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„Nebelkerze statt Strategie“

Autopapst Dudenhöffer: E-Autos bald günstiger als Verbrenner - doch Strompreise gefährden Trend

Eine Woche nach dem Autogipfel im Kanzleramt zieht der bekannte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer eine ernüchternde Bilanz. Die von Bundeskanzler Merz initiierten Gespräche seien eine reine „Nebelkerze“ gewesen. Deutschland drohe den Anschluss in der Autoindustrie endgültig zu verlieren.

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Die Bundesregierung sollte eine breite Entlastung der Autoindustrie ins Auge fassen, so Autoexperte Dudenhöffer.

Foto: Sven Hoppe/dpa

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In Kürze:

  • Dudenhöffer kritisiert Autogipfel im Kanzleramt als „Nebelkerze“
  • Deutsche Autoindustrie laut Experte nicht mehr wettbewerbsfähig
  • Unsicherheit um das Verbrennerverbot bremst Investitionen und Käufe
  • Strompreise und Ladeinfrastruktur gefährden Akzeptanz von E-Autos

 
Der sogenannte Autopapst Ferdinand Dudenhöffer hat der deutschen Politik eine Woche nach dem Autogipfel im Kanzleramt ein durchwachsenes Zeugnis ausgestellt. In einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ äußert der Ökonom, dass die von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) organisierten Gespräche nur Oberflächenkosmetik bewirkt hätten.
Maßnahmen wie eine Aussetzung der Kfz-Steuer für E-Autos bis 2035, aber auch die Debatte um eine Aufhebung des Verbrennerverbots änderten nichts an den Kernproblemen. Diese lägen darin, dass die deutsche Autoindustrie nicht wettbewerbsfähig sei – und ihre potenzielle Kundschaft verunsichert.

Autogipfel kein Problemlöser – Standort bleibt angeschlagen

Der Autogipfel sei eine „Nebelkerze“ gewesen, betonte der bekannte Automobilexperte. Während der Bund ein Drittel des Haushaltes für Sozialleistungen ausgebe und zu stetig neuen Tricks auf der Jagd nach Steuermitteln greife, sei der Standort Deutschland bedroht.
„Wir müssen unseren Standort Deutschland wettbewerbsfähig machen, sonst zieht die Autoindustrie ab. Und das geht sehr schnell, wie die täglichen Schlagzeilen zeigen“, so Dudenhöffer.
Es bedürfe einer breiten Entlastung der Betriebe in mehreren Bereichen – von Energiepreisen über Logistikkosten und Unternehmenssteuern bis zu Regulierungen. Es sei „mehr als betrüblich, dass der Bundesregierung dazu nicht mehr einfällt als ein Autogipfel“.
Die Debatte um das Verbrennerverbot bewirke nach Einschätzung von Dudenhöffer mehr Verunsicherung als Gewissheit. Konzerne hielten ihre Investitionen zurück und Kunden nähmen von Neuwagenkäufen Abstand, weil keiner wisse, was die Zukunft bringe. Bis 2035 sei in jedem Fall mit deutlich verschärften Vorgaben an die Autoindustrie zu rechnen, gleichzeitig steige der CO₂-Preis noch weiter.

Dudenhöffer sagt weitere Angleichung bei den Preisen voraus

Bereits vor zwei Jahren hatte Dudenhöffer in Anbetracht des Aus für die damalige Kaufprämie deutlich gemacht, dass – neben geringerer Reichweite – der Preis das Hauptproblem des E-Autos sei. Immerhin habe sich in diesen Bereichen einiges zum Positiven gewendet. So seien bei einigen Modellen Reichweiten bis zu 800 Kilometer möglich. Dies entspricht schon weitgehend dem Standard von Verbrennermodellen.
Gleichzeitig sei den Analysen von Dudenhöffers Ferdi Research GmbH zufolge das durchschnittliche E-Auto nur noch um 2.190 Euro teurer als der durchschnittliche Verbrenner. Noch vor einem Jahr habe der Unterschied nicht weniger als 7.000 Euro betragen. Der Wettbewerb werde stärker, gleichzeitig könnten Unternehmen günstiger produzieren. Der Ökonom gibt sich überzeugt:
„Deutlich vor dem Jahr 2030 werden Elektroautos preisgleich oder sogar preisgünstiger als Verbrenner sein.“
Ein weiteres erhebliches Problem seien die Betriebskosten. Dies betreffe vorwiegend das Schnellladen an Säulen der großen Energiekonzerne entlang von Autobahnen. Die Energiekonzerne handelten dabei extrem kurzsichtig, erklärte Dudenhöffer:
„Wenn Ihnen die Stromverkäufer bei einer Strecke von Bochum nach München und zurück 160 Euro mehr in Rechnung stellen als beim Diesel, zerstört man die Elektromobilität.“
Die Politik sollte hier dringend das Gespräch mit den Stromkonzernen suchen.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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