ING Bank geht scharf gegen „Klimasünder“ vor – Kritiker: „Neue Form der Kundenkontrolle“

Die ING Deutschland ist auf Klimaschutzkurs – und kündigt nun entsprechende Maßnahmen für Geschäftskunden an. Diesen Schritt sehen jedoch manche als „Bevormundung“ der Kunden.
ING Bank geht scharf gegen „Klimasünder“ vor
Das Bankenviertel in Frankfurt am Main. Auch die ING Deutschland hat hier ihren Sitz.Foto: Thomas Lohnes/Getty Images
Von 23. Oktober 2023

Die ING Bank Deutschland will künftig die Geschäftsbeziehungen mit Firmenkunden beenden, falls diese kein klimaschutzfreundliches Investitionsverhalten vorweisen. Ebenso droht die Bank ihnen mit der Beendigung oder Kündigung ihres Kontos, wenn sie über keine glaubwürdigen Pläne zur Emissionsreduzierung verfügen.

Das bestätigte kürzlich das Mitglied des Vorstands der Bank, Eddy Henning, wie die „Berliner Zeitung“ berichtet. Henning ist für das Firmenkundengeschäft verantwortlich. Demnach könnte das Finanzinstitut künftig Kreditanfragen aus Umweltschutzgründen ablehnen, hieß es.

Privatkunden seien zunächst nicht von der Maßnahme betroffen. Die deutsche ING Bank hat ihren Sitz in Frankfurt am Main und ist ein Tochterunternehmen der niederländischen ING Groep. Diese ist der größte Finanzkonzern der Niederlande.

ING will „einen Denkprozess“ auslösen

„Was für uns nicht funktioniert, ist, wenn die Kunden keine Vorstellung davon haben, wie sie zu einem weniger kohlenstoffintensiven Geschäftsmodell übergehen wollen.” Weiter sagte Henning: „Manchmal bedeutet das, dass man sich von einem Kreditnehmer trennen muss“, informiert „Finanzmarktwelt“. Konkret bedeute dies, dass die ING in „einer Handvoll Fällen“ pro Jahr Kundenbeziehungen beendet oder Anträge von Unternehmen ablehnt, die bei der Bank Kunde werden wollen.

Die Bank ist sich laut „Finanzbusiness“ darüber bewusst, dass die Trennung von einem Großkunden für eine Bank kostspielig sein kann. Andererseits sende die Entscheidung jedoch „eine wichtige Botschaft“ aus, erklärte Henning. Diese löse in der Regel „einen Denkprozess“ bei dem betreffenden Unternehmen aus, was bedeutet, dass der Kunde sich über den Klimaschutz mehr Gedanken machen und diesen ernst nehmen soll.

„Wenn ich mir heute die Unternehmen anschaue, von denen wir uns vor ein paar Jahren getrennt haben, sind sie jetzt super bankfähig, sie haben sich also wirklich verändert“, schilderte das ING-Vorstandsmitglied.

Banking gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen

Henning erklärte zudem, warum die Direktbank sich für diesen Weg entschieden hatte. Das Finanzinstitut habe sich dazu „verpflichtet, ihr Kreditportfolio gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen auszurichten“, berichtete der „Schwäbische Verlag“.

Darüber hinaus wolle die ING Deutschland mit ihrem „Geschäftsbetrieb und insbesondere ihren Produkten in den nächsten Jahren die Reduzierung ihrer Emissionen vorantreiben“. Die Bankkunden sollten dabei aktiv bei „der Senkung von Emissionen begleitet“ werden.

Die Bank stellt klar: „Bei neuen Finanzierungen berücksichtigen wir, ob Unternehmenskunden ökologische, soziale und ökonomische Geschäftsmodelle vorweisen können.“ Zudem fordert das Unternehmen seine Kunden dazu auf, zur „Verbesserung der internationalen Menschenrechtslage und des Umweltschutzes“ Augen und Ohren offenzuhalten.

Durchdachte Strategie oder Schnellschuss?

Eher kritisch sieht das Investitionsunternehmen Kettner Edelmetalle den Schritt der ING Bank. Es stellt sich die Frage, ob „dies wirklich im Sinne der Kunden und der gesamtwirtschaftlichen Lage Deutschlands“ ist. In Zeiten von hoher Inflation und Deindustrialisierung durchlebt das Land gerade eine Rezession.

Laut Kettner würde „hier der Klimaschutz als Vorwand genutzt, um eine neue Form der Kundenkontrolle zu etablieren“. Dabei sei es fraglich, ob die Bank überhaupt in der Lage ist, die „Klimafreundlichkeit“ ihrer Kunden realistisch zu bewerten.

„Die Entscheidung der ING, Konten aufgrund fehlender Klimaschutzmaßnahmen zu kündigen, wirkt eher wie ein Schnellschuss als eine durchdachte Strategie“, schlussfolgerte das Portal. Kettner hält es für sinnvoll, dass „die Bank ihre Entscheidung noch einmal überdenkt“. Förderlicher sei ein Weg, der den Klimaschutz fördere, ohne dass die ING „ihre Kunden bevormundet oder gar bestraft“.

Auch auf X/Twitter gab es bereits mehrere Reaktionen zu der Ankündigung der ING Bank. Während manche die Entscheidung der Bank unterstützen, sehen etliche Nutzer den Schritt der Bank eher kritisch und distanzieren sich entschieden davon.

Bei deutschlandtest.de ist die ING als beliebteste Direktbank 2023 aufgelistet. Zudem war sie laut „Modern-banking“ mit über neun Millionen Kunden (Stand: 12/21) mit Abstand die Direktbank mit den meisten Kunden in Deutschland.

ING Bank

Das Logo der ING in Brüssel. Foto: Dominique Faget/AFP via Getty Images



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