Neue Details zur Attacke
Hammerangreifer im Zug gestoppt: Passagier schlägt Täter mit Angriffswaffe nieder
In einem ICE von Hamburg nach Wien hat ein 20-jähriger Syrer plötzlich mehrere Fahrgäste mit einem Hammer angegriffen. Eines der Opfer entriss dem Angreifer im Gerangel die Waffe und schlug zurück.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). (Archivfoto)
Foto: Arne Dedert/dpa
In Kürze:
Der Tathergang: Attacke, Notwehr und Überwältigung
Mordversuch und mehrfache gefährliche Körperverletzung
Extremismusverdacht bislang nicht, möglicherweise jedoch Ausruf „Allahu Akbar“
Nach der Attacke eines jungen Syrers (20) auf Fahrgäste im ICE 91 von Hamburg-Altona nach Wien wurden weitere Details auf einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium in Straubing am Freitag, 4. Juli, mitgeteilt.
Der Vorfall ereignete sich am Donnerstagnachmittag, 3. Juli, in der Nähe von Straßkirchen im Landkreis Straubing-Bogen.
Tathergang im Zug
Zunächst hatte der Mann im Zug eine ihm unbekannte syrische Familie (51, 24, 15) angesprochen und sei dann weitergegangen. Laut Zeugen habe er verwirrt gewirkt. Plötzlich attackierte er mit einem Hammer einen 38-jährigen Deutschen und verletzte ihn. Dann ließ er – genauso plötzlich – von seinem Opfer ab und ging zu der syrischen Familie zurück.
Er attackierte den 24-jährigen Sohn der 51-Jährigen, die gemeinsam mit ihrem 15-jährigen Sohn dem Angegriffenen zu Hilfe eilte. Der 24-Jährige war es auch, der im Gerangel dem Angreifer den Hammer entreißen konnte und sogleich auf dessen Kopf damit einschlug. Gemeinsam mit anderen Reisenden konnte der Angreifer überwältigt werden. Darunter sei auch ein Bundeswehrsoldat gewesen.
Insgesamt wurden drei Personen mittelschwer verletzt, eine Person leicht, stellte das Bayerische Rote Kreuz auf X fest. Die Verletzungen kamen teils von Hammerschlägen gegen den Kopf. Der Angreifer selbst wurde laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) „erheblich verletzt“ und wird, so Oberstaatsanwalt Rauscher, am Freitag wohl noch operiert.
Notwehr, lebenslänglich oder Psychiatrie
Zur Bewaffnung des 20-Jährigen, der laut „Bild“ Mohammad A. heißen soll, erklärte der Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher von der Staatsanwaltschaft Regensburg, dass dieser einen Zimmererhammer und ein Beil mit sich geführt habe. Ob die Axt auch zum Einsatz kam, war noch unklar.
Ein Drogenschnelltest habe Hinweise auf drei Betäubungsmittel im Blut des Mannes ergeben, so Rauscher. Bislang werde von einem Einzeltäter ausgegangen.
Die Schläge des 24-Jährigen gegen den Beschuldigten werteten die Ermittler als Notwehr oder Nothilfe. „Niemand, der durch couragiertes Eingreifen Schlimmeres verhindert, hat von den Strafverfolgungsbehörden etwas zu befürchten“, betonte der Oberstaatsanwalt.
Rauscher geht von versuchtem Mord gegenüber dem 38-jährigen Deutschen und dem 24-jährigen Syrer aus – sowie von vierfacher gefährlicher Körperverletzung. Laut Staatsanwaltschaft droht dem 20-jährigen Syrer eine Haftstrafe bis hin zu lebenslänglich – im Fall einer festgestellten Schuldunfähigkeit die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik, so der BR.
Herrmann: Extremistischer Hintergrund nicht auszuschließen
Innenminister Herrmann hatte vorher bereits laut dem BR mitgeteilt, dass der Täter als Asylbewerber nach Österreich gekommen sei und dort 2022 einen Schutzstatus erhalten habe. Er sei in der Region um Wien gemeldet.
In Österreich wurde der Mann nach Angaben der dortigen Behörden wegen Körperverletzung und Widerstands gegen Vollzugsbeamte zweimal rechtskräftig verurteilt. Im Mai leiteten die zuständigen Behörden ein Asylaberkennungsverfahren gegen den Beschuldigten ein.
Wann der Mann nach Deutschland eingereist war und wo er überall gewesen war, ist laut Herrmann bislang unklar. In Bayern sei er jedenfalls bislang polizeilich unbekannt. Für andere Bundesländer müsse man dies noch prüfen.
Einen Hinweis auf einen extremistischen Hintergrund gebe es bisher nicht, so Herrmann. Allerdings könne man im Moment noch gar nichts ausschließen, sagte der Innenminister im BR auf die Frage nach einem möglichen terroristischen Motiv.
Die Ermittler verwiesen zudem auf die Aussage eines Zeugen, wonach der Angreifer gebetet und „Allahu Akbar“ gerufen haben soll.
Unerwartete Planänderung für Hunderte Reisende
Im ICE 91 waren 429 Reisende unterwegs, als der Vorfall geschah. Mehr als 150 Einsatzkräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr waren im Einsatz, sieben Rettungswagen, zwei Notarzteinsatzfahrzeuge, zwei Rettungshubschrauber, sieben Schnelleinsatzgruppen und die Sanitätseinsatzleitung.
Im Einsatz waren demnach auch Einheiten des Betreuungsdienstes sowie der psychosozialen Notfallversorgung. Nach Betreuung der Reisenden vor Ort war eine Betreuungsstelle in einer Turnhalle in Straßkirchen eingerichtet worden, so das Rote Kreuz Bayern.
Die letzten Reisenden konnten erst gegen 21:30 Uhr ihre Reise weiterführen.
(Mit Material der Nachrichtenagenturen)
Steffen Munter – Journalist und Autor. Er schreibt über deutsche und internationale Politik, China und gesellschaftliche Entwicklungen.
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