Kontroverse Wende in der Wärmewende: Wärmepumpe flop – Ölheizung top

Die Politik hat die Verbraucher verunsichert, so der Bundesverband Wärmepumpe. Die Folge erlebt jetzt die Heizungsbranche mit einer unerwarteten Entwicklung. Kann der Absatz an Wärmepumpen nochmal an Fahrt aufnehmen?
Kontroverse Wende in der Wärmewende: Wärmepumpe flop – Ölheizung top
Anstatt weiter zu steigen, ist die Nachfrage nach Wärmepumpen enorm eingebrochen.Foto: iStock
Von 17. Mai 2024

Für die Wärmewende wollte die deutsche Bundesregierung in diesem Jahr ursprünglich erstmals einen Rekordabsatz von 500.000 Wärmepumpen erzielen. Ein unerwarteter Abwärtstrend lässt dieses Ziel jedoch in weite Ferne rücken: Um mehr als die Hälfte brach der Absatz dieser vom Bund favorisierten Heiztechnologie im ersten Quartal dieses Jahres ein.

Was rund um die Wärmepumpe passiert ist, ist an Dramatik nicht zu überbieten.“

Das sagte Max Viessmann, Chef der gleichnamigen Heizungsfirma, gegenüber der WirtschaftsWoche. Und weiter: „Eine Technologie, die nachweislich effizienter ist und Vorteile hat, wurde kaputt geredet. Was an Mythen verbreitet wurde, an Polarisierung und Populismus stattgefunden hat, hat mich fassungslos gemacht.“

Wärmepumpen und Gasheizungen mit Rückgang

Die gemischte Stimmung bei den Immobilienbesitzern bekommen viele Installationsbetriebe bereits zu spüren. Denn der Absatz aller neuen Heizsysteme sei von Januar bis einschließlich März 2024 um 29 Prozent auf 217.500 Anlagen gesunken, wie der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie kürzlich verkündete.

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) teilte auf Anfrage der Epoch Times mit, dass die Wärmepumpenbranche in diesem Zeitraum 46.000 Anlagen verkaufen konnte. Das bedeutet einen Absatzeinbruch dieser elektrisch betriebenen Heizsysteme um 52 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal von 2023.

Wärmepumpen

Absatzentwicklung der verschiedenen Heizsysteme im 1. Quartal 2024 im Vergleich zum 1. Quartal des Vorjahres. Foto: mf/Epoch Times; Daten: „Merkur.de“

Einen noch stärkeren Absatzeinbruch erlebten mit 81 Prozent die Biomasse-Anlagen, wie „Merkur.de“ berichtete. Bei den Erdgasheizungen änderte sich indes der Trend. Wo für diese Geräte im gesamten Vorjahr noch ein Plus von 32 Prozent strahlte, steht jetzt ein Minus von 17 Prozent. Der klare Gewinner in diesem Vergleich sind die Ölheizungen. Sie konnten um 27 Prozent auf 27.500 Anlagen zulegen.

Doch warum steht ausgerechnet die vermutlich schmutzigste Heizungsart so gut dar? Nach Ansicht des BWP sind die Käufer „schlecht informiert“. Geschäftsführer Martin Sabel teilte der Epoch Times mit: „Kurzfristig brauche es vor allem mehr Aufklärungsarbeit zu den neuen Rahmenbedingungen am Wärmemarkt und zu den Verpflichtungen und Risiken, die man mit dem Einbau einer neuen Gas- oder Ölheizung eingeht.“

Eine maßgebliche Rolle bei der Entscheidung für eine neue Heizung spielten auch die Energiepreise. „Strom ist deutlich stärker mit Steuern und Abgaben belastet als fossile Energieträger, was eine Lenkungswirkung in Richtung fossiler Heizungen bewirkt“, erklärte Sabel. „Die ordnungsrechtlichen Vorgaben zur Nutzung von 65 Prozent erneuerbare Energie gelten bislang nur im Neubau.“

Verbraucher sind verunsichert

Entsprechend den ersten Absatzzahlen rechnet die Wärmepumpenbranche mit einem Gesamtjahresabsatz von maximal 200.000 neuen Anlagen. Diese Zahl nannte auch der BWP. Die gebremste Baukonjunktur sei dabei nur ein Grund für den Absatzrückgang von Heizungsanlagen.

Beide genannten Bundesverbände sehen als Hauptgrund jedoch eine Verunsicherung der Verbraucher. Auslöser dafür waren laut dem BWP die Diskussionen rund um das Gebäudeenergiegesetz, dessen Vorgaben erst verzögert greifen würden, sowie die unvollständige Umsetzung der Förderung.

Mit Blick auf die Haushaltskrise fordert Sabel von der Regierungskoalition, dass sie mit einem klaren Bekenntnis zur Stabilität der Förderung Vertrauen und Zuversicht in der Bevölkerung schaffe.

Ein herber Schlag bedeutet diese Entwicklung besonders für die Heizungsbranche. In den vergangenen Monaten haben die Betriebe laut Sabel „erheblich in Fertigungs-, Schulungs- und Installationskapazitäten investiert“. Sie hätten sich auf die von der Politik kalkulierten 500.000 Wärmepumpen pro Jahr eingestellt und könnten diese Menge liefern und einbauen. Der Absatzeinbruch sei nun eine schwierige Situation für sie.

Dennoch zeigt sich der Bundesverband optimistisch. Wie Sabel schilderte, bestehe in der Branche Einigkeit darüber, dass sich die Wärmepumpe mittelfristig als Standardheizung durchsetzen wird. Zudem würden Umfragen ein nach wie vor bestehendes Interesse an der Technologie aufzeigen. „Die Bürger wollen grundsätzlich weg von fossilen Heizungen, sie wollen den Umstieg auf Wärmepumpen und erwarten entsprechende politische Rahmenbedingungen“, so der Geschäftsführer.

Habeck sieht Aufwärtstrend

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) legt indes viel Hoffnung auf die neue Förderung für den Heizungsaustausch nach dem Gebäudeenergiegesetz. Diese sei auf einem guten Weg. Der Vizekanzler rechnet mit einem deutlichen Anstieg der Förderanträge bis Ende Mai. Er sagte:

Die Antragszahlen sind im April noch einmal klar gestiegen. Alle Anträge bisher konnten sofort beschieden werden, und die Antragsteller hatten innerhalb von Minuten die Gewissheit, dass ihre neue Heizung gefördert werden kann.“

Nach Angaben seines Ministeriums hätten bei der Ende Februar neu gestarteten Heizungsförderung zum 30. April 21.000 Antragsteller eine Förderzusage erhalten. Dies belaufe sich auf ein Fördervolumen von 300 Millionen Euro aus der Staatskasse. „Die Förderung insbesondere auch für die Wärmepumpe wird mehr und mehr angenommen“, verkündete Habeck. Wer eine klimafreundliche Heizung einbaue, könne dafür eine „umfassende und verbesserte Förderung“ erhalten.

„Ab Ende Mai rechnen wir noch einmal mit einem deutlichen Anstieg, denn dann startet die Antragsstellung für Selbstnutzende in Mehrfamilienhäusern und Wohnungseigentümergemeinschaften und wird im August auf alle weiteren Antragstellergruppen ausgedehnt“, fügte der Wirtschaftsminister hinzu. Er erwarte auch mit der Erholung der Baukonjunktur eine weiter steigende Nachfrage.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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