden Sie ermahnen.“ Wenn sie sich weigere, den „Schaden“ rückgängig zu machen und sich zu entschuldigen, werde man ihre rechtliche Verantwortung untersuche „und entsprechend handeln. Verstanden?“.



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