Sackgasse Gaspipeline: Pläne für Nordstream 2 konterkarieren die deutsche Klimaschutz- und Energiepolitik

Am Dienstag hat die Projektgesellschaft Nordstream 2 AG ihre Pläne für den Bau einer weiteren Erdgaspipeline durch die Ostsee offiziell vorgelegt. Die Pipeline soll über eine Länge von 1200 Kilometer von St. Petersburg nach Lubmin bei Greifswald führen. Bei Umweltschützern stößt das Bauprojekt auf Kritik. Eine so langfristige Investition für fossiles Gas widerspricht den Klimazielen Deutschlands und der EU bis 2050 treibhausgasneutral zu sein.
Titelbild
Eine Gasanlage der Nordstream 1-Pipeline bei Lubmin, nahe Greifswald. Foto: Lubmin.Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images
Epoch Times21. April 2017

Am Dienstag hat die Projektgesellschaft Nordstream 2 AG ihre Pläne für den Bau einer weiteren Erdgaspipeline durch die Ostsee offiziell vorgelegt. Die Pipeline soll über eine Länge von 1200 Kilometer von St. Petersburg nach Lubmin bei Greifswald führen. Bei Umweltschützern des World Wildlife Funds WWF stößt das Bauprojekt auf Kritik.

„Der Pipelineplan wirkt wie ein Anachronismus. Eine so langfristige Investition in zusätzliche Infrastruktur für fossiles Gas widerspricht den Klimazielen Deutschlands und der EU bis 2050 treibhausgasneutral zu sein. “Wer das Pariser Klimaschutzabkommen ernst nimmt, sollte  keine weitere Erdgaspipeline quer durch die Ostsee ermöglichen, sondern  konsequent auf den Ausbau der erneuerbare Energien setzen“, sagt Jochen Lamp, Leiter des WWF Ostseebüros. Das Pipeline-Projekt behindere die nötige Stärkung des EU-Energiemarktes. Eine Studie unter Beteiligung des WWF  belegt, dass kein Bedarf für die Ausweitung der Erdgasimporte durch die Ostsee existiert. Selbst bei einem beschleunigten Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2035 gewährleistet die bestehende Erdgasinfrastruktur in Deutschland ausreichend Versorgungssicherheit.

Auch ist laut WWF mit Umweltauswirkungen für die Ostsee zu rechnen, die ein dauerhaftes Bauwerk dieser Größenordnung am Meeresgrund nach sich ziehen würde. Zwar sollen die neuen Röhren  innerhalb der Ostsee weitgehend dem Korridor der ersten Pipeline folgen, doch hier können sich negative Effekte aufsummieren. Dies gilt auch für die Pläne, die Trasse auf deutscher Seite wieder im FHH-Gebiet des Greifswalder Boddens an Land zu führen. „Der  Greifswalder Bodden ist Naturschutzgebiet. Trotzdem ist das Gewässer schon jetzt durch die erste Nordstream-Pipeline, Stromtrassen, Fahrwasserbaggerungen und das LNG Terminal Swinemünde stark strapaziert.  Zusätzliche Beeinträchtigungen würden die Belastungsgrenze des Gewässers sprengen“, befürchtet Jochen Lamp. Der WWF fordert die deutschen Behörden auf, die Planungen kritisch auf ihre Genehmigungsfähigkeit zu prüfen und wird auch einen eigene Prüfung durchführen.

Das Pipelineprojekt wird auch in anderen Ländern zu Naturschutzkonflikten führen: In Schweden wird das neu geschaffene Schweinswal-Schutzgebiet bei Gotland betroffen, in Russland würde die Pipeline durch das Kurgalski Reservat führen – ein Laichgebiet für Lachse und international anerkanntes Wasservogel-Schutzgebiet.  Die geplante Pipeline auf dem Meeresgrund soll durch die ausschließlichen Wirtschaftszonen und territorialen Gewässer von Russland, Finnland, Schweden, Dänemark und Deutschland führen.

(WWF/mh)



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