Flughafen Frankfurt-Hahn und viel US-Militär: Verkauf an russischen Oligarchen?

Höchstbietender für den Flughafen Frankfurt-Hahn ist der russische Investor Viktor Charitonin. Wegen des Ukraine-Kriegs ist das allerdings für viele bedenklich. Pikant daran: Das US-Militär nutzt diesen Flugplatz häufig. Die Entscheidung liegt nun beim Bundeswirtschaftsministerium.
Flughafen Hahn: Verkauf an russischen Oligarchen?
Es steht immer noch nicht fest, wer der nächste Besitzer des insolventen Flughafens Hahn sein wird.Foto: iStock
Von 11. Februar 2023

Der Verkauf des insolventen rheinland-pfälzischen Flughafens Frankfurt-Hahn ist eine Hängepartie, eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Als möglicher Käufer ist unter anderem der russische Investor Viktor Charitonin im Gespräch.

Die Gläubigerversammlungen der Flughafengesellschaft hätten sein Angebot als Höchstbietender am Dienstag, dem 7. Februar 2023, vorerst nicht genehmigt, sagte Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner im Anschluss an das Treffen in Bad Kreuznach.

Was das Passagieraufkommen angeht, spielt der Airport in Deutschland eine eher untergeordnete Rolle. Als Frachtflughafen war er jedoch im Jahr 2021 Umschlagplatz für ein Luftfrachtaufkommen von etwa 259.000 Tonnen, anders gesagt der viertgrößte Frachtflughafen Deutschlands hinter Frankfurt/Main, Leipzig/Halle und Köln/Bonn.

Er ist einer der wenigen deutschen Flughäfen mit Nachtflugerlaubnis. Auch nutzt das US-Militär ihn häufig. Das Bundeswirtschaftsministerium und die Gläubiger müssen nun prüfen, ob Frankfurt-Hahn zur kritischen Infrastruktur gehört.

Vier Bieter, zwei davon bereits am Nürburgring tätig

Das fragliche Angebot des russischen Investors sei nicht aus politischen Gründen und auch nicht endgültig abgelehnt worden, betonte Insolvenzverwalter Plathner. Tatsächlich hätten er sowie der Investor „gemeinsam entschieden, diesen Vertrag den entsprechenden Behörden vorzulegen“. Die Entscheidung über die Zulassung des Kaufangebots obliege nun dem Bundeswirtschaftsministerium unter Robert Habeck (Grüne). Das könne laut dem „SWR“ zwei Monate oder länger dauern.

Der Pharma-Milliardär Charitonin ist einer von zwei Investoren, mit denen der insolvente Hunsrück-Flughafen vorläufige Kaufverträge abgeschlossen hat. Wie unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, gab Charitonin, der bereits Miteigentümer der Rennstrecke Nürburgring ist, das höhere Gebot ab.

Bei dem zweiten Kaufinteressenten handelt es sich laut Berichten um den Immobilienentwickler und Besitzer des Nürburgrings NR Holding. Beide Interessenten bezeichnete Plathner als „gute Investoren“.

Über diese beiden Interessenten hinaus gebe es noch zwei weitere. Als Insolvenzverwalter halte er sich im Sinne der Gläubiger alle Optionen offen. Weitere Verhandlungen und höhere Gebote seien nicht ausgeschlossen.

Kritik und unbelegte Vorwürfe

Der russische Investor Viktor Charitonin steht nicht auf der EU-Sanktionsliste wegen des Ukraine-Kriegs, ihm werden aber gute Verbindungen zur russischen Regierung nachgesagt.

Die USA führen den Milliardär auf einer Liste im Zusammenhang mit Manipulationsvorwürfen bei der US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2016. Diese Vorwürfe konnte bis heute niemand belegen. Dennoch kritisierte unter anderem die hessische Landesregierung deswegen den möglichen Verkauf an Charitonin. Sie hält einen Minderheitsanteil am Hunsrück-Flughafen.

„So jemand darf kein Objekt in Deutschland kaufen“, sagte Landesfinanzminister Michael Boddenberg (CDU) am Dienstag dem Hessischen Rundfunk. „Im Moment sollte und kann man keine Geschäfte mit russischen Oligarchen machen.“ Er habe den Kanzleramtschef und den Bundeswirtschaftsminister gebeten, „alle möglichen Wege zu prüfen, wie man diesen Verkauf verhindern kann“.

Airport mit Nachtflugerlaubnis und US-Militär

Militärexperten Professor Joachim Krause vom Institut für Sicherheitspolitik der Universität Kiel warnte in einem „SWR“-Interview vor einem Verkauf an den russischen Oligarchen. Er habe enge Verbindungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, so Krause. Hinter seinem Kaufinteresse vermute er strategische Interessen des russischen Staates.

Einige besondere Eigenschaften machen den Flughafen Hahn interessant. Laut Krause befinden sich hier viele amerikanische Militäreinrichtungen. US-Truppen und Waffenlieferungen etwa an die Ukraine werden über diesen Standort abgewickelt. Somit berührt der Verkauf des Flughafens auch US-amerikanische Interessen.

Für den russischen Investor spricht, dass er den Flughafen-Betrieb aufrechterhalten wolle und schnell zahlen könne. So befürwortet laut dem „SWR“ der Hotelbesitzer bei Hahn, Michael Willwerth, den Verkauf an Charitonin. „Hahn muss schnellstmöglich eine Entscheidung treffen. Die Frage ist: Was kann man sich noch leisten?“

Der Flughafen-Hahn liegt in Rheinland-Pfalz zwischen Mainz und Trier auf dem Gelände eines ehemaligen US-Militärstützpunkts. Seit Jahren steckt der Flughafen in der Krise und wurde vom Land Rheinland-Pfalz über Wasser gehalten. Das Land Rheinland-Pfalz verkaufte seine Mehrheitsanteile an dem Flughafen im Jahr 2017 an die chinesische HNA Airport Group. Hessen hält weiterhin Minderheitsanteile von 17,5 Prozent. Im Zuge der Corona-Pandemie rutschte die chinesische Flughafengesellschaft im Oktober 2021 in die Zahlungsunfähigkeit. Das Insolvenzverfahren wurde im Februar 2022 eröffnet und Plathner zum Insolvenzverwalter bestellt.

(Mit Material von AFP)



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