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Arbeiten im Alter

2.000 Euro steuerfrei - warum die Aktivrente umstritten ist

Mit der Aktivrente will die Politik älteren Menschen steuerfreie Zuverdienste ermöglichen. Doch während Union und SPD darin ein Mittel gegen den Fachkräftemangel sehen, sprechen Kritiker von Ungerechtigkeit und hohen Kosten für den Staat.

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Die Bundesregierung will das Arbeiten im Alter attraktiver machen (Symbolbild).

Foto: monkeybusinessimages/iStock

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Lesedauer: 3 Min.


In Kürze:

  • Caritas-Präsidentin nennt Aktivrente „teures Steuergeschenk für Boomer“
  • Bundesregierung erhofft sich Fachkräfteentlastung und Wirtschaftswachstum
  • Sozialverbände warnen vor Mitnahmeeffekten und Milliardenkosten
  • Uneinigkeit zwischen Politik, Arbeitgebern und Rentenversicherung

 
Als „ein sehr teures Steuergeschenk für gut situierte Boomer“ hat die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, die sogenannte Aktivrente kritisiert. Sie würde ein bestimmtes Segment von Rentnern begünstigen, etwa 3 Milliarden Euro kosten und sei ungerecht gegenüber Geringverdienern. Im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ (28. September) äußerte Welskop-Deffaa, die von der Koalition geplante Neuerung stärke nur „die Anspruchshaltung gegenüber der Sozialversicherung“.

Aktivrente in der Kritik: Zwischen Entlastung und Ungerechtigkeit

Mittels der Aktivrente wollen Union und SPD es Rentnern künftig ermöglichen, bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei hinzuzuverdienen. Dies verspricht nicht nur den Beziehern von Altersbezügen selbst eine Reihe von Vorteilen. Ihre finanzielle Situation im Alter stabilisiert sich, die berufstätigen Rentner behalten soziale Kontakte, bleiben geistig fit und können Erfahrung weitergeben.
Die Politik verspricht sich wiederum einen Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung, wenn Rentner weiterhin aktiv zum Bruttoinlandsprodukt beitragen, statt nur passiv ihre Altersbezüge zu erhalten. Vor allem aber gilt die Aktivrente als ein wichtiger Schritt gegen den drohenden Fachkräftemangel.
Bundeskanzler Friedrich Merz spricht von einem „Anreiz, damit Arbeitnehmer über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus arbeiten“. So könne man Lebenserfahrung und Leistungsbereitschaft älterer Menschen weiter nutzen und dem Fachkräftemangel gegensteuern. Auch CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann spricht von einem Beitrag gegen den Fachkräftemangel. Arbeiten im Alter werde attraktiver und Leistung stärker honoriert.

Sozialverbände warnen vor Ungleichbehandlung

Demgegenüber sind es vor allem Gewerkschaften und Sozialverbände, die sich kritisch bezüglich der Aktivrente äußern. Sie erwarten, dass diese nicht den gewünschten Effekt bewirken und nur ein Teil der Rentenberechtigten überhaupt davon profitieren könnte. Verena Bentele vom Sozialverband VdK erklärte, es seien vor allem kleinere Selbstständige und Minijobber, die im Alter erwerbstätig blieben.
Die Aktivrente sei zudem ausschließlich für gesunde Menschen in wenig belastenden Berufen attraktiv, die über die Regelaltersgrenze hinaus weiterarbeiten wollten. Für alle Älteren sei sie jedoch unrealistisch und zudem sozial unausgewogen. Als Einzelmaßnahme werde sie hingegen „statt zusätzlicher Arbeitsplätze vor allem Mitnahmeeffekte und massive Steuerausfälle produzieren“.
Auch Anja Piel, Vorsitzende des Bundesvorstands der Deutschen Rentenversicherung Bund, sieht vor allem Milliardenkosten für den Bund. Die Aktivrente löse keines der vorhandenen Probleme:
„Dass Menschen nach dem Renteneintritt nicht weiterarbeiten, liegt an ihrer Gesundheit oder den Arbeitsbedingungen.“
Statt pauschaler Steuervorteile müsse es um die Schaffung besserer Arbeitsbedingungen und altersgerechter Arbeitsplätze gehen.

Kritik an Aktivrente auch von Unternehmerseite

Eine andere Form der Kritik äußert Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände. Er wirft der Politik vor, diese drücke „auf Gas und Bremse zugleich“. Es sei ineffizient und teuer, einerseits die Aktivrente zu fördern, andererseits jedoch weiterhin die abschlagsfreie Frühverrentung zu ermöglichen.
Selbstständigenverbände bemängeln, dass Selbstständige von den Steuererleichterungen vielfach ausgenommen seien. Einige Verbände streben aus diesem Grund sogar Klagen an. Eine Ungleichbehandlung verschiedener Rentnergruppen könnte weitere verfassungsrechtliche Fragen aufwerfen.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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