Freiwillige Kooperation als Schlüssel zur Freiheit

„Sozialismus ist immer Gewalt“, sagt der Volkswirtschaftler Philipp Bagus. Wieso ist er dann so beliebt?
Titelbild
Freiwillige Kooperation, Stärkung der Persönlichkeit, Verbesserung des Charakters – Zauberworte für eine bessere Zukunft.Foto: iStock
Von 9. November 2021

„Wer hat nicht das Gefühl, dass gerade etwas gewaltig schiefläuft? Wollen wir nicht alle etwas dafür tun, dass die Entwicklung in eine bessere Richtung geht, in eine friedliche, blühende und gerechte Zukunft?“

Der eigentliche Zerstörer der Zukunft sei der Sozialismus, analysiert Prof. Dr. Philipp Bagus, Professor für Volkswirtschaft an der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid. Sozialismus bedeutet eine gewaltsame Unterbindung der freien Kooperation der Menschen, Unternehmen und Länder. Stattdessen wird auf staatliche Planung gesetzt.

Er „zehrt auf, er zersetzt, er zerstört, er vernichtet, was der Kapitalismus mühselig aufgebaut hat. Jeder Schritt hin zum Sozialismus ist die Zerstörung des Bestehenden, der bestehenden bürgerlichen kapitalistischen Gesellschaftsordnung“. Statt Sozialismus sollte man ihn besser Destruktionismus nennen.

Diese Worte fielen im Vortrag von Philipp Bagus im Oktober auf der Jahreskonferenz des Ludwig von Mises Institut Deutschland. Sein Thema war, wie man die Zerstörung des Gemeinwesens verhindern kann, die derzeit stattfindet. Hier einiges zu seinen Thesen.

Groll, Neid, Rache

Wieso ist der Sozialismus jedoch so beliebt? Weil er auf heimlichen Groll, auf Neid und auf Racheinstinkten aufgebaut ist, beginnt Bagus. Karl Marx habe Groll, Neid und Rache einen wissenschaftlichen Anstrich gegeben, dazu einen attraktiven Namen und sie zur „weltgeschichtlichen Sendung verklärt“. Wer sich ungerecht behandelt fühlt, unterdrückt fühlt, wird so zu einem Aktivisten mit Sendungsbewusstsein verklärt.

Mittel, um das Böse im Menschen zu erwecken, gebe es heute in großer Anzahl: Neid und Hass auf Autos, Flugzeuge, Bewegungsfreiheit, auf alles, was das Leben verbessern kann. 

Die Coronakrise habe ein weiteres Ventil für das Böse im Menschen geöffnet. Der Volkswirtschaftler beobachtete: „Die Masse kann ihre Mitmenschen anschwärzen, kontrollieren und maßregeln.“ Die bürgerliche Gesellschaftsordnung wurde sozial, psychologisch, gesundheitlich und wirtschaftlich zersetzt und derart geschwächt, dass ihre Freiheit schwindet. Gleichzeitig gewinnen der Staat und zentrale Planung an Bedeutung. Zudem würde das als „wissenschaftlicher Weg in eine bessere Welt verkauft. Die Zerstörungswut wird als ethische und wissenschaftliche Alternativlosigkeit verklärt.“

Hinzu kommt eine kindliche Rebellion gegen die Realität, in der nicht alles ständig verfügbar ist. Ein Sozialist möchte das Paradies auf Erden – ohne wahrhaben zu wollen, dass die staatlichen Eingriffe Kosten haben.

Drei Wege zum „Paradies des Sozialismus“

Wie soll das sozialistische Paradies auf Erden erreicht werden? Es gibt drei Wege: mit einer gewaltsamen Revolution, demokratischen Beschränkungen und/oder kultureller Transformation. Prof. Bagus erklärt:

1. Gewalttätige Revolution: Dieser Weg erfolgt unmittelbar durch Sabotage oder Revolution, um so zum Sozialismus zu kommen. Das ist der Weg der Roten Armee Fraktion, Antifa, Black Lives Matter.

2. Demokratische Revolution: Dieser Weg ist mittelbarer durch die Beschränkung und Zerstörung des Privateigentums und die Vergesellschaftung. Das ist der Weg der Marxistisch Leninistischen Partei Deutschlands, Fridays for Future, oder Die Linke.“

Die Mittel der demokratischen Revolution sind seit 150 Jahren bewährt und als sozialistische Wirtschaftspolitik bekannt: Steuern, Verstaatlichung, Gewerkschaften, Sozialgesetzgebung, Arbeitsgesetzgebung. Hinzu kommt die Inflation, die die Zerstörung verschleiert.

Zum besten Beispiel dafür erklärt der Volkswirtschaftler die Coronapolitik mit ihren Lockdowns: Wären diese Lockdowns mit Steuermitteln finanziert worden, hätte es stärkeren Widerstand gegeben. Die Kosten übernahm jedoch die EZB durch Gelddrucken, mit denen sie die Staatsschulden kaufte. Darüber wurde das Kurzarbeitergeld, Subventionen und Förderprogramme finanziert. Während die Geldmenge steigt, würden die Menschen nur eines spüren: die Inflation. Der Ursache-Wirkungs-Zusammenhang bleibt hingegen verborgen.

Der 3. Weg ist die kulturelle Transformation. Kulturmarxismus zersetzt die Grundlagen der bürgerlichen und kapitalistischen Gesellschaftsordnung durch die Zerstörung der Kultur – der Religion, Ehe und Familie, Heimat, Nation und Tradition, der Hierarchien und zu guter Letzt der Persönlichkeit selbst.

Der Angriff auf die Persönlichkeit

„Die Persönlichkeit ist eigentlich das, wogegen sich der Sozialismus wendet und was er zerstören will und muss. Die Zerstörung des Gemeinwesens beginnt mit der Zerstörung des Individuums.“ Bagus erklärt, dass sich der Widerstand gegen den Staat leichter brechen lässt, wenn man Menschen psychologisch verunsichert und ihre Psyche zerstört. Daher attackiert der Sozialismus alles, was dem Menschen Halt und Sicherheit gibt, einschließlich des Eigentums, durch das sich der Mensch verwirklicht. Denn: „Ein entwurzelter Mensch ist einfacher zu beeinflussen.“

Der Angriff auf die Persönlichkeit erleichtert die Kontrolle, Manipulation und Gehorsam der Menschen. Gruppenmentalität vereinfacht die totalitäre Kontrolle. „Durch die Identifikation mit der Gruppe wird das kritische, individuelle Denken auf Stand-by gesetzt und eine Art Gruppendenken setzt sich durch.“

Wie verläuft die Manipulation? Zunächst wird Angst vor einer Bedrohung erzeugt, dann Verwirrung durch widersprüchliche Informationen, die rational nicht fassbar sind, gestiftet. Isolierung der Menschen ist in diesem Stadium sehr hilfreich und führt zu Infantilisierung.

Anschließend wird Sicherheit durch eine alternativlose Lösung angeboten. Da die Menschen ihren psychischen Halt verloren haben, wenden sie sich hilfesuchend an den Staat, damit dieser das Problem löst. Der Regierung wird mehr Macht gegeben, es kommen neue Gesetze und eine Verfassungsänderung. Danach gibt es eine kurze Ruhephase, bevor der Zyklus von Neuem beginnt.

Letztlich steht hinter der Zerstörung der Persönlichkeit eine Zerstörungswut gegen die Welt. Die heutige Welt sei krank, es herrsche Patriarchat, Unterdrückung, Rassismus, Klima, Corona. Die bürgerlichen Strukturen seien schuld daran und müssten zerschlagen werden – darunter das Privateigentum. Die Natur wäre ohne den Menschen besser dran. Dieser Hass auf die Welt ist das Fundament des Sozialismus. Nach Schafarewitsch gibt es nur einen Ausweg: Die Zerstörung dieser Umwelt, was als „Todestrieb des Sozialismus“ bekannt ist. 

Was kann dagegen getan werden?

Philipp Bagus führt zunächst an, was nicht hilft. Es hilft nicht, auf das bisherige Scheitern des Sozialismus zu verweisen. Alle bisherigen Versuche scheiterten, von Kommunen über die DDR bis zu Venezuela. Ein Scheitern wird stets damit begründet, es sei ja kein „richtiger Sozialismus“ gewesen.

Es hilft auch nicht, auf die Instinkte wie Hass, Rache, Groll, Angst und Neid zu verweisen, die dahinter stehen. Sozialismus appelliert an die niedrige emotionale Ebene und alle, die bei einer Deregulierung verlieren würden, erklären Neid und Missgunst für „völlig verständlich“.

Getan werden kann etwas auf drei Ebenen:

Zum einen sollte die „geistige Mittelschicht“, also Lehrer, Professoren, Journalisten, Schauspieler, ihr Verständnis des Sozialismus hinterfragen. Die Zerstörung gelangte durch einzelne Denker zu den Massen. Hier muss das Wissen wachsen und der Trend umgekehrt werden.

Die eigene Psyche zu stärken ist der zweite Punkt. Jeder sollte sein Leben wieder selbst in die Hand nehmen, selbst Verantwortung übernehmen, den eigenen Charakter stärken. „Psychisch starke Menschen lassen sich weniger einfach manipulieren und kontrollieren“, schreibt Bagus.

Als Drittes sollte alles gefördert und unterstützt werden, was für die Idee der Freiheit, des freien Unternehmertums und des Eigentums als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit steht. 

Dazu gehört das Vereinswesen, wo sich Menschen ohne den Staat organisieren. Dazu gehören alle, die private Hilfe organisieren wie im Ahrtal und Probleme ohne den Staat lösen, auch private Bildungseinrichtungen und unabhängige Medien. Dazu gehört die Familie und die Religion. Dazu gehört die Kunst. Philipp Bagus fasst zusammen:

„Gemeinsamer Nenner ist bei diesen Institutionen immer die Idee der Freiheit. Sie machen vor und lehren, wie es ohne Gewalt, ohne Staat geht. Durch freiwillige Kooperation. Werden diese Einrichtungen gefördert, wird gleichzeitig die Idee der Freiheit, die ihnen zugrunde liegt, gefördert. Sie sind Puffer und Widerstand gegen den Sozialismus.“

Sein Fazit mahnt: „In jüngster Zeit schreitet das Zerstörungswerk des Sozialismus immer schneller voran. Letztlich ist die Wahl zwischen Kapitalismus und Sozialismus, zwischen Freiheit und Zwang, zwischen Reichtum und Armut, zwischen Schaffen und Zerstörung, eine Wahl zwischen Leben und Tod. Wir sollten daher alles dafür tun, die Wahl in die richtige Richtung zu lenken.“



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion