Wuppertaler Gymnasium: Therapeut besorgt über Brutalität von Jugendlichen

In Wuppertal gibt es nach dem Amokalarm drei Schüler, die auf der Intensivstation behandelt werden. Am Nachmittag soll es mehr Ermittlungsdetails von Polizei und Staatsanwaltschaft geben.
Notfallseelsorge ist an einer Schule vor Ort. In Wuppertal sind an einer Schule mehrere Schüler verletzt worden.
Notfallseelsorge ist an einer Schule vor Ort. In Wuppertal sind an einer Schule mehrere Schüler verletzt worden.Foto: Roberto Pfeil/dpa
Epoch Times23. Februar 2024

Ein Wuppertaler Gymnasium hatte am Donnerstagvormittag Amokalarm ausgelöst, nachdem ein 17-Jähriger mit mehreren Waffen auf Mitschüler eingestochen haben soll.

Die Polizei gab die Zahl der verletzten Opfer zunächst mit vier an, hinzu kommt der mutmaßliche Angreifer. Er und zwei Schüler mussten auf der Intensivstation behandelt werden. Am Freitagnachmittag soll es mehr Ermittlungsdetails von Polizei und Staatsanwaltschaft geben.

Therapeut beobachtet mehr Gewaltdelikte als früher

Die Amoktat an einem Wuppertaler Gymnasium ist aus Sicht des Kölner Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten Christian Lüdke ein Beispiel für zunehmende Gewaltdelikte unter gleichaltrigen Jugendlichen oder jungen Erwachsenen.

Zwar zeigten die polizeilichen Kriminalstatistiken keinen drastischen Anstieg bei der Gesamtzahl solcher Fälle, allerdings nehme die Brutalität und der Einsatz von Messern und anderen Waffen zu, sagte Lüdke am Freitag im „Morgenecho“ von WDR 5.

Das Elternhaus als wichtiger Faktor

Häufig gebe es schon sehr früh Indizien in der Familie, wenn ein Kind abdrifte. „Zunächst, dass Kinder entweder sehr ruhig sind, verstummen, wenig soziale Kontakte haben oder relativ früh schon sehr aggressiv sind, teilweise dann Gewalt verherrlichen“, beschrieb der Trauma-Therapeut Verhaltensauffälligkeiten. Leider werde darauf häufig nicht reagiert.

Tatsächlich sei schon das Elternhaus ein großer Risikofaktor bei der Entwicklung gewalttätiger Kinder, erklärte Lüdke, der auch als psychologischer Ausbilder von Spezialeinheiten der nordrhein-westfälischen Polizei gearbeitet hat. „Häufig haben solche Jugendliche Eltern, die selbst Gewalt tolerieren oder selber sehr aggressiv sind.“

In diesen Familien gebe es oft keine starke emotionale Bindung, so dass die Kinder häufig kein Mitgefühl für Andere entwickeln könnten. „Von daher verfallen sie dann in eine Art gefühlsmäßige Vollnarkose“, sagte der Experte. „Sie fühlen sich ohnmächtig und durch die Gewaltausübung verwandeln sie das Gefühl von Ohnmacht in ein kurzzeitiges Erleben von Allmacht. Im schlimmsten Fall nach dem Motto: Ich bin Herr über Leben und Tod.“

Weitere Fälle

Erst vor wenigen Tagen waren zwei junge Basketballspieler aus der Ukraine am Oberhausener Hauptbahnhof niedergestochen worden. In diesem Fall gelten vier 14- bis 15-jährige Jugendliche als dringend tatverdächtig und sitzen in Untersuchungshaft.

Anfang Februar haben in Moers (Nordrhein-Westfalen) zudem drei Jugendliche im Alter von 15, 16 und 17 Jahren zwei obdachlose Männer auf offener Straße attackiert. Acht Tage später starb einer der Männer im Krankenhaus, wie die Polizei in Duisburg und die Staatsanwaltschaft Kleve mitteilten. Derzeit wird geprüft, ob die Verletzungen durch den Angriff den Tod des 58-Jährigen verursachten.

Bisherigen Ermittlungen zufolge soll der 15-Jährige einem der Männer, einem 51-Jährigen, zuerst mehrfach Pfefferspray ins Gesicht gesprüht haben. Danach habe er dem 58-Jährigen gegen den Kopf getreten, hieß es. Der 17-Jährige habe den ersten Mann gewaltsam zu Boden gestoßen, woraufhin der 15-Jährige auch gegen dessen Kopf getreten habe. Es gab noch weitere Tritte.

Der 16-Jährige habe die Tat gefilmt. Ein Zeuge, der das Video einen Tag später auf dem Handy eines Arbeitskollegen sah, verständigte den Angaben zufolge die Polizei und gab Hinweise. Gegen den 15-Jährigen wurde ein Haftbefehl wegen des Verdachts der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung erlassen. Die Leiche des 58-Jährigen wird gerichtsmedizinisch untersucht. Die Ermittlungen liefen noch, hieß es. (dpa/red)



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