Einbrüche im EU-Parlament während der Corona-Sperrung: Viele Abgeordnete fanden durchwühlte Büros vor

Aufgebrochene Schränke, fehlende Gegenstände und Dokumente – ins EU-Parlament wurde eingebrochen. Dies berichten mehrere Abgeordnete, die ihre Büros „ziemlich unordentlich“ und durchwühlt nach der Corona-Sperrung vorfanden. Sie fragen sich, wie sowas im „am stärksten kontrollierten und gepanzerten Gebäude Europas“ geschehen konnte, „das ein Symbol der Sicherheit sein sollte“.
Titelbild
Das Bild zeigt das Logo des Europäischen Parlaments in Brüssel am 28. Mai.Foto: KENZO TRIBOUILLARD/AFP über Getty Images
Von 2. Juli 2020

In Brüssel wurde in die Büros des Europäischen Parlamentes eingebrochen, berichten mehrere EU-Abgeordnete. Sie schätzen die Anzahl der Einbrüche auf mindestens 50 betroffene Abgeordnete. Es wurden wichtige und vertrauliche Gegenstände und Dokumente entwendet, wie Laptops und Tablets – alles geschah in der Zeit, wo das Gebäude wegen den Corona-Maßnahmen praktisch leer war.

Die Dokumente und auch die elektrischen Geräte wurden in sicheren Schränken aufbewahrt. Die Diebe haben die Büros durchwühlt, schreibt „Politico“.

Enttäuschung über die Sicherheitsvorkehrungen im Parlament

Nico Semsrott, deutscher Abgeordnete, zeigte sich enttäuscht über die Einbrüche. „In meinem Abgeordnetenbüro in Brüssel wurde eingebrochen – in mindestens 50 weiteren auch. Dem EU-Parlament und dem Parlamentspräsidenten Sassoli ist das egal“, schrieb er auf Twitter. Ihm wurden zwei Laptops gestohlen.

Dies ist ein riesiger Skandal, und ich weiß nicht, warum alle den Mund halten“, sagte er gegenüber „Politico“.

„Wir sind ziemlich sicher, dass sie [Einbrecher] unser gesamtes Hab und Gut durchsucht haben, da es sehr unordentlich aussah“, sagte Semsrott und fügte hinzu, er habe Berichte erhalten, dass bei „zwischen 40 und 100 Abgeordnete“ in ihre Büros eingebrochen wurde.

Semsrott veröffentlichte am Montag (30. Juni) ein Video auf YouTube und warnte damit seine Kollegen. Im Video zeigt er den Tatort in seinem Büro und die Schränke, wo eingebrochen wurde. In einem Schrank haben die Diebe „netterweise“ die leeren Kartons der gestohlenen Laptops dagelassen, sagt er im Video. Anscheinend haben die Einbrecher sogar einen Schlüssel benutzt, um an die Laptops zu kommen.

Er sagte, die Generaldirektion Sicherheits- und Schutzbelange des Europäischen Parlaments, bekannt als GD SAFE, habe die Abgeordneten nicht vor den Diebstählen gewarnt.

Das Gebäude war bis Mai praktisch leer – Die Diebe haben die Situation ausgenutzt

Im März führte Parlamentspräsident David Sassoli strenge Maßnahmen ein, um den Zugang für externe Besucher zu verbieten. Die Abgeordneten wurden gebeten, von ihren Heimatländern aus zu arbeiten, was für viele eher „speziell und untypisch“ erschien. Das Parlament blieb daher bis Mai leer.

Ein Parlamentssprecher sagte gegenüber „Politico“, die Versammlung sei über die Einbrüche im April informiert worden und habe „die Zahl der Sicherheitsbeamten, die in den Büros patrouillieren“, erhöht. GD SAFE untersuche die Diebstähle und stehe mit den belgischen Behörden in Kontakt.

Die tschechische Europaabgeordnete Dita Cháranzova erklärt, sie habe die GD SAFE um einen Bericht über die Einbrüche gebeten und werde diesen bei der kommenden Sitzung des Präsidiums zur Sprache bringen. Cháranzova ist die Vizepräsidentin für Sicherheit.

„Im Moment ist es nicht klar, ob es sich um isolierte oder weiter verbreitete Fälle handelt“, sagte Cháranzova. „Aber die Abriegelung hat die Chancen für solche Handlungen erhöht, weil während der Krise weniger Menschen in den Gebäuden waren.“

Massimo Casanova, ein Abgeordneter der italienischen Liga, schrieb auf seiner Facebook-Seite, dass er eine Beschwerde beim Parlament eingereicht habe, nachdem einige „nette Unbekannte“ in sein Büro eingebrochen waren. Die Schrankschlösser wurden aufgebrochen, aber Gegenstände fehlten nicht, „anders verhält es sich mit den Dokumenten, die ich jetzt überprüfen muss“, schrieb er auf Facebook.

Ich bedauere, dass dies in einem der am stärksten kontrollierten und gepanzerten Gebäude Europas geschieht, das ein Symbol der Sicherheit sein sollte“, schrieb Casanova.

„Politico“ zufolge beschäftigt GD SAFE 756 Mitarbeiter und verwaltet 1,5 Prozent des Gesamthaushaltes.



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