Professor warnt vor digitaler Bildung: „In erster Linie geht es um Multi-Milliarden-Markt für die IT-Industrie“

Mit aller Macht wird die digitale Bildung seit Beginn der Corona-Krise vorangetrieben. Ob die Kinder überhaupt in der Lage sind, auf diese Weise nachhaltig zu lernen, wird nur selten hinterfragt.
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Das Gehirn entwickelt sich besser, wenn kein Tablet oder Smartphone reale Welterfahrung verhindert, betont Prof. Dr. Lembke. Das Videogame "Fortnite" gehört nicht zur realen Lebenserfahrung, die Kinder unbedingt brauchen.Foto: iStock
Von 22. Juni 2020

„So viele Videos und Podcasts kann ich gar nicht produzieren, um nur annähernd ein Gegengewicht gegen den Irrglauben, Tablets lösen die Probleme unserer Bildung,  zu halten“, schreibt Digital-Professor Gerald Lembke in seinem neuesten Newsletter. Allerorts würde die Komplettdigitalisierung gefordert, in der Wirtschaft scheine die „sogenannte Corona-Pandemie“ die Digitalisierung ebenso mit einem „doppelten Turbolader“ voranzutreiben.

Das sei ganz gut so, denn schließlich „sind wir weltweit längst digital abgehängt“. Umso schlimmer erscheine jedoch der Aktionismus und die plötzliche Erkenntnis der meisten Menschen, dass man über das Internet tatsächlich telefonieren könne.

Mit den digitalen Kompetenzen seien wir „unfassbar schwach aufgestellt“, weiß der Experte. Aus diesem Grund würden viele Aktivitäten keiner intelligenten Strategie folgen. Sie seien stattdessen „angstgeleitet und technologiegetrieben“. Das helfe den Menschen leider nicht: „Verhaltensweisen, Motivationen, Kulturen spielen keine Rolle auf der Jagd nach dem nächsten Profit“, schreibt der Professor für digitale Medien weiter.

Dabei liege der Fehler in unserem Wirtschaftssystem, das ausschließlich auf Wachstum basiere. Die Pandemie zeige aktuell, dass unser Land glaube, mal für ein Jahr darauf verzichten zu können. „Gut so, das ist ein spannendes Experiment“, kommentiert Lembke.

Schlecht sei das, weil Deutschland dadurch „mit Turboschritten in die größte Rezession seit den 20er des letzten Jahrhunderts fliegen“ würde, ohne die Grundfeste unseres Wirtschaftens auch nur in Ansätzen in Frage zu stellen.

Von intelligenten gesamtwirtschaftlichen und -gesellschaftlichen digitalen Ideen und Lösungen sei dieses Land „soweit entfernt wie der Mars von der Erde“.

Unkontrollierte digitale Mediennutzung

Dass Kinder ohne Computer glücklicher sind, davon ist der Autor des Buches „Die Lüge der digitalen Bildung: Warum unsere Kinder das Lernen verlernen“ überzeugt. Er kritisiert das häufig unkontrollierte Verhalten der Kinder bei der Mediennutzung. Das könne man auch in der Öffentlichkeit beobachten, „wenn die Smartphones immer vor den Augen sind“.

Einen positiven Effekt beim Einsatz von digitalen Medien in Schulen und Kindergärten kann der Experte nicht erkennen. Es mangele an allen Ecken und Enden an Medienkompetenz. Diese würde als Bedienkompetenz oder als „Wischkompetenz“ ausgelegt. Dass kleine Kinder bereits auf Tablets oder Smartphones am Bildschirm hin- und herwischen, sei keine Medienkompetenz.

Kinder müssten vielmehr dahingehend erzogen werden, dass sie die Inhalte aus dem Internet kritisch hinterfragen.

Sie sollten lernen, mit den Medien produktiv umzugehen, und sich auf die digitalen Medien konzentrieren können. Aus der Forschung wisse man „ganz, ganz klar“, dass digitale Medien die Konzentrationsfähigkeit aufweiche, die Kinder vom Lernen abbringen.

Digitalisierung überfordert kindliches Gehirn

Dass Eltern ihren Kindern bereits im Vorschulalter Laptop & Co. überlassen, hält Lembke für „katastrophal“. Durch die Mediennutzung würde das Hirnsystem gerade junger Kinder stark überfordert. Dadurch würde keine Konzentration und Kritikfähigkeit geschult, sondern Ablenkung und Empathielosigkeit forciert werden.

In seinem Buch „Die Lüge der digitalen Bildung“ beschreibt der Professor seinen Eindruck:

In erster Linie geht es um einen Multi-Milliarden-Markt für die IT-Industrie, pädagogische Konzepte dienen vor allem als Deckmäntelchen.“

Begleitet durch ein Marketing der Angst, gemischt mit dem Mantra der „frühen Medienkompetenz“ sollen Eltern fürchten, dass ihre Kinder im globalen Wettbewerb untergehen, „wenn sie nicht mit drei Jahren ihre erst App programmieren können“. Das sei „irreführend und gefährlich“.

Die Forschung hätte klar gezeigt:

Kinder brauchen eine starke Verwurzelung in der Realität, bevor sie sich in virtuelle Abenteuer stürzen.“

Ihr Gehirn entwickele sich besser, wenn kein Tablet oder Smartphone reale Welterfahrung verhindert, betont Lembke. Daher sollten Kinder lieber im Matsch spielen als mit Tablets. Das sei „der beste Weg“, um fit für das digitale Zeitalter zu werden.

Der Autor wünscht sich mehr Gelassenheit. Man solle den Kindern doch ihre Kindheit gönnen – mit Toben, Purzelbäumen, Malen und Singen. Statt Milliarden in die IT-Infrastruktur zu bringen, solle das Geld besser für Erzieherinnen und Pädagogen ausgegeben werden. Ihr Einfühlungsvermögen entscheide darüber, wie sich unsere Kinder entwickeln.

Zur Person

Prof. Dr. Gerald Lembke, bekannt aus TV und Radio, ist Vater einer Tochter und hat das Thema digitale Mediennutzung täglich zu Hause. Er gilt als einer der digitalen Pioniere in Deutschland. Der Studiengangsleiter für Digitale Medien an der DHBW Mannheim und bekannter Buchautor kennt sich bestens aus mit digitalen Medien und Kindern. Seine Bücher „Die Lüge der digitalen Bildung“ und „Im Digitalen Hamsterrad – Plädoyer für einen bewussten Umgang mit digitalen Medien“ sind Standardwerke.

In seinen Online-Kursen gibt der Experte sein Wissen aus 25 Berufsjahren an Pädagogen, Erzieher und Eltern weiter. Seine Empfehlung lautet:

Werdet digital kompetent, dann werdet ihr sehen, dass vieles nur Schall und Rauch ist.“

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