Grünen-Chef Habeck macht Seehofer mitverantwortlich für den Rückzug von Özil

Mesut Özil trainiert im fernen Singapur mit dem FC Arsenal. In seinem Geburtsland Deutschland schlagen seine Rassismus-Vorwürfe weiter hohe Wellen. Die Grünen machen Seehofer mitverantwortlich für den Rückzug von Özil.
Epoch Times25. Juli 2018

Die Grünen haben im Fall des früheren deutschen Nationalspielers Mesut Özil Innen- und Sportminister Horst Seehofer (CSU) und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) scharf kritisiert.

Grünen-Chef Robert Habeck wies Seehofer eine Mitverantwortung für die „Entfremdung vieler Deutsch-Türken“ und indirekt für den Rückzug von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft zu.

Türkische Wurzeln nicht respektiert?

„Wenn der Sportminister sagt, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört, dann ist das klar als Ausladung an alle muslimischen Spieler zu verstehen“, sagte Habeck der „Rheinischen Post“. Özil hatte in seiner Rücktrittserklärung Rassismus-Erfahrungen angeprangert und unter anderem kritisiert, DFB-Funktionäre hätten seine türkischen Wurzeln nicht respektiert.

Seehofer hatte im März der „Bild“ gesagt: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Deutschland ist durch das Christentum geprägt.“ Die hierzulande lebenden Muslime gehörten aber „selbstverständlich“ dazu. Daraufhin war eine kontroverse Debatte entbrannt, in deren Verlauf sich nicht nur der Koalitionspartner SPD sondern auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) klar von Seehofers Aussage distanziert hatten.

Habeck sagte nun: „Das Signal, das so an Menschen mit unterschiedlichen Wurzeln gesendet wird, ist fatal. Denn sie spüren genau, wie sie in unserem Land immer stärker ausgegrenzt und stigmatisiert werden. Die Saat, die die politische Rechte gesät hat und die unter anderem von führenden CSU-Politikern gegossen wurde, geht also auf.“

Doch Habeck hat gut Reden von wegen Wurzeln und Respekt. In ihrer Rede beim Bundesparteitag der AfD in Augsburg im Zusammenhang mit dem Vorsitz der Desiderius-Erasmus-Stiftung sprach Erika Steinbach auch über den Grünen-Chef:

Der frisch gekürte Vorsitzende der Grünen, Robert Habeck, hat schriftlich niedergelegt, was er von Deutschland hält. Man kann von ihm nachlesen: ‚Vaterlandsliebe fand ich stets zum kotzen. Ich wußte mit Deutschland nichts anzufangen und weiß es bis heute nicht‘.“

Özils Rassismus-Vorwurf

Widerspruch gegen Habecks Thesen kam auch vom Parlamentarischen Innenstaatssekretär Stephan Mayer (CSU). „Der Fall Mesut Özil ist ein Einzelfall, den man nicht verallgemeinern darf. Das hat mit der Integration der vier Millionen türkischstämmigen Menschen in Deutschland nichts zu tun“, sagt er der „Rhein-Neckar-Zeitung“. „Hier geht es um einen sehr gut verdienenden Spitzensportler.“ Özils Rassismus-Vorwurf gegen den DFB und dessen Präsidenten Reinhard Grindel wies der CSU-Politiker als „vollkommen haltlos“ zurück. Es sei „naiv“, wenn der Fußballprofi davon ausgegangenen sei, dass ein gemeinsames Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl als unpolitisch angesehen werden könne, sagte Mayer.

Claudia Roth kritisiert DFB wegen Rassismus

Verständnis für Özils Rassismus-Vorwürfe äußerte Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne). „Wir sollten diesen Aufschrei zum Anlass nehmen, ehrlich darüber zu reden, warum diese gesellschaftliche Spaltung weiter möglich ist, warum sich Menschen, die wie Mesut Özil hier geboren und aufgewachsen sind, derart ausgebürgert fühlen“, sagte die Grünen-Politikerin der „Rhein-Neckar-Zeitung“. „Wenn im Erfolgsfall mit dem Deutschen Özil und Boateng groß gefeiert wird, wie vor vier Jahren, aber bei Misserfolgen die ‚Ausländer‘ im Team als Schuldige angeprangert werden, dann ist es Rassismus“, sagte Roth.

Massiv kritisierte sie auch die DFB-Spitze: „Wo war der DFB, als im Stadion und den Medien offen gegen Özil und Gündogan gehetzt wurde?“ Die Funktionäre hätten „nichts gegen die völkischen und rassistischen Anfeindungen gegen diese Spieler unternommen“, klagte Roth. „Dass der DFB diese Lawine an Ressentiments nicht wahrgenommen oder ignoriert hat, zeigt, wie groß das Rassismus-Problem bei uns ist!“ (dpa/so)



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