Religiöse Begegnung schon im Kleinkindalter: Christlich-muslimische „Abrahams Kinder“-Kita vor dem Start

Erzieherinnen richten die "Abrahams Kinder" in Gifhorn ein.Foto: Peter Steffen/dpa
Die kleinen Bettchen sind schon aufgebaut, Maler bringen noch etwas Farbe an die Wand. Im niedersächsischen Gifhorn laufen die letzten Vorbereitungen: Im August eröffnet dort eine „Zwei-Religionen-Kita“, in der Kinder christlichen und muslimischen Glaubens gemeinsam betreut werden.
Die Initiatoren sprechen von einer bundesweit einmaligen Einrichtung. Am Donnerstag (26. Juli) soll Eröffnung gefeiert werden.
„Die 15 Plätze sind vergeben“, sagt die Sprecherin des Projekts, Ingetraut Steffenhagen. Muslime, Christen und Kinder ohne Konfession werden ihren Angaben zufolge unter den Ein- bis Fünfjährigen etwa gleich stark vertreten sein. „Abrahams Kinder“ heißt die Einrichtung, die einen Ort für die Kleinen aus unterschiedlichen religiösen Herkunftsfamilien schaffen soll, an dem sie ihre eigene und andere Religionen kennen und verstehen lernen.
Die Zielsetzung und Arbeitsweise haben die umstrittene muslimische Ditib-Moschee in Gifhorn, die katholische St. Altfrid-Gemeinde und die evangelische Dachstiftung Diakonie in einer Kooperationsvereinbarung beschrieben. Eine jüdische Gemeinde, die die Organisatoren gern einbezogen hätten, gebe es in Gifhorn nicht. Ob die kleine Gruppe zusammen betet oder gemeinsam Gottesdienste feiert, entscheiden die Erzieher. Sie werden sich laut Steffenhagen aber auf jeden Fall damit beschäftigen, warum die einen Weihnachten, Ostern oder Ramadan feiern – und die anderen eben nicht. Das Essen soll halal-zertifiziert sein, also auch den Speisevorschriften des Islam folgen.
Die Idee entstand den Angaben zufolge in der Moscheegemeinde, die aber Schwierigkeiten hatte, aus eigener Kraft eine Kita zu errichten und zu betreiben. Von Pastoralreferent Martin Wrasmann sei dann das Angebot für eine interreligiöse Kita mit einem Vorbild aus Osnabrück gekommen. Dort gibt es bereits seit mehreren Jahren eine „Drei-Religionen-Schule“ und eine jüdisch-christliche Kindertagesstätte. „Mit beiden Einrichtungen machen wir sehr gute Erfahrungen“, sagt Kai Mennigmann vom Bistum Osnabrück. Das Wachstum und der Zuspruch seien Belege dafür.
Ähnlichen Erfolg wünschen sich auch die Initiatoren im beschaulichen Gifhorn, die ihre Kita zu einem Leuchtturmprojekt mit bundesweiter Strahlkraft entwickelt wollen. In Berlin-Moabit hat allein der Plan für eine „Drei-Religionen-Kita“ für Christen, Juden und Muslime ein bundesweites Medienecho ausgelöst. Sie soll aber erst 2021 eröffnen.
„Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, in der sich Kinder verschiedenen Glaubens mit gegenseitiger Anerkennung begegnen und voneinander lernen können“, sagt die Leiterin der Kita in Gifhorn, Linda Minkus. Auch das Erzieherteam soll sich aus Mitarbeitern muslimischen und christlichen Glaubens zusammensetzen. Für eine dritte Stelle wird derzeit noch jemand gesucht. „Wie in fast allen sozialen Berufen ist es ausgesprochen schwierig, offene Stellen zu besetzen“, berichtet Projektsprecherin Steffenhagen.
Sie räumt auch ein, dass das Interesse anfangs verhalten war. Ein denkbarer Grund: Ihrer Meinung nach könnten Eltern zunächst Scheu gehabt haben, ihre Kinder in eine so exponierte Einrichtung zu geben. Von der AfD in Gifhorn wurde das Projekt wegen der wenigen Anmeldungen bereits vor der Eröffnung als gescheitert bezeichnet. Diese Kritik weist Steffenhagen als „übliche Abwehr gegen islamische Migration in den einschlägigen Kreisen“ zurück.
Den Zentralrat der Muslime in Deutschland stört die Politisierung des Themas. „Eine Kindertagesstätte ist grundsätzlich unpolitisch“, meint der Vorsitzende Aiman Mazyek. Der frühe Austausch sei besonders in Zeiten wichtig, in denen „Populisten“ das Trennende betonen. Für Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich (CDU) kann Verständnis und Toleranz nur gelingen, wenn es Möglichkeiten der Begegnung gibt. Diese Möglichkeit gibt es nun in seiner Stadt bald auch für die ganz Kleinen. (dpa/s0)
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