Putin will Luftschutzbunker unter Moskauer Elitekrankenhaus bauen lassen

Der russische Präsident plant den Bau eines Luftschutzbunkers für VIPs in Moskau, welcher Platz für 800 Menschen bieten soll. Von manchen wird dies nach den kürzlich erfolgten Drohnenattacken auf Moskau als Zeichen der Verunsicherung gedeutet.
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Der russische Präsident Wladimir Putin am 5. April 2023 im Kreml in Moskau.Foto: VLADIMIR ASTAPKOVICH/SPUTNIK/AFP via Getty Images
Von 6. Juni 2023

Russlands Präsident Wladimir Putin plant, einen Luftschutzbunker in Moskau zu errichten. Dies geht aus einem am 2. Juni von der russischen Regierung unterschriebenen Bauvertrag hervor, welcher der „Moscow Times“ vorliegt. Gebaut werden soll der Schutzraum, dessen Aufnahmekapazität offenbar bei 800 Menschen liegt, unter dem Elitekrankenhaus „Central Clinical Hospital“. Dieses befindet sich etwa 17 Kilometer vom Kreml entfernt.

Der gesamte Bau, der für VIP-Patienten und -Personal gedacht sei, soll in Rekordzeit bis zum 20. Dezember dieses Jahres abgeschlossen sein, so das Nachrichtenportal weiter. Der Auftragswert betrage laut den Unterlagen 35 Millionen Rubel (entspricht rund 403.000 Euro) und der Auftragnehmer habe 15 Tage Zeit, um das Design des Bunkers zu genehmigen.

Darüber hinaus seien in den Beschaffungsunterlagen spezielle Kommunikationssysteme als erforderliche Einrichtungen aufgeführt – „für Beamte, die unter staatlichem Schutz stehen“. Ebenfalls zitiert die „Moscow Times“ mehrere Eingänge, einen Notausgang und Haupt- und Nebenräume aus dem Vertrag.

Ferner sei ein ausgeklügeltes Belüftungs- und Heizungssystem enthalten, um die Luft von „gasförmigen Massenvernichtungsmitteln“ zu reinigen und „medizinische Behandlungen im Kriegsfall“ zu ermöglichen. Der Luftschutzbunker soll einerseits vor starken Druckwellen schützen, aber auch vor Strahlung innerhalb einer 10-Kilometer-Zone.

Reaktion auf Drohnenangriffe?

Einige Medien deuten den geplanten Bau als Zeichen der Verunsicherung Moskaus. Demnach ziehe Putin Konsequenzen aus den am 30. Mai erfolgten Drohnenattacken auf die russische Hauptstadt. Damals wurden mehrere Wohngebäude geringfügig beschädigt und zwei Menschen leicht verletzt. Es ist bislang unklar, ob Putins Anwesen das Ziel der Angriffe war und ob die Attacken von der Ukraine ausgingen. Kiew hatte die Anschuldigung dementiert.

Laut kremlnahen Quellen hätten sowohl die Angriffe auf russisches Gebiet als auch der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs dafür gesorgt, dass Putin das Land vorerst nicht verlasse und auch dementsprechend Vorkehrungen treffe. Dies geht aus einem Bericht des unabhängigen Portals „Verstka“ hervor, das die Quelle zitiert.

Demnach wurde auch am 31. Mai bekannt, dass Putin nicht zum nächsten Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit nach Indien reisen würde. „Wenn Putin nicht nach Indien geht, dann liegt das natürlich an dem Haftbefehl“, habe eine hochrangige Quelle im russischen Parlament geäußert. Offiziell hätten die Organisatoren aber von Schwierigkeiten bei der Planung gesprochen, weshalb das Treffen virtuell stattfinden müsse.

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In Kiew nur rund 55 Prozent der Bunker einsatzbereit

In Kiew hat indessen eine Untersuchung ergeben, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Luftschutzbunker in der ukrainischen Hauptstadt nutzbar wären, wie die „Zeit“ berichtete.

Dies habe Olexander Kamyschin, Minister für strategische Industrien, auf Telegram mitgeteilt. Der Grund für die jüngste Untersuchung der Bunker sei der Tod dreier Menschen in Kiew vergangene Woche gewesen. Diese hätten sich während eines russischen Raketenangriffs in einen Luftschutzraum zu retten versucht, der jedoch verschlossen war. Schließlich seien sie von abgestürzten Trümmerteilen einer abgeschossenen Rakete getötet worden.

Wie Kamyschin angegeben habe, seien 1.011 oder 55 Prozent der Luftschutzbunker in Kiew einsatzbereit. 596 Bunker seien gemäß der Untersuchung unbrauchbar und bei 242 Bunkern wisse man den Zustand nicht, da sich die Prüfer keinen Zugang verschaffen konnten.

Geheimbericht über Moskaus Militärprobleme

Russlands Militär hat derweil laut Recherchen von Investigativjournalisten versehentlich einen Text über Probleme bei der Mobilmachung für den Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht – und kurz darauf wieder gelöscht. Das russische Portal „The Insider“ veröffentlichte den Link zu einem Eintrag im Web-Archiv, wo der Text noch einsehbar ist.

In dem Dokument, das demnach kurzzeitig in einer Online-Zeitschrift des russischen Verteidigungsministeriums abzurufen war, benannte der russische Mobilisierungsbeauftragte Jewgeni Burdinski im Hinblick auf die Rekrutierungswelle im vergangenen Herbst zwei Hauptprobleme: „Die fehlende Bereitschaft eines Teils der Gesellschaft zur Erfüllung der militärischen Pflichten“ sowie „die Bereitstellung von militärischer Ausrüstung und die Unterbringung des Personals“.

Russland drängt offenbar „ukrainische Großoffensive“ zurück

Indessen hat Russland nach eigenen Angaben eine „großangelegte Offensive“ der Ukraine im Donbass zurückgedrängt. „Am Morgen des 4. Juni hat der Feind eine großangelegte Offensive in fünf Bereichen der Front im Süden der Region Donezk gestartet“, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau in der Nacht zum Montag mit. Auch in der südlichen Region Saporischschja meldete ein russischer Beamter ukrainische Angriffe. Kiew bestätigte solche Offensiven zunächst nicht.

Die ukrainischen Truppen hätten „den aus ihrer Sicht schwächsten Bereich der Front angegriffen“, erklärte das russische Verteidigungsministerium. „Der Feind hat sein Ziel nicht erreicht, er hat es nicht geschafft“, hieß es weiter. Im Messengerdienst Telegram veröffentlichte das Ministerium ein Video, das aus der Luft gefilmte ukrainische Panzerfahrzeuge unter starkem Beschuss zeigen soll.

Den russischen Angaben zufolge führte die ukrainische Armee die Offensive mit sechs mechanisierten Bataillonen und zwei Panzerbataillonen aus. Donezk gehört – neben Luhansk, Cherson und Saporischschja – zu den vier Regionen, die Russland im September für annektiert erklärt hatte.

Auch aus Saporischschja, wo das gleichnamige größte Atomkraftwerk Europas steht, wurde ein Angriff gemeldet. „Heute Morgen haben ukrainische Streitkräfte einen Angriff größeren Ausmaßes als gestern gestartet. Die Situation ist alarmierend“, sagte der von Moskau eingesetzte Beamte Wladimir Rogow laut der russischen Nachrichtenagentur „Tass“.

Die ukrainischen Behörden erwähnten die von Moskau gemeldeten Ereignisse zunächst nicht. Die Ukraine hatte nach eigenen Angaben seit Monaten eine Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen vorbereitet.

(mit Material der Nachrichtenagenturen)



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