Marc Friedrich: Wie Geld in die Welt kommt

Der Großteil unseres Geldes entsteht aus dem Nichts – und stammt nicht aus der Druckerpresse der EZB oder der Bundesbank. Wie funktioniert das? Finanzexperte Marc Friedrich schaut auf Geld, den digitalen Euro und Bitcoin.
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Wie entsteht Geld? Aus dem Nichts.Foto: iStock
Von 31. Oktober 2023

Wenn ich auf meinen Vorträgen frage, wie Geld entsteht, bekomme ich häufig die interessantesten Antworten: Es komme aus dem Automaten, aus dem Keller der Bank oder aus der Druckerpresse. Es ist essenziell wichtig zu verstehen, wie Geld entsteht, denn schon Henry Ford sagte zu seiner Zeit: „Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“

Wie das Geld in die Welt kommt

Nur ein Bruchteil unseres Geldes kommt aus der Druckerpresse der EZB und der Bundesbank. Der Großteil unseres Geldes entsteht aus dem Nichts!

Ja, richtig gelesen. Geschäftsbanken (also Sparkassen, Volksbanken und Privatbanken) können durch die sogenannte Giralgeldschöpfung ebenfalls Geld erzeugen, indem sie Kredite vergeben.

Jedes Mal, wenn ein Kredit vergeben wird, entsteht neues Geld. Dieses Geld wird Fiat-Geld genannt.

Der ein oder andere mag jetzt denken: „Was hat denn der italienische Autobauer mit unserem Geld zu tun?“ Keine Sorge. Nichts. Fiat kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „es werde“, „es entstehe“. Mancher kennt womöglich aus der Bibel den Ausspruch: „Fiat lux – es werde Licht.“

Alles, was Banken für die Erschaffung von Geld aus dem Nichts benötigen, ist eine Mindestreserve von einem Prozent des Kredits in Zentralbankgeld.

Wie aus 5.000 Euro 500.000 werden

Beispielsweise muss die Bank bei 100.000 Euro Kredit 1.000 Euro in Notenbankgeld in Form von Münzen und Scheinen oder in notenbankfähigen Sicherheiten (Staats- und Unternehmensanleihen, Aktien, Immobilien) bei der EZB hinterlegen. Zusätzlich gibt es bestimmte Eigenkapitalvorgaben abhängig von der Risikoeinstufung durch die Ratingagenturen.

Das heißt, Banken können für jeden Euro das 12,5- bis 100-Fache an Giralgeld erzeugen. Angenommen, Sie nehmen einen Kredit von 500.000 Euro auf. Dafür muss die Bank lediglich 5.000 Euro bei der EZB hinterlegen und schafft per Knopfdruck 495.000 Euro aus dem Nichts wie der Magier David Copperfield.

Sie aber müssen für die kompletten 500.000 Euro, auch für die Luftnummer, Zinsen zahlen. Aus diesem Grund werden Banken alles unternehmen, um dieses lukrative Monopol der Geldschöpfung durch Kreditvergabe mit allen erdenklichen Mitteln zu verteidigen.

Die Zentralbankgeldmenge wird wiederum direkt von der Zentralbank gesteuert. Dazu bedient sie sich der Zinspolitik.

Der Leitzins ist derjenige Zinssatz, mit dem sich die Banken bei der EZB Geld leihen können. Das ist auch der Grund, warum in jeder der vergangenen Krisen (Finanzkrise und Corona) die Geldschleusen der Zentralbanken geöffnet wurden und der Leitzins bis auf null Prozent abgesenkt wurde.

Ein ungedecktes Fiat-Geldsystem hat zwei Nebeneffekte. Erstens tendieren die Staaten ausnahmslos dazu, immer mehr Schulden anzuhäufen und zweitens führt es zu immer neuen Boom-und-Bust-Zyklen.

Der digitale Euro: Die nächste Stufe der Überwachung

Dadurch, dass das Fiat-Geld beliebig nachgedruckt werden kann, ist es kein besonders guter Wertspeicher. Ganz im Gegenteil. Es ist eher ein Wertvernichter. So hat der US-Dollar, also der König unter den Fiat-Währungen, seit 1971 mehr als 98 Prozent an Kaufkraft verloren.

Auf Euro lautende Banknoten sind das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel. Daher ist Bargeld innerhalb des Fiat-Geldsystems gedruckte Freiheit. Mit jeder Zahlung, die wir mit Karte tätigen, machen wir uns gläserner.

Gleichzeitig laufen bei der EZB erste Testversuche bezüglich eines digitalen Euros (Central Bank Digital Currency, CBDC) – und das, obwohl die meisten Zahlungen schon digital ablaufen. Auf der Website der EZB heißt es, dass dieser eine „Neuerung wäre, die das Leben erleichtert“.

Doch Bequemlichkeit hat bekanntlich ihren Preis. Jeder Bürger in der EU hätte dann ein digitales Konto (Wallet) direkt bei der EZB – und die EZB somit in Echtzeit den Überblick über jede Transaktion.

Der digitale Euro hätte vielfältige Möglichkeiten der Überwachung und Kontrolle der Bürger. Man könnte das digitale Geld programmieren und mit einem Ablaufdatum versehen, ein CO₂-Guthabenkonto dazu buchen, Steuern und Strafen sofort einziehen, den Impfstatus hinterlegen, das Konto sperren, falls man auf der falschen Demonstration gesichtet wird, oder gar nach chinesischem Modell ein Sozialpunktesystem implementieren.

Selbst wenn die EZB aktuell vielleicht ehrbare Ziele hat, kann dies mit einem Knopfdruck in einem Regimewechsel gegen Freiheit und Menschen verwendet werden.

Zudem: Egal ob Bargeld oder digitaler Euro, bei beiden handelt es sich um sogenannte ungedeckte Fiat-Währungen, die in der Geschichte der Menschheit immer über kurz oder lang kollabiert sind.

Bitcoin als Lösung?

Ein Wort noch zu Bitcoin. Der Bitcoin ist ein Kind der Krise. Das Whitepaper dazu wurde in der dunkelsten Stunde der Finanzkrise 2008 von Satoshi Nakamoto veröffentlicht. Im Gegensatz zu Euro und Co. steht hinter Bitcoin keine Zentralbank, kein Politiker und kein Unternehmen. Bitcoin ist dezentral und limitiert auf 21 Millionen Einheiten.

Bitcoin ist ein grenzüberschreitendes Zahlungsmittel, mit dem jederzeit jeder Person auf dieser Erde in Sekundenschnelle Geld gesendet werden kann, ohne den lästigen und mühsamen Weg über Banken und Finanzdienstleister gehen zu müssen, die im Regelfall noch horrende Gebühren für den Geldtransfer verlangen.

Genau wie Martin Luther im Jahr 1517 mit seinen 95 Thesen den Grundstein zur Trennung von Staat und Geld legte, hat der unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto bekannt gewordene Erfinder von Bitcoin mit seiner Idee des Bitcoins den Grundstein für eine Trennung von Staat und Geldsystem gelegt und damit die größte Revolution aller Zeiten eingeleitet.

Zum Autor 

Marc Friedrich ist Deutschlands erfolgreichster Sachbuchautor (6. SPIEGEL Bestseller in Folge), ausgewiesener Finanzexperte, gefragter Redner, YouTuber, bekannt aus Funk und TV, Vordenker, Freigeist und Honorarberater. Sein nächstes Buch trägt den Titel “Die größte Revolution aller Zeiten – Warum unser Geld stirbt und wie Sie davon profitieren“. Mehr Informationen: www.friedrich-partner.de und www.marc-friedrich.de Twitter und Instagram: @marcfriedrich7



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