Empathie, offener Diskurs und Humor gegen die Spaltung

Meinungsvielfalt ist wichtig für eine pluralistische Gesellschaft. Seit der Coronakrise haben Meinungsverschiedenheiten Freundschaften und Familien getrennt und zu einem eklatanten Spalt in unserer Gesellschaft geführt. Wie können wir es schaffen, dass wieder mehr miteinander statt übereinander geredet wird? Ein Interview mit Jens Lehrich.
Von 12. November 2021

Seit Mitte 2020 moderiert Jens Lehrich „Fair Talk TV“. Experten und Prominente begegnen sich hier mit gegensätzlichen Meinungen in einem breiten Diskurs. Zum Thema Corona-Impfung trafen Beispielsweise die Experten Hans Tolzin und Mark Benecke aufeinander. Während Tolzin äußerst impfkritisch auftritt, bezeichnete Benecke die mRNA-Impfstoffe als Nobelpreis-verdächtig. Jede Position soll gleichermaßen fair diskutiert werden. Ein Diskurs, der laut vielen Kritikern in öffentlich-rechtlichen Leitmedien unterdrückt wird.

Dass „Fair Talk“ eine mediale Lücke schließt, wird an den hohen Klickzahlen deutlich. Alleine auf YouTube verzeichnet die Talkshow in TV-Qualität bereits knapp 90.000 Abonnenten und über 5,5 Millionen Aufrufe. In dem neuesten Format „Deutschland Diskutiert“ werden alle Bürgerinnen und Bürger zum aktiven Diskurs eingeladen. Gegenüber Epoch Times erklärt Herr Lehrich, wie verhärtete Fronten aufgebrochen werden können, um der gesellschaftlichen Spaltung entgegenzuwirken.

ET: Gab es bei der Idee Fair Talk zu gründen einen ausschlaggebenden Impuls oder Moment?

Jens Lehrich: Ein Produzent hat sich an mich mit der Idee gewendet, eine alternative Talk Show zu machen. Der Kontakt kam über Rubikon zustande, so sind wir miteinander ins Gespräch gekommen und haben festgestellt, dass wir gut miteinander harmonieren. Der Name Fair Talk war intuitiv von Anfang an da. Das erste Mal haben wir uns im Juni 2020 getroffen und ich war total baff, was er da an Technik aufgefahren hatte. Man kam in die Halle und es sah so aus wie bei Markus Lanz im Fernsehstudio. Und was soll ich sagen? Wir machen jetzt seit Juni 2020 eine Sendung pro Woche und das mit zunehmender Zuschauer Zahl.

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ET: Wenn Sie Fair Talk mit einem Wort charakterisieren müssten, welches wäre das? Und warum?

Lehrich: Menschlichkeit. Das ist, wofür ich stehe. Schon während meines Abiturs als 18 bis 19-jähriger habe ich für Tageszeitungen geschrieben. Ich war plötzlich Feuer und Flamme für Journalismus und vor allem dafür, Menschen zu interviewen und zu verstehen.

Jetzt gerade in der Corona-Krise habe ich festgestellt, dass Menschen, die wirklich gute Konzepte für eine bessere Zukunft haben, als Spinner, Idioten oder Aluhüte an den Rand der Gesellschaft gestellt werden. Von daher ist Menschlichkeit die Meta-Ebene. Das Interesse an Menschen, sie zu verstehen und die Geschichten aus ihnen herauszukitzeln. Was Fair Talk auszeichnet ist, dass jeder demokratisch denkende Mensch zu Fair Talk kommen darf. Fair Talk steht dafür, dass mit jedem gleichermaßen respektvoll umgegangen wird.

ET: Fair Talk wird in TV Qualität und in Theatersälen aufgezeichnet. Wie wird das alles koordiniert und vor allem finanziert?

Lehrich: Das ist eine gute Frage. Wir haben es einfach gemacht. Das ist auch eine häufig gestellte Frage, ob wir irgendeinen großen Sponsor haben. Nein, haben wir nicht. Das Ganze finanziert sich tatsächlich aus unserer Leidenschaft für das Projekt. Mein Kollege, der die Technik einbringt und ich, der das Netzwerk, den Journalismus und die Moderation einbringt. Bei den Saalmieten sind wir auf Spenden der Community angewiesen. Natürlich würden wir das ganze gerne noch größer machen und dafür brauchen wir auch mehr Unterstützung. Insgesamt sind viele kleine Spenden besser als 2 bis 3 große Sponsoren. Denn wir wollen ja unabhängig und frei bleiben. Das sind wir und das fühlt sich gut an. Wir haben da unfassbar viel Freiwilligkeit, Energie und auch eigenes Geld reingesteckt. Aber irgendwann muss der Punkt kommen, dass sich das Projekt aus der Community heraus finanziert. Und da sind wir auf einem guten Weg.

ET: Wie läuft eine Sendung Fair Talk ab?

Lehrich: Das Format „Auf Augenhöhe“ ist die Talkshow. Behandelt werden Themen wie Klimawandel, Corona oder Impfung. Am liebsten haben wir dann 2 Menschen von der einen Seite und 2 Menschen von der anderen Seite gegenübersitzen, um auf Augenhöhe miteinander ins Gespräch zu kommen. Das ist die Grundidee. Miteinander ins Gespräch zu gehen, was aufgrund dieser Spaltung sonst nicht stattfinden würde. Einmal ist uns das zum Beispiel mit Mark Benecke auf der einen Seite gelungen, der sagte, dass die mRNA-Impfstoffe Nobelpreisverdächtig seien. Auf der anderen Seite war Hans Tolzin, ein großer Impfgegner. Es war eine unglaublich spannende Diskussion und sie hat gezeigt, man kann miteinander ins Gespräch kommen. Und wir arbeiten daran, dass wir das immer mehr schaffen.

ET: Was ist jetzt das Besondere an dem neuen Format „Deutschland Diskutiert“?

Lehrich: „Deutschland Diskutiert“ ist ins Leben gerufen worden, weil wir zeigen wollen, dass man miteinander sprechen kann. Ein kurzes Format, wie eine Vorschau zu einem Diskurs. Die Community soll das Gespräch fortsetzen. Es soll dazu anregen, dass Menschen wieder miteinander sprechen und dass sich nicht jeder auf seine Insel oder in seine Blase zurückzieht. Gerade gestern habe ich das erst beim Friseur erlebt. Da ging es um das Thema Impfungen und ich habe gemerkt, als ich meine Position dazu geäußert habe, wie sofort das Gesicht sich verfinsterte und schlechte Laune aufkam. Dann habe ich der Dame versucht, meine Position klarzumachen und sie hat ihre Position klar gemacht. Schließlich hatten wir ein richtig tolles philosophisches Gespräch, das uns beide weitergebracht hat. Denn ich habe sie verstanden und ich bin davon überzeugt, dass sie mich verstanden hat. Genau das ist, was „Deutschland Diskutiert“ anregen soll.

Wir müssen unbedingt vermeiden, dass wir uns gegeneinander aufgehetzen lassen. Da kann jeder zu beitragen. Egal ob geimpft oder ungeimpft, egal welche Position man zu Corona hat. Das ist wirklich ein Appell: geht miteinander ins Gespräch, versucht den anderen zu verstehen.

Ich habe vor vielen Jahren in Berlin ein Magazin entdeckt, das heißt Transform. Die allererste Ausgabe hatte als Titel „Empathie da wo es wehtut“. Dieser Satz ist zu einem Leitsatz geworden, für vieles, was ich tue. Mit freundlichen Menschen empathisch zu sein ist keine Kunst. Das kann jeder. Aber allen Menschen gegenüber empathisch zu sein und diejenigen zu verstehen, die man quasi ablehnt, gegen die man sogar eine Wut oder Hass hat, das ist spannend. Das ist was wir brauchen, mit jedem Menschen ins Gespräch zu kommen.

Und das ist immer wieder eine Einladung, des Projekts Fair Talk. Ob es nun „Deutschland Diskutiert“ oder „Auf Augenhöhe“ ist, lasst uns miteinander sprechen und den anderen verstehen.

ET: Während man bei dem Format „Auf Augenhöhe“ prominente Gesichter sieht, gibt es auf www.deutschland-diskutiert.de den Button „Bewerbung“. Was hat es damit auf sich?

Lehrich: Wir haben mit den „Prominenten“ angefangen, um zu zeigen, worauf wir hinauswollen. Eigentlich geht es darum, dass tatsächlich die Oma mit dem Enkel zusammensitzt und über ein Thema diskutiert, was sie gerade auseinanderdividiert. Oder Ehemann und Ehefrau oder die Kassiererin im Supermarkt mit ihrem Markt-Leiter. Das ist die Idee. Das ist nur im Moment tatsächlich schwierig.

Es scheint eine unglaubliche Angst zu geben, sich dafür zu öffnen und für die eigene Meinung einzutreten, weil man Konsequenzen fürchtet. Und ich glaube, das sollte uns noch mehr klarmachen, an welchem Punkt wir sind. Dass die Freiheit, die wir bislang hatten, in diesem Land ziemlich auf der Kippe steht. Ich bin ein utopischer und kein dystopischer Mensch. Ich bin davon überzeugt, wir können das noch drehen. Aber wir können es nur drehen, wenn die Leute bereit sind, jetzt auch mitzumachen und zwar jeder im Kleinen. Vielleicht möchte man damit nicht vor eine Kamera, weil es einem zu intim ist. Doch dann kommt bitte im Familienkreis miteinander ins Gespräch. Diskutiert mit dem Taxifahrer oder mit dem Friseur und zwar auf eine empathische, wohlwollende, menschliche Art und Weise. Das Ego mal auszuschalten, das ist schwierig.

Das kann ich auch nicht immer. Ich will nicht wie ein Engel oder Buddha daherkommen, der ununterbrochen in sich ruht – ich habe auch meine Wutausbrüche auf gut Deutsch gesagt. Aber ich versuche es nicht an anderen Menschen abzulassen. Dann aber immer wieder in dieses Bewusstsein zu kommen, mir anzuschauen, was triggert mich da eigentlich gerade? Und wie gelingt es mir mein Gegenüber zu verstehen? Dabei entsteht immer Frieden. Das ist ein schönes Gefühl und ich kann einfach nur dazu motivieren, das auszuprobieren und gerne auch zu „Deutschland Diskutiert“ zu kommen.

ET: Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, damit die Bewerbung Erfolg hat?

Lehrich: Man muss einfach nur bereit sein, offen zu sein. Sich authentisch und ehrlich zu zeigen, die eigene Meinung zu vertreten und bereit sein, dem anderen zuzuhören.

Am Ende kann man ins Verständnis kommen – oder eben auch nicht. Es geht darum, zu reden und zu respektieren. Für mich ist Menschlichkeit, Respekt dem anderen gegenüber zu haben und den anderen zu sehen. Ihn in seiner Würde als Menschen so sein zu lassen und auch von ihm diese Aufmerksamkeit für die eigene Meinung zu bekommen.

ET: Wie schafft man es, verhärtete Fronten wieder aufzuweichen?

Lehrich: Was bei mir funktioniert ist, wenn ich ein Witzchen mache. Zum Beispiel in einem Fahrstuhl in Berlin habe ich erlebt, wo jemand total auf Abstand gegangen ist. Ich habe dann einfach in die Hände geklatscht und gesagt „das war das Corona-Virus“. Er hat so angefangen zu lachen und hat auch seine Maske abgenommen. Er ist nicht zurückgetreten, weil er Angst vor Corona hatte, sondern weil es einfach so ein Automatismus war. Oder wenn mich jemand fragt, ob ich geimpft bin, dann sage ich immer: „ich habe mich im Sommer eingecremt, damit Du keinen Sonnenbrand bekommst und mehr möchte ich dazu nicht sagen“.

Also auf humorvolle Art und Weise den anderen herausfordern, das kann man versuchen. Ja gut, das kann natürlich auch nach hinten losgehen. Das kann jemand auch als Zynismus begreifen. Aber ich bin gelernter Comedian, von daher entspricht es meiner Natur. Was immer funktioniert, ist, den anderen daran zu erinnern, dass wir Menschen sind und ob es nicht verrückt ist, dass wir hier auf einem Staubkorn durch das Universum fliegen und ob es das jetzt wirklich wert ist, dass wir uns über sowas streiten? Das funktioniert natürlich nicht in einer kurzen Situation im Fahrstuhl, da braucht man ein bisschen mehr Zeit. Einfach ausprobieren, selber kreativ zu werden, das kann ich nur empfehlen.



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