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„Vertrauen wiederherstellen“: US-Gesundheitsminister setzt Impfkommission ACIP ab

Das US-Gesundheitsministerium hat die vollständige Neubesetzung des Beratungskomitees für Immunisierungspraktiken (ACIP) angekündigt. Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. beruft sich dabei auf ein Dekret von Präsident Donald Trump, das wissenschaftliche Unabhängigkeit und Transparenz stärken soll. Kritiker sehen jedoch eine Gefährdung bewährter Strukturen.

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US-Gesundheitsminister RFK JR. strukturiert die Impfkommission ACIP um.

Foto: Hao/The Epoch Times

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Lesedauer: 5 Min.

Das US-Gesundheitsministerium hat am Montag, 9. Juni, eine weitreichende Umstrukturierung im Bereich des Beratungskomitees für Immunisierungspraktiken (ACIP) bekannt gegeben. In einer Erklärung teilt Minister Robert F. Kennedy Jr. (RFK) mit, dass der Beratungsausschuss zu Impfstoffen vollständig neu konstituiert werde. Der Beratungsausschuss soll der US-amerikanischen Seuchenschutzbehörde (CDC) Empfehlungen geben. Sein Kompetenzbereich ist die Sicherheit, Wirksamkeit und klinische Notwendigkeit von Impfstoffen.

Noch für Juni Tagung von ACIP angesetzt

Mit der Verfügung verlieren alle 17 amtierenden Mitglieder des Ausschusses ihre Position. Der Prozess zur Auswahl neuer Mitglieder soll bereits im Gang sein. Bereits für den 25. bis 27. Juni ist die nächste Sitzung des ACIP im CDC-Hauptquartier in Atlanta. Wer daran teilnehmen wird, ist noch nicht bekannt. An jenem Tag soll beispielsweise auch das Thema der COVID-Impfungen auf der Agenda stehen.
Die neue Kommission soll den „Goldstandard der Wissenschaft wiederherstellen“, wie es in der Verordnung von Präsident Donald Trump heißt, auf die sich RFK Jr. beruft. Dieser zufolge sollen die wissenschaftlichen Aktivitäten der Regierung „auf den glaubwürdigsten, zuverlässigsten und unparteiischsten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren, die verfügbar sind“.
Kennedy versichert, dass dieser Veranlassung keine ideologischen oder parteipolitischen Erwägungen zugrunde lägen. Es gehe ihm lediglich um die „Wiederherstellung des öffentlichen Vertrauens“. Dieses solle den Vorrang vor einer „spezifischen Pro- oder Anti-Impf-Agenda“ haben. Die Empfehlungen der US-amerikanischen Gesundheitsbehörden sollen, und das wolle er der Öffentlichkeit verdeutlichen, durch „unvoreingenommene Wissenschaft“ geleitet sein. Die Maßnahme solle einem „transparenten Prozess“ folgen und „frei von Interessenkonflikten“ sein.

Gesundheitsminister sieht „Vertrauen in das Impfkomitee erodiert“

Dr. Bruce Scott, Präsident der American Medical Association, sieht keinen Anlass zum Zweifel daran, dass dies nicht jetzt schon gewährleistet sei. In einer Erklärung äußert er, das ACIP sei jetzt schon eine vertrauenswürdige Quelle der Orientierung für Ärzte, Eltern und Gesundheitsbehörden – und das bereits seit Generationen.
Stattdessen untergrabe der von Gesundheitsminister RFK Jr. gesetzte Schritt zur Absetzung aller amtierenden Mitglieder dieses Vertrauen. Er stelle „einen transparenten Prozess auf den Kopf, der unzählige Leben gerettet hat“. Der Surgeon General der USA hatte das ACIP im Jahr 1964 als Beratungsgremium für die CDC mit Blick auf den Umgang mit Impfstoffen ins Leben gerufen.
Kennedy hingegen betont, die neuen Mitglieder des ACIP würden „der öffentlichen Gesundheit und der evidenzbasierten Medizin Vorrang einräumen“. Das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Beratungskomitee für Impfstoffe sei durch die Ereignisse der Corona-Zeit erodiert. Der Ausschuss dürfe „nicht länger als Stempel für gewinnbringende Agenden der Industrie fungieren“.

Wechselseitige Vorwürfe ideologischer Besetzung

Die Regierung Trump verweist ihrerseits auf Umstände, die den Verdacht nahelegten, die derzeitige Zusammensetzung des Gremiums sei selbst politisch voreingenommen. So habe das Vorgängerkabinett von Präsident Joe Biden alle 17 derzeitigen ACIP-Mitglieder ernannt. 13 dieser Ernennungen hätten 2024 stattgefunden.
Bis 2028 hätte die aktuelle Regierung keine Mehrheit der Mitglieder des Ausschusses benennen können. Dies sei bewusst im Vorgriff auf einen möglichen Regierungswechsel erfolgt – und dadurch ideologisch bedingt. Die derzeitige Regierung könne jedoch dadurch nicht „die richtigen Maßnahmen ergreifen, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in Impfstoffe wiederherzustellen“.
Zu den Kernanliegen von RFK Jr. bei der Neubesetzung der Kommission dürfte das Testen von Impfstoffen in Placebo-kontrollierten Studien gehören. Er vertritt die Auffassung, dass dies erforderlich sei, um das Risikoprofil der Produkte adäquat einschätzen zu können. Unter anderem die Hersteller sehen darin eine Maßnahme, die hauptsächlich Zeit koste und die Verfügbarkeit von Impfstoffen beeinträchtigen könne.
Sie verweisen darauf, dass die meisten neu entwickelten Impfstoffe auf bereits entwickelten aufbauten, die ihrerseits längst einen umfangreichen Zulassungsprozess durchlaufen hätten.

CDC führt derzeit noch amtierende Mitglieder auf Internetseite des ACIP

Auf der Website der CDC zum ACIP ist nach wie vor die bestehende Mannschaft zu sehen. Zu den dort genannten Mitgliedern gehören Dr. Yvonne Maldonado von der Medizinschule der Universität Stanford, der Epidemiologe Dr. Edwin Jose Asturias von der Universität von Colorado oder Oliver Brooks, der CEO der Watts HealthCare Corporation in Los Angeles.
Das Gremium gibt der CDC unverbindliche Ratschläge zu Impfstoffen, einschließlich der Impfpläne der Behörde. Der Leiter der CDC übernimmt in der Regel die Empfehlungen des Ausschusses.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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