Katzenminze wird aufgrund ihrer anziehenden und berauschenden Wirkung auf
Stubentiger oft als Zusatz für Spielzeug und Leckerlis verwendet. Weniger bekannt ist bislang, dass das Kraut gleichzeitig eine starke abwehrende Wirkung auf Insekten hat. Besonders seine Wirkung auf
Moskitos weckt das Interesse der Forscher. Neuere Forschungen zeigen nun, dass ihre Inhaltsstoffe mindestens so wirksam sind wie DEET (
Diethyltoluamid) und andere synthetische Insektenabwehrmittel.
Welcher Mechanismus genau die Abneigung der Insekten gegen dieses gewöhnliche Mitglied der Minzfamilie auslöst, war bisher jedoch unbekannt. Diese Frage konnte ein Team von Forschern der Universitäten Northwestern (llinois, USA) und Lund (Schweden) in einem kürzlich
in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlichten Artikel beantworten.
„Katzenminze und ihr Wirkstoff
Nepetalacton werden seit Jahrtausenden zur Abwehr von Schädlingen eingesetzt. Der früheste Nachweis stammt aus der Zeit von Plinius dem Älteren“, sagt Marcus C. Stensmyr, Professor an der Universität Lund und Mitautor der Studie
in einer Pressemitteilung. „Aber warum Katzenminze bei einer so breiten Palette von Insektenarten so wirksam ist, blieb bisher unbekannt.“
Schluss mit Kollateralschäden
Traditionelle Konzepte zur Moskitobekämpfung beinhalteten häufig
Insektizide. Diese sind jedoch gleichzeitig auch für andere, nützliche Insektenarten schädlich. Moderne synthetische Rezepturen zur Insektenabwehr zielen dagegen auf die Geruchs- und Geschmacksrezeptoren von Mücken ab. Diese machen das Insekt unfähig, menschliche Beute zu erkennen.
„Wir haben entdeckt, dass Katzenminze und ihr Wirkstoff einen uralten Schmerzrezeptor aktiviert. Dieser ist bei vielen unterschiedlichen Tieren wie Plattwürmern, Fruchtfliegen und Menschen zu finden“, sagte Marco Gallio, Professor für Neurobiologie im Weinberg College of Arts and Sciences. „Wir glauben, dass Katzenminze diesen weitverbreiteten Reizrezeptor aktiviert und deshalb so eine abneigende Wirkung hat.“
In früheren Arbeiten zeigte unter anderem das Gallio Lab, dass Menschen, Insekten und viele andere Tierarten eine Version dieses Schmerzrezeptors besitzen. Dabei handelt es sich um ein Protein, das auch als „Wasabi-Rezeptor“ bekannt ist und Umweltreizstoffe wie Schmerz und Juckreiz wahrnimmt.
Im Gegensatz zu Wasabi- oder Knoblauchverbindungen, die diese Rezeptoren auch beim Menschen aktivieren, scheint Katzenminze jedoch lediglich bei Insekten eine Reaktion hervorzurufen, sagte Gallio. Das erkläre auch, so Gallio weiter, „warum Menschen gleichgültig darauf reagieren.“
Katzenminze ist für jeden zugänglich
Warum sich Katzen so sehr von Katzenminze angezogen fühlen, ist eine ganz andere Geschichte und eine, die nicht ganz verstanden wird. Forschungen deuten darauf hin, dass dies auf eine ungewöhnliche Wechselwirkung zwischen einem der Wirkstoffe der Katzenminze und einer molekularen Komponente im Belohnungssystem des Katzengehirns zurückzuführen sein könnte.
„Moskitos, insbesondere solche, die als Krankheitsüberträger fungieren, werden zu einem größeren Problem. Ein Grund hierfür ist, dass wegen der Klimaveränderung immer mehr Gebiete attraktivere Bedingungen für sie bieten“, so Stensmyr. „Von Pflanzen abgeleitete Verbindungen stellen einen neuen Ansatz zur Entwicklung von Insektenschutzmitteln dar. Pflanzen wissen schon lange, wie sie sich vor Schädlingen schützen können.“
Gallio fügte hinzu, dass pflanzliche Stoffe oft zu viel niedrigeren Kosten erhältlich und leichter zu beschaffen sind. Die Zugänglichkeit der Katzenminze könnte große Auswirkungen in Entwicklungsländern haben, wo durch Mücken übertragene Krankheiten ein großes Problem darstellen.
Die Forscher untersuchten verschiedene Insektenarten, um besser zu verstehen, wie Katzenminze und ihr Wirkstoff eine breite Palette von Insekten abwehrt. So forscht das Gallio-Labor an der Northwestern University zu Fliegen der Gattung Drosophila, während das Stensmyr-Labor in Lund sich hauptsächlich mit Stechmücken und anderen Insekten als Überträger von menschlichen Krankheiten befasst.

(Mit Material der Northwestern University)