Kein feministischer Aprilscherz: Kurzerhand die Stadt umbenannt

Kürzlich ist der Pariser Vorort Pantin mit dem Zusatz eines kleinen „e“ verweiblicht worden. Der Bürgermeister will mit dem sogenannten „Neujahrsvorsatz“ ein Zeichen gegen die Benachteiligung der Frauen setzen. Wie die Botschaft ankommt, zeigt sich an den Reaktionen.
Titelbild
Die Stadt Pantin benennt sich für ein Jahr in Pantine um.Foto: Wikimedia Commons
Von 9. Januar 2023

Der französische Bürgermeister Bertrand Kern wandelt seine Stadt für ein Jahr in die weibliche Form um: Aus dem Stadtnamen „Pantin“ wird „Pantine“. Mit dieser Entscheidung will er die Gleichstellung der Geschlechter herausfordern.

Die Anfügung des kleinen „e“ an den Namen der sich nördlich von Paris befindenden Kleinstadt machte diese im ganzen Land bekannt. Kurz nachdem der Bürgermeister Anfang 2023 beschlossen hatte, seine Stadt symbolisch in „Pantine“ umzubenennen, schlug die Nachricht große Wellen in den sozialen Medien.

Kritik, Spott und Werbung

In vielen Twitterbeiträgen wurde die Idee kritisiert und zog viel Spott auf sich. Eine Twitternutzerin bezeichnete den Bürgermeister als „lächerlich“ und „verrückt“ und dass er mit einem Aprilscherz bereits sehr früh dran sei. Gleichzeitig legte sie ihm in ihrem Tweet weitere Vorschläge zur Umbenennung anderer Städte vor.

Auch andere Twitternutzer kamen auf die Idee, einer weiteren französischen Stadt die Umbenennung in eine feminine Form vorzuschlagen. So solle nach dem entsprechenden Vorbild aus der Stadt „Mâcon“ doch „Mâcone“ gemacht werden.

Die Stadtverwaltung der 60 Kilometer von Lyon liegenden Kleinstadt nahm den Vorschlag mit Humor. Auf ihrer Twitterseite machte sie mit einem Zwinkersmiley und dem Hashtag #jaimemacon (auf Deutsch: Ich liebe Mâcon) jedoch ihren Standpunkt klar. Laut dem Community Manager der Stadt hätten seine Beiträge noch nie so eine große Reichweite erreicht.

Er sagte: „Ab Montag hatten wir von überall her Erwähnungen. Am Anfang reagierten wir ein bisschen, und dann wurde es immer spannender. Aber wir haben damit nichts zu tun, wir haben einfach nur mitgemacht; normalerweise haben wir etwa 2.000 Interaktionen pro Post. Ich bin jetzt seit zwei Jahren für die Netzwerke der Stadt zuständig und habe so etwas noch nie erlebt!“. Bis jetzt ist der Beitrag über 495.000 Mal betrachtet worden (Stand 9. Januar, 10:30 Uhr).

Von Vandalismus bis zu Vergleichen mit dem Jahr 1793

Bei manchen hat sich die Missbilligung jedoch nicht nur auf die sozialen Medien beschränkt. Sie gingen sogar so weit, ihrer Ablehnung mit konkreten Taten Ausdruck zu verleihen.

Der Bürgermeister ließ den neuen Stadtnamen entlang des Ourcq-Kanals zwischen Paris und der Stadt in riesigen Buchstaben aufstellen. In der Nacht vom 6. bis 7. Januar wurde das platzierte „e“ kurzerhand wieder entfernt.

https://twitter.com/bonjour_pantin/status/1611675497980891136

In einem Tweet des Mediums „Bonjour Pantin et ses voisins“ heißt es: „Ein kurzlebiges E … Das E von Pantine wurde in der Nacht von Freitag auf Samstag von seinem Sockel gerissen. Die Leiche des Delikts wurde neben dem Skatepark abgelegt.“

Die größte Pariser Tageszeitung „Le Parisien“ vergleicht den Akt der Namensänderung mit dem Jahr 1793. Damals hätte der von Radikalen dominierte Kongress etliche Gemeinden aufgefordert, ihre Namen zu ändern – nämlich Namen, die an Monarchie oder Religion erinnerten. So sei Versailles zum Beispiel für einige Zeit zu Berceau-de-l’Égalité (Wiege der Gleichheit) geworden.

Insgesamt seien damals etwa 3.000 Städte und Dörfer umbenannt worden. Dabei erhielten sie Namen, die der Fantasie der Sansculotten entsprachen. Der Aufstand der Pariser Sansculotten ereignete sich vom 31. Mai bis zum 2. Juni 1793. Die radikale Gruppe bestand vor allem aus Kleinhandwerkern, kleinen Gewerbetreibenden und lohnabhängigen Besitzlosen.

Botschaft des Bürgermeisters von Pantin

Bürgermeister Kern, der zuvor versichert hatte, dass es sich dabei nicht um einen „PR-Gag“ handele, wollte mit der Namensänderung folgende Botschaft übermitteln: „Mir ging es darum, dass den Leuten bewusst wird, dass es jedes Jahr 100 bis 150 Frauenmorde in unserem Land gibt, dass eine Frau – bei gleicher Kompetenz – auf demselben Posten wie ein Mann viel weniger verdient“, wird der 60-Jährige in der „Abendzeitung München“ zitiert.

In den sozialen Medien hatte der sozialistische Bürgermeister erklärt, dies sei sein Neujahrsvorsatz (oder -gelübde) und ein Weg, eine positive Botschaft zu vermitteln. Ob diese Botschaft angekommen ist, ist fraglich. Auf jeden Fall hat der Bürgermeister mit der Namensänderung auf Zeit große Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Trotz der vielen Kritik gibt es auch Stimmen, die hinter dem Bürgermeister stehen: Die Feministin Yseline Fourtic-Dutarde, Ko-Vorsitzende von „Ensemble contre le sexisme“, wird in „24matins.fr“ mit folgenden Worten zitiert: „Allein die Tatsache, dass es diese Debatte gibt, beweist, dass es immer noch notwendig ist, daran zu erinnern, dass der Kampf für die Gleichstellung von Frauen und Männern wichtig ist“.



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